Nur ein Wunder hilft. Für Neuchâtel Xamax ist der Abstieg in die Challenge League nach dem 0:4 im Barrage-Hinspiel gegen Aarau schon fast beschlossene Sache. Denn Xamax fehlt die Kraft und Moral.
Stéphane Henchoz ist in seiner Tätigkeit bei Neuchâtel Xamax selten einmal offen laut geworden. Meist sah man den ehemaligen Schweizer Internationalen stoisch an der Seitenlinie statt mit wilden Gesten. Das änderte der 44-Jährige auch in seiner grössten Niederlage als Xamax-Coach nicht. Henchoz polterte nach dem 0:4 im Barrage-Hinspiel gegen Aarau nicht, er analysierte nüchtern. «Aarau hat heute mehr Moral bewiesen. Bei uns stimmte sie nicht zu 100 Prozent», befand er.
Der harte Frühling hätte zu dem geführt, was Henchoz als «ganz, ganz schwieriges Spiel» betitelte, was aber noch viel mehr war als das. Es war die Offenbarung, dass die ganze Unruhe der letzten Tage und Wochen eben doch ans Team herangekommen war. Trotz aller Dementi, trotz all der öffentlich kommunizierten Zuversicht.
Viele der Turbulenzen drehten sich um den Trainer selbst, auch wenn dieser darauf wenig Einfluss hatte nehmen können. Etwa die Bekanntmachung, dass Henchoz in Neuenburg trotz ansehnlichem Zeugnis keine Zukunft haben und durch Joel Magnin ersetzt werden wird. Oder die eigenwillige Kommunikation von Sion-Präsident Christian Constantin, der wenige Tage vor der Barrage bekannt gab, dass Henchoz ab nächster Saison in Sitten arbeiten werde.
Henchoz hofft auf ein Fussball-Wunder
Für Xamax sei schon seit Wochen jede Partie ein Schicksalsspiel gewesen und hätte die Spieler, von denen viele vor einer ungewissen Zukunft stehen, viel Kraft gekostet, bilanzierte Henchoz. All diese Nebengeräusche seien zwar zu kompensieren, wenn alles gut läuft. «Aber wenn du wie heute einen Schlag abkriegst, wird es schwierig. Nun müssen wir über ein Wunder sprechen», so der Trainer. «Ich hoffe, die Spieler haben noch die Kraft dazu.»
Hoffnung bezieht Henchoz von einem seiner Ex-Klubs als Spieler, der wohl bekanntesten Station, dem FC Liverpool. «Sie haben gezeigt, dass es geht, mit dem 4:0 gegen Barcelona», beschwor Henchoz. Allerdings hinterlässt Aarau seit Monaten einen gefestigten Eindruck. Die Führungscrew um Trainer Rahmen und Sportchef Sandro Burki – der den FC Aarau nach der Barrage in Richtung Grasshoppers verlassen soll – bewies trotz schwachem Saisonstart mit sechs Meisterschaftsniederlagen zum Auftakt einen kühlen Kopf. Diesen wird sie sich auch vom 4:0-Vorsprung nicht verdrehen lassen.