Rund um die Diskussion über die Zuschauerbegrenzung bei Sportveranstaltungen in der Schweiz meldet sich nun auch SFL-Boss Heinrich Schifferle zu Wort. Gegenüber «Blick» verlangt er eine gesamtschweizerische Lösung und will die Stadien zu 50 Prozent füllen.
Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass der Bundesrat mit der Überlegung spielt, die Obergrenze von 1'000 Zuschauern bei Sportveranstaltungen in der Schweiz bis März 2021 aufrechtzuerhalten. Eine alternative Lösung sieht vor, die Beschränkungen auf kantonaler Ebene zu regeln. Für Heinrich Schifferle, Präsident der Swiss Football League, kommt beides nicht infrage.
«Erschüttern kann mich nach den letzten Monaten nichts mehr. Aber ich bin schon überrascht, wie man so handstreichartig eine für uns so fatale Entscheidung ins Auge fassen kann», so Schifferle gegenüber dem «Blick». Der SFL-Boss betont, dass die Hoffnung auf eine gewisse Normalität ab September gross gewesen sei. Davon ist nun aber nicht auszugehen, weshalb Schifferle dringend eine einheitliche gesamtschweizerische Lösung verlangt.
«Es kann nicht sein, dass solche Dinge allenfalls kantonal geregelt werden. Das wäre eine Wettbewerbsverfälschung sondergleichen. Und die Beschränkung auf 1'000 Zuschauer ist für uns keine Option. Dann gibt es in einem Jahr keine zwanzig Profiklubs mehr.»
Eine mögliche Lösung, um mehr Fans in die Stadien zu lassen, sähe drastische Änderungen bei der Zuschauersicherheit vor. Mit einer Maskenpflicht in den Stadien, leeren Gästesektoren und ohne Stehplätze könne man die Schweizer Stadien bis zu fünfzig Prozent füllen, schätzt Schifferle: «Ein solches Konzept schlagen wir vor. Und nochmals: Eine solche Lösung ist für uns existenziell.»
Bundesrat in der Kritik
Schifferle ärgert sich zudem über die Kreditvergabe des Bundes an die Fussballvereine schweizweit. Die Darlehen in der Höhe von 100 Millionen Franken seien an nicht erfüllbare Bedingungen geknüpft. «Wir wollen keine Geschenke», betont der Liga-Chef. «Die Vereine brauchen diese Darlehen. Aber zu Bedingungen, die erfüllbar sind. Der Umfang der Garantien und Sicherheiten, die man leisten muss, und die Tatsache, dass die Liga und somit alle Klubs solidarisch haften – das ist in dieser Form einfach nicht umsetzbar.»
Die Bedeutung des Spitzensports bleibt laut Schifferle unterbewertet. Es handle sich um einen grossen Wirtschaftszweig mit mehreren Tausend Arbeitnehmern. «Man unterschätzt den Sport nach wie vor. Wenn die Spitze wegbricht, dann bröckelt auch der Nachwuchs- und Breitensport.»
Zudem gehe der Bundesrat unfair mit dem Profisport ins Gericht, kritisiert Schifferle: «Die Diskussionen in diesem Bereich sind unsäglich. Wenn der Staat befiehlt und uns den Stecker zieht, muss er uns auch helfen. In anderen Branchen wurde unkomplizierter geholfen.»