Analyse Paolo Tramezzani und seine schwierige dritte Mission beim FC Sion

Stefan Flückiger, Stefan Eggli, Jan Arnet

11.10.2021

Die Sion-Spieler bei Laune zu halten wird sehr schwer

Die Sion-Spieler bei Laune zu halten wird sehr schwer

blue Sport-Kommentator Stefan Flückiger analysiert die neue Ausgangslage beim FC Sion. Die Erkenntnis: Auf Paolo Tramezzani wartet keine einfache Aufgabe.

11.10.2021

Aller guten Dinge sind drei! Paolo Tramezzani wird zum dritten Mal Trainer des FC Sion. Warum soll ausgerechnet er die Walliser zurück in die Spur bringen? Eine Analyse. 

J. Arnet

11.10.2021

Eine zweite Chance hat jeder verdient, dachte sich wohl Christian Constantin, als er im Juni 2020 Paolo Tramezzani als neuen Trainer vorstellte. Den Italiener hatte Constantin im Oktober 2017 nur drei Monate nach seinem Amtsantritt in die Wüste geschickt.

Tramezzanis Mission war nach dem coronabedingten Saisonunterbruch im Sommer 2020 klar: Er soll den FC Sion vor dem Abstieg retten. Tatsächlich gelang es dem Coach, die Walliser vor der Barrage zu bewahren. Sion musste sich in den letzten acht Saisonspielen sogar nur einmal geschlagen geben – gegen Meister YB. 

Tramezzani wurde im Wallis als Held gefeiert, auch von Präsident Constantin. Und trotzdem endete die Zusammenarbeite, weil sich die beiden Parteien finanziell nicht einigen konnten. 

Jetzt, 14 Monate später, fand man doch noch eine Einigung. Tramezzani unterschreibt bis 2023 und erhält damit ein weiteres Mal Constantins Vertrauen. Der 51-Jährige folgt auf den entlassenen Marco Walker und soll Sion nach zuletzt fünf sieglosen Spielen zurück in die Spur bringen. 



«Für mich ist das eine 50:50-Geschichte», sagt blue Sport-Kommentator Stefan Flückiger: «Tramezzani ist ein Trainer, der die Härte und den Biss zurückbringen kann. Ich traue ihm einiges zu. Aber es wird für ihn sehr schwierig, alle Spieler in diesem grossen Kader bei Laune zu halten.»

Die ersten Resultate werden wegweisend sein, glaubt Flückiger. «Wir wissen alle, dass es im Wallis schnell gehen kann. Tramezzani wird nicht auf das Empfinden jedes Spielers schauen können, sondern muss hart durchgreifen. Gelingt ihm das, kann das Frühjahr für den FC Sion aber sehr erfolgreich werden.»

Bregy: «Ich war sehr überrascht»

Der langjährige Sion-Spieler Georges Bregy meint im Gespräch mit blue Sport, dass er «sehr überrascht» gewesen sei, als bekannt wurde, dass Tramezzani wieder Sion-Trainer wird. «Ich hatte einige Namen auf der Liste, doch ich musste immer wieder sagen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sich einer dieser Trainer für den FC Sion opfern würde.»

Georges Bregy: «Mit Tramezzani hätte ich nicht gerechnet»

Georges Bregy: «Mit Tramezzani hätte ich nicht gerechnet»

Paolo Tramezzani übernimmt wieder in Sion. Fussball-Experte Georges Bregy nimmt Stellung zur neuen Besetzung beim FC Sion und erklärt, warum es mit einem neuen Trainer noch nicht getan ist.

11.10.2021

Bregy glaubt, dass Constantin im Oktober 2017 zu vorschnell handelte, als er Tramezzani nach nur wenigen Wochen wieder entliess. «Und beim zweiten Mal ging es ums Finanzielle. Aber ich finde, wenn ich einen Klub retten kann, habe ich auch Anspruch auf einen anständigen Lohn.»

Die Nati-Legende schätzt Tramezzanis Fähigkeiten, kritisiert aber die Kader-Zusammenstellung beim FC Sion. «Constantin engagiert Spieler, aber er stellt keine Mannschaft zusammen. Das ist das grosse Problem für den Trainer, der dann aus einer zusammengewürfelten Truppe ein Gefüge machen muss, das funktioniert. Das ist alles andere als einfach», so Bregy. 

Der frühere Freistoss-Spezialist sieht auch die Spieler in der Pflicht: «Sie haben langsam, aber sicher kein Alibi mehr. Du kannst nicht jedes Mal einfach den Trainer auswechseln und auf Besserung hoffen. Die Spieler stehen in der Verantwortung. Und Tramezzani muss seinen Weg gehen.»

Am Sonntag gibt der neue Coach seinen neuerlichen Einstand beim FC Sion. Zu Gast im Tourbillon ist ausgerechnet der Tabellenführer aus Basel.