Nach schwierigen Zeiten will Dimitri Oberlin endlich wieder angreifen. Dabei scheut er sich auch nicht, seine Spielweise zu überdenken.
Nach 567 Tagen Unterbruch lief Dimitri Oberlin Anfang Juli gegen Xamax wieder im FCB-Trikot auf und konnte als Joker gleich noch den entscheidenden Pass zum 2:0-Erfolg geben: «Es war vergleichbar mit dem Gefühl, das ich hatte, als ich die Akademie des FC Zürich verliess, um mein erstes Spiel als Profi zu spielen», meint der Waadtländer gegenüber «lematin». «Wieder mit Basel zu spielen ist ebenso verrückt wie unerwartet!»
Tatsächlich hat der 22-Jährige eine kleine Odysee hinter sich. Der FC Basel schien keine Verwendung mehr für den einstigen Hoffnungsträger zu haben. Zuerst lieh man ihn Anfang 2019 leihweise zum Serie-A-Klub Empoli aus, wo er in einem halben Jahr zu mageren fünf Einsätzen kam. Dann schickte man Oberlin, für den man rund fünf Millionen Franken an RB Salzburg überwies, im letzten Sommer leihweise (inklusive Kaufoption) zum belgischen Erstligisten Zulte Waregem.
In Flandern kam der Angreifer auch nicht über die Rolle als Jokers hinaus. Am Ende standen nach 18 Spielen 2 Tore und 1 Assist in der Bilanz, ehe man die Jupiler Pro League wegen der Coronakrise sistierte. «In Belgien habe ich eine andere Art von Fussball entdeckt – ich habe mein Spiel so angepasst, dass es weniger zufällig ist», erzählt Oberlin. «Ich arbeitete hart an meiner körperlichen Verfassung und erkannte, dass ich mich auf die Statistik konzentrieren musste und nicht auf das Dribbling und das spontane Spiel, das mich charakterisierte.»
Die Besinnung hat tatsächlich eine Berechtigung. Denn seine vielversprechende Karriere ist ins Stocken geraten: «Alles ging leicht und schnell, weil ich immer zu den Besten gehörte. Als ich auf die oberste Ebene kam, wurde mir klar, dass ich einige technische Mängel hatte. Ich mag meine sehr spontane Spielweise, aber ich muss meinen untypischen Stil dem heutigen Fussball anpassen und nicht umgekehrt», analysierte Oberlin vor ein paar Monaten an gleicher Stelle.
«Das ist eine goldene Gelegenheit»
Dabei nicht auf der Strecke bleiben soll natürlich sein Speed. Unvergessen sein Sprint über den ganzen Platz bei der 5:0-Gala des FCB im Champions-League-Spiel gegen Benfica 2017, wo er am Ende den Ball kaltblütig im Netz versenkte.
Nach den Abgängen von Noah Okafor und Kevin Bua bekommt Oberlin eine neue Chance, sich beim Schweizer Cupsieger zu beweisen. «Das ist eine goldene Gelegenheit, ich werde alles tun, um dem Team zu helfen – ich glaube in dieser Saison noch an den Titel», hält Oberlin fest.
Dabei muss der ehemalige FCZ-Junior das Vertrauen von Trainer Marcel Koller zurückgewinnen. «Damals gab ich dem Fussball noch nicht die Priorität, welche es braucht», gibt er zu.
Beim FCB läuft sein Vertrag noch bis 2022: «Mein Ziel ist es, in Basel bleiben zu können – ich will nicht mehr ständig reisen und meine Koffer packen», so Oberlin.
Wenn er sich beim aktuell Meisterschaftsdritten tatsächlich noch durchbeissen sollte, könnte Oberlin auch noch seine Nati-Karriere neu lancieren. Im März 2018 gab er im Freundschaftsspiel gegen Griechenland sein Debüt. Danach bot ihn Trainer Vladimir Petkovic nicht mehr auf. Speziell als Joker könnte er mit seiner Schnelligkeit beim SFV ein Trumpf sein. Zuerst muss aber seine Qualitäten in der Super League auf den Platz bringen. Am besten bei der schwierigen Auswärtspartie am Sonntag (live ab 16 Uhr auf Teleclub) gegen Servette.
So 19.07. 15:10 - 19:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Servette FC - FC Basel 1893
Event ist beendet