Teleclub Fussball-Talk Marcel Rohr kritisiert SFV: «Sie haben Angst und machen nichts»

tbz

8.10.2018

Marcel Rohr, Sportchef der «Basler Zeitung», äussert im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel scharfe Kritik an Lugano-Präsident Angelo Renzetti und auch am Schweizerischen Fussballverband.

Nach seinem Ausraster vor einer Woche im Spiel gegen Basel machte Lugano-Präsident Angelo Renzetti ernst und entliess Trainer Guillermo Abascal. Die Art und Weise der Entlassung geht für BAZ-Sportchef Marcel Rohr überhaupt nicht in Ordnung. «Für mich ist das Ganze, das letzten Sonntag im Tessin passiert ist, nicht einmal Viertliganiveau».

Rohr will aber nicht Renzettis eigentliche Entscheidung kritisieren, sondern spricht die Gangart an, die der Präsident der Tessiner dabei an den Tag legte: «Ich habe es als absolute Unverschämtheit empfunden. Er hat die ganze Mannschaft gestört. Ich finde es okay, wenn ein Präsident sagt: ‹Das ist nicht mein Trainer und ich kann oder will nicht mehr mit dem arbeiten›. Aber ich meine, diese Präsidenten haben doch auch eine gewisse Vorbildfunktion. Wenn du Leute führst im Alltag, wenn du ein Unternehmen führst, dann kannst du dich einfach nicht so gebähren».

Was Rohr vor allem störte: Wie Renzetti während der Partie gegen Basel auf der Ersatzbank Platz nahm und von dort aus Trainer Abascal unter Druck setzte. Für ihn ein Szenario, bei dem sich der Schweizerische Fussballverband einschalten sollte – dass Renzetti vom Unparteiischen auf die Tribüne verwiesen wurde, reicht ihm nicht: «Was mich fast gleich enttäuscht (wie das Verhalten von Renzetti, Anm. d. Red), ist, dass die Liga einfach nur zuschaut. Sie haben Angst und machen nichts. Und ich finde, das wäre jetzt genau ein Moment gewesen, um zu sagen: ‹So, das lassen wir uns jetzt einfach nicht gefallen.› Ich hätte das als starkes Signal empfunden, aber es ist halt wie meistens: Es passiert einfach nichts und das hat mich sehr enttäuscht».

Spielfeld-Verbot für Präsidenten

Ähnlich wie Rohr sehen es auch die anderen Gäste. Gürkan Sermeter schliesst sich der Meinung an und würde es begrüssen, wenn der Verband in Zukunft anders reagieren würde: «Es ist eine Frage des Muts, ich begrüsse, was Marcel sagt. Entweder man hat die Klasse oder man hat sie nicht». Martin Andermatt findet ebenfalls, dass sich Präsidenten von Fussballklubs nicht alles erlauben dürfen: «Man hat ja die Möglichkeit, dass diese Präsidenten gemeinsame Commitments (Verpflichtungen) miteinander besprechen. Vielleicht müsste man einmal gewisse Besprechungen machen, die nicht nur immer mit Transfers zu tun haben, sondern mit dem Verhalten untereinander».

Sein Vorschlag: Präsidenten sollte es nicht mehr erlaubt sein, sich am Spielfeldrand aufzuhalten. Das würde beispielsweise auch FCZ-Präsident Ancillo Canepa betreffen, über dessen Attitüde, um die Trainerbank «herumzutigern», sich Rohr ebenfalls aufregt. Er versteht den Präsidenten der Zürcher allerdings auch, was er hingegen nicht akzeptiert, ist Renzettis Verhalten, das er mit einer Tätlichkeit gleichsetzt: «Auf dem Platz ist es auch eine Tätlichkeit, wenn man versucht einen Mitspieler zu verletzen, für mich ist eis eine halbe Tätlichkeit des Präsidenten».

«Die Walliser Journalisten haben sich geschämt»

Am bekanntesten für seine Ausraster im Schweizer Fussball ist wohl Sion-Präsident Christian Constantin. Vor kurzem enthob er Maurizio Jacobacci seiner Verantwortung als Trainer des FC Sion. Gemäss Marcel Rohr verhielt er sich an der damaligen Pressekonferenz so schlecht, dass sich die Walliser Journalisten für ihn schämten.

«Auch was Constantin gemacht hat vor ein paar Wochen mit Jacobacci, das ist auch eine Schweinerei, das muss ich einfach in aller Form sagen. Ich war dort, als Murat Yakin vorgestellt wurde (als neuer Trainer, Anm. d. Red) und habe mit Walliser Journalisten gesprochen, die mir gesagt haben, sie hätten sich geschämt, wie Constantin vor allen Journalisten Details über die Trennung erzählte und den Trainer durch den Dreck gezogen habe. Und ich finde, das geht einfach nicht, es gibt eine Linie und die muss von allen eingehalten werden».

Zurück zur Startseite