Kommentar Mehr als nur ein Höhenflug: St. Gallen ist auf dem Weg zum Titel

Von Tobias Benz

4.2.2020

Meistermacher? Peter Zeidler hat den FC St. Gallen in ein Spitzenteam geformt.
Meistermacher? Peter Zeidler hat den FC St. Gallen in ein Spitzenteam geformt.
Bild: Keystone

Mit einer Machtdemonstration übernahm der FC St. Gallen am Sonntag im St. Jakob-Park die Tabellenspitze der Super League. Muss nun tatsächlich mit Zeidlers Jungs gerechnet werden?

Konsternierte Gesichter beim FC Basel, Freudentaumel bei Grün-Weiss. Es war ein ungewöhnlicher Anblick am Sonntagabend nach dem Spitzenkampf im Joggeli. Aber eine Überraschung war es nicht. Die junge Mannschaft von Peter Zeidler zeigte in dieser Saison bereits mehrfach, zu was sie fähig ist. Im Spitzenspiel erhielt sie nun einmal mehr die Möglichkeit, es der ganzen Schweiz unter die Nase zu reiben.

Wie in so vielen anderen Spielen in dieser Saison dominierte der FC St. Gallen auch gegen Basel den Grossteil der Partie. Die Ostschweizer waren bissiger im Zweikampf, präsenter auf den zweiten Bällen und setzten den Gegner mit ihrem hohen Pressing dermassen unter Druck, dass dieser – abgesehen von den ersten 20 Minuten – kaum aus der eigenen Hälfte kam.

Aber es war nicht die grosse Affiche oder die verlockende Tabellenführung, die das Team so antrieb. Die St. Galler treten jedes andere Spiel genauso motiviert an, wie sie das in Basel taten. Unter Peter Zeidler gehört das schlicht zum Grundprinzip. Eine Spielweise, die stark an den FC Liverpool erinnert.



Mehr als ein Höhenflug?

Nach der Partie war man sich schweizweit einig: Der FCSG hatte den Sieg in Basel mehr als verdient. Gleichzeitig kam die Frage auf, wie lange dieser Ostschweizer «Höhenflug» denn noch anhalten würde? Aber handelt es sich dabei tatsächlich nur um einen Flug? Reiten die Espen einfach auf einer langen Erfolgswelle?

Nein. Was St. Gallen in dieser Saison bietet, ist weit mehr als nur ein Formhoch – der Sprung an die Spitze schlicht der verdiente Lohn für den betriebenen Aufwand. St. Gallen ist nicht nur in der Tabelle top, sie führen in etlichen Statistiken. Die Ostschweizer haben die meisten Tore erzielt, haben mehr Siege aus den ersten 20 Partien als alle anderen Teams der Liga, besitzen mit Victor Ruiz den besten Vorlagengeber, und sind die beste Auswärtsmannschaft des Landes.

Es gibt dennoch viele offene Fragen in Bezug auf die Meisterschaft. Ist der Kader breit genug? Kann diese junge Mannschaft dem Druck standhalten? Fordert die hohe Intensität irgendwann ihren Tribut? Und so weiter.

Zusätzlich kämpft man mit Basel und YB gegen zwei Teams, die haargenau wissen, wie man am Ende der Saison ganz oben auf dem Treppchen steht. Grün-Weiss jubelte zum letzten Mal vor 20 Jahren.

Trotzdem ist die Tabellenführung kein Zufall. Und auch wenn die Espen im Meisterrennen 2020 nicht die grossen Favoriten sind – die Frage lautet nicht, ob der FC St. Gallen Meister werden kann, sondern: Wieso eigentlich nicht?

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