Unterschiedlicher VAR-Einsatz Schiri-Boss Wermelinger: «Bin froh, das klarzustellen»

tbz

14.2.2021

Dani Wermelinger erklärt bei «blue Sport», weshalb der VAR nur in bestimmten Situationen zum Einsatz kommt. Für Rolf Fringer ist klar: Die neue Technologie hat viele Ähnlichkeiten mit dem Gubristtunnel.

Seit seiner Einführung vor eineinhalb Jahren sorgt der VAR (Video Assistant Referee) oder Videoschiedsrichter für viel Diskussionsstoff. Oft kommt die Frage auf, ob sich der Fussball durch die neuartige Technologie überhaupt positiv verändert hat. 

Auch blue-Experte Rolf Fringer ist sich nicht ganz sicher. Neben positiven Aspekten erkennt er beim VAR vor allem eine Parallele mit dem Gubristtunnel. «Das ist natürlich ironisch gemeint», lacht der ehemalige Fussballtrainer in der Sendung «Heimspiel» und zieht einen spannenden Vergleich. «Als ich früher jeweils von Aarau nach St. Gallen fuhr, stand ich im Bareggtunnel immer im Stau. Dann hatte man das Gefühl: ‹Ja gut, da muss man etwas machen. Wie bei den Schiedsrichtern, da muss man helfen, die haben auch Probleme.›»

Zur Entlastung des Bareggtunnels wurde bekanntlich eine zusätzliche Röhre gebaut. Zur Entlastung der Schiedsrichter wurde der VAR eingeführt. Gelöst sei das Problem aber in beiden Bereichen nicht, so Fringer. «Wenn ich heute von Aarau nach St. Gallen fahre, dann bin ich nicht schneller, weil ich im Gubristtunnel stehe. Das heisst mit anderen Worten: Wir hatten den Schiedsrichter, der Probleme hatte – jetzt haben wir den VAR. Eigentlich hat sich einfach alles, worüber wir diskutiert haben, vom Schiedsrichter zum VAR verlagert. Aber die Situation ist dieselbe.»

«Es werden pro Spiel unzählige VAR-Checks gemacht»

Dani Wermelinger, Bereichschef Spitzenschiedsrichter beim SFV, versteht die Diskussionen rund um den Viedoschiedsrichter. Trotzdem ist der ehemalige Referee froh, dass die Unparteiischen heute Unterstützung erhalten. «Wir sind extrem froh, dass wir dieses Hilfsmittel haben, um besser zu werden. Wir arbeiten alle Spiele sehr detailliert auf. Nur so kommt man weiter, wenn man Klartext spricht und die eigenen Fehler aufarbeitet und das sehr genau anschaut.»

Aber wie kommt es, dass der VAR in gewissen Situationen einschreitet und in anderen stumm bleibt? «Ich bin froh, kann ich das einmal klarstellen», so Wermelinger. «Es werden während dem Spiel extrem viele (VAR-)Checks gemacht. Und sollte es Dinge geben, bei denen man sich in Volketswil (Standort des VAR, Anm. d. Red.) fragt: ‹Ist es klar und offensichtlich falsch?› Dann ist immer die erste Frage an den Schiedsrichter: ‹Was hast du gesehen?›»

Der Unparteiische beschreibe dann die Situation aus seiner Sicht und anhand dieser Aussage entscheide man, ob ihm die Bilder gezeigt werden oder nicht. Das heisst: «Sollte der Schiedsrichter genau das beschreiben, was die Bilder zeigen, dann ist klar, dass man im Normalfall nicht interveniert. Es sollen am Schluss nicht x-technische Entscheidungen aus Volketswil gemacht werden.»

Gutes Beispiel: Die Rote Karte gegen Nsamé 

«Das ist für mich ein Paradefall. Wir haben zuerst den Schiedsrichter gefragt, der uns sagte, dass er nichts gesehen habe. Er hatte hier die Chance einen klaren, offensichtlichen Fehler zu korrigieren», lobt der Schiri-Boss den Einsatz des Videoassistenten. 

Schlechtes Beispiel: Die Gelbe Karte gegen Sandro Theler

«Ich verstehe nicht, dass hier am Schluss nicht eine Rote Karte resultiert», ärgert sich Wermelinger, der einen Doppelfehler bemängelt. «Zuerst muss das Schiedsrichter-Team im Stadion die Rote Karte sehen. Adrien Jaccottet war in diesem Fall nicht gut positioniert, weshalb er es nicht sehen konnte. Aber dann geht der Airbag (VAR, Anm. d. Red.) nicht auf. Das ist absolut ärgerlich und nicht gut.»

«Man darf einfach nie vergessen, dass Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen Menschen sind. Und Menschen machen Fehler», fügt Wermelinger zum Abschluss hinzu. Etwas, das in der Hitze des Gefechts auf dem Platz oder vor dem Fernseher leider oft vergessen geht. 

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