Nächste Saison kommt auch in der Super League der Video Assistant Referee (VAR) zum Einsatz – aus Kostengründen allerdings nur in einer abgespeckten Version. Doch führt das nicht zu noch mehr Diskussionen?
Die Swiss Football League (SFL) hat am Donnerstag in Muri das VAR-Projekt für die Raiffeisen Super League vorgestellt. Der Videobeweis wird in der Schweiz nicht so zum Einsatz kommen, wie wir ihn zum Beispiel von der WM oder der Champions League her kennen. «Aus Kostengründen», so heisst es, muss auf diverse Hilfsmittel verzichtet werden.
Weiterhin werden pro Spiel sechs Kameras das Spielgeschehen aufzeichnen. Unterstützt werden die Schiedsrichter vom VAR-Room, der bei der Firma NEP Switzerland in Volketswil ZH gebaut wird. Es wird keine Torlinientechnologie und keine kalibrierte Abseitslinie geben. Es stellt sich die Frage, ob der VAR so überhaupt Sinn macht und ob es nicht zu noch mehr Diskussionen führen wird.
Stellen Sie sich folgende Szenarien vor:
▶ Nach einem Eckball bringt der Stürmer des Heimteams den Ball per Kopf aufs Tor, der Gäste-Goalie kann aber parieren. Doch war der Ball nicht schon hinter der Linie? Der Schiedsrichter lässt die Partie weiterlaufen, weil er sich nicht zu 100 Prozent sicher ist, ob es ein Tor war. Weil es keine Torlinientechnik gibt und es eine Milimeterangelegenheit ist, kann die Situation auch mit den technischen Hilfsmitteln nicht aufgelöst werden. Es bleibt beim 0:0 – auch wenn der Ball eigentlich hinter der Linie war.
Ein Beispiel aus dem Spiel Lausanne – Thun vom 20. Mai 2017:
▶ In der gleichen Partie kommt es später zu einer weiteren umstrittenen Szene: Diesmal sind die Gäste im Angriff – und treffen zum 1:0. Doch war das nicht Abseits? Der Gäste-Stürmer befindet sich wohl auf gleicher Höhe, es könnte aber auch sein, dass seine Schulter zu weit vorne war. Die limitierten Kamerabilder geben keinen Aufschluss, und weil die kalibrierte Abseitslinie fehlt, zählt das Tor – obwohl sich der Stürmer eigentlich ein paar Zentimeter zu weit vorne befand.
Ein Beispiel aus dem Spiel Zürich – Basel vom 28. August 2018:
Das Spiel endet 0:1. Die Gäste gewinnen, obwohl nicht sie, sondern die Gastgeber ein reguläres Tor erzielt haben.
Zugegeben, ein solches Szenario ist nicht alltäglich. Und wahrscheinlich wird es auch mit der abgespeckten VAR-Version weniger Fehlentscheide geben als bis anhin, weil die Schiedsrichter vor allem bei Penalty-Szenen noch einmal hinschauen können. Dennoch sind heisse Diskussionen vorprogrammiert, denn die Gerechtigkeit kann nicht in allen Fällen garantiert werden.