Die Super League der Frauen startet in die neue Saison. Die Favoritinnen sind mit Zürich und Servette Chênois alte Bekannte, die auf prominente Rückkehrerinnen zählen können.
Es war eine Dramatik, wie sie sich neutrale Fans des Fussballs nicht besser hätten wünschen können. Ein Schuss entschied über Sieg oder Niederlage, ein Augenblick genügte zum Ausbruch grenzenloser Freude oder bodenloser Enttäuschung. Am 6. Juni war es, als sich mit Servette Chênois und Zürich die besten Teams der Schweiz in Lausanne im ersten Playoff-Final der Geschichte gegenüberstanden. Die Genferinnen, welche die Qualifikation für sich entschieden hatten, gingen zweimal in Führung, die Zürcherinnen reagierten – und setzten sich schliesslich 5:4 im Penaltyschiessen durch zum Gewinn ihres 23. Schweizer Meistertitels.
Auch in diesem Jahr setzt der Verband für die am Samstag mit vier Partien startende Meisterschaft auf den Playoff-Modus. Die Premiere gibt den Verantwortlichen Recht, zumal die Spannung und damit auch das Interesse durch das Format durchaus erhöht werden konnten. Wobei nicht davon auszugehen ist, dass sich die Meisterschaftsentscheidung jedes Mal derart zuspitzen wird, oder dass es keine kritischen Stimmen zum Modus geben wird, die auch im Juni aufkamen und monierten, dass ohne Playoffs eigentlich Servette Chênois Meister geworden wäre.
Zürich schiesst sich warm in Nikosia
Die beiden Topteams aus Zürich und Genf dürften heuer erneut die Meisterehren unter sich ausmachen, wobei sie an diesem Wochenende anderweitig beschäftigt sind und erst in einer Woche ins Geschehen in der Super League eingreifen werden. Sowohl Zürich als auch Servette Chênois sind in der Qualifikation zur Champions League engagiert, und zumindest der FCZ konnte auf europäischer Bühne ein erstes Erfolgserlebnis verbuchen.
Gegen Klaksvik von den Färöer-Inseln setzten sich die Zürcherinnen am Donnerstag in Nikosia ohne Mühe 6:0 durch. Nun haben sie am Sonntag in der in Turnierform ausgetragenen 1. Runde die Möglichkeit, gegen Apollon Limassol den Einzug in die 2. und letzte Qualifikationsrunde vor der Gruppenphase zu schaffen. Für Servette Chênois ist derweil nach der 0:3-Niederlage in Glasgow gegen den Paris FC, wo die beiden Schweizer Internationalen Eseosa Aigbogun und Coumba Sow unter Vertrag stehen, der Traum von der zweiten Champions-League-Teilnahme nach 2021 bereits ausgeträumt.
Mit Vanessa Bernauer, die von der AS Roma zu ihrem Stammverein zurückgekehrt ist, und der aus Altach dazugestossenen Österreicherin Viktoria Pinther reihten sich gegen Klaksvik zwei Neuverpflichtungen in die Liste der Torschützinnen ein. Überhaupt hat es im Kader des Double-Gewinners und Rekordmeisters doch einige Veränderungen gegeben. Torhüterin Livia Peng spielt neu in Schweden, Abwehrspielerin Rahel Kiwic hat ihre Karriere ebenso beendet wie Offensivspielerin Martina Moser. Und mit Meriame Terchoun spielt ein FCZ-Urgestein neu in Dijon.
Enges Rennen um Playoff-Heimvorteil
Dennoch steigt die Equipe von Inka Grings einmal mehr als Favorit in die Saison. Der grösste Konkurrent Servette Chênois verlor mit Sandy Maendly, die bei den Genferinnen in die Rolle als Sportkoordinatorin schlüpfen soll, zwar eine Führungsspielerin auf dem Feld, mit Sandrine Mauron kam aus Frankfurt aber eine ebensolche dazu.
Hinter den beiden Grossen dürften sich die Grasshoppers, der FC Basel und St. Gallen um das Heimrecht in den im Mai beginnenden Playoffs balgen. Insgesamt steigen sieben Teams mit neuen Trainerinnen oder Trainern in die Saison. Einzig bei Zürich, Servette Chênois und St. Gallen ist noch dasselbe Personal am Werk.
Im vergangenen Juli generierte der Fussball der Frauen an der EM in England ein Interesse und eine Euphorie in ungesehenen Dimensionen. Für die hiesige Liga bleibt zu hoffen, dass zumindest ein Bruchteil davon in die Schweiz überschwappt.