Mit dem Ausscheiden der Young Boys in den Achtelfinals der Europa League endete gestern die Europacup-Saison der Schweizer Teams. Die kommenden Jahre werden für sie wenig attraktiv.
Dass der Schweizer Fussball am Donnerstagabend einen Tiefschlag erlitt, lag nicht in erster Linie an den Young Boys. Die 0:2-Niederlage der Berner in der Europa League gegen Ajax Amsterdam und das damit verbundene Ausscheiden in den Achtelfinals hatte so erwartet werden können. Viel schmerzhafter für die Schweiz waren die Ereignisse auf anderen Fussball-Plätzen. Dinamo Zagreb und Slavia Prag sorgten mit ihren Auftritten gegen Tottenham Hotspur respektive Glasgow Rangers dafür, dass die Schweiz in der Fünfjahres-Wertung der UEFA hinter Kroatien und Tschechien auf den 19. Platz zurückfällt. Im Europacup geht dies mit einer noch ungemütlicheren Ausgangslage für die Klubs einher.
Es ist ein bereits bekanntes Problem. Der Zugang für Super-League-Klubs zu den Millionen des prestigeträchtigsten Europacup-Wettbewerbes, der Champions League, wird weiter erschwert. Ab Sommer 2022 steigt der Schweizer Meister in der ersten Qualifikationsrunde zur Königsklasse ein. Er muss damit vier Hürden überspringen, um in der Gruppenphase der Champions League starten zu können. Immerhin erhält er aber zumindest noch die Chance, sich für die finanziell reizvollen Europacup-Aufgaben zu empfehlen. Für die weiteren Super-League-Klubs wird die drittklassige Conference League zur europäischen Heimat.
Kommt jetzt die «Alpenliga»?
Das neue Zuhause verspricht kaum mehr funkelnde Europacup-Abenteuer wie sie der FC Basel in der letzten Saison gegen Eintracht Frankfurt erlebt hat, oder YB heuer gegen Bayer Leverkusen. Mit Reisen auf die Färöer lassen sich die Teams aus den grossen europäischen Ligen längst nicht mehr locken, selbst Bern, Basel oder Zürich genügen ihnen als Destinationen nicht mehr. Sogar für einen Klub wie Union Berlin ist die Conference League keine Alternative. «Ja schön... Da können dann andere spielen. Ich glaube, wir haben genug Wettbewerbe», sagte der Berliner Max Kruse. Dabei sind Europacup-Abende für Union mehr Ausnahme als Regel, vor zwanzig Jahren waren die Eisernen letztmals dabei.
Während sich die grossen Ligen und Klubs dank der Champions-League-Millionen von der Konkurrenz immer mehr absetzen, werden die Kleinen mit den Brosamen der Conference League abgespeckt. Hinter vorgehaltener Hand sprechen daher selbst Klubvertreter der Super League davon, dass der drittklassige Europacup-Wettbewerb mehr Strafaufgabe als Belohnung wäre. Überspitzt ausgedrückt bedeutet dies: Wenn man nicht Schweizer Meister werden kann, weil dieser Platz für die Young Boys reserviert scheint, klassiert man sich lieber irgendwo im Mittelfeld.
Um mehr wirtschaftliche Stabilität und damit grössere Unabhängigkeit von den Europacup-Geldern zu erlangen, sprachen sich die belgischen Profiklubs zuletzt für eine gemeinsame Liga mit den Niederlanden aus, für eine sogenannte BeNeLeague. Rund 300 Millionen Euro soll die Zusammenlegung pro Saison generieren. Wie die Swiss Football League SFL auf Anfrage mitteilt, beobachtet sie die Vorgänge in Belgien und den Niederlanden mit Interesse. Ob sich ein solches Modell – etwa eine «Alpenliga» – für die Schweiz und Österreich auch anbieten würde ist allerdings unklar. Zudem ist offen, wie die UEFA auf einen Zusammenschluss reagieren würde. Die Schweiz bleibt mit ihren Problemen also vorerst allein.