Bei den Young Boys ist man über die Leistung beim 4:3-Sieg in Sitten nicht ganz zufrieden. Nun stehen zwei wichtige Spiele an, und YB kassiert viel zu viele Gegentore.
Kurz nach dem Spielende wollte der YB-Trainer Gerardo Seoane im Tourbillon nicht das Haar in der Suppe suchen. «Wenn wir ein Tor mehr schiessen als der Gegner, dann bin ich zufrieden.» Sobald er die Eindrücke aber etwas wird gesackt haben lassen, kann er nur zum Schluss kommen: Defensiv genügt sein Team im Moment den Ansprüchen eines Meisterschaftsfavoriten und Europa-League-Teilnehmers nicht.
Umso weniger, weil die Young Boys vor wegweisenden Tagen stehen. Am Donnerstag können sie im Heimspiel gegen den FC Porto den Einzug in die 1/16-Finals der Europa League sicherstellen. Am Sonntag können sie im Auswärtsspiel gegen den FC Basel den Rivalen um sieben Punkte distanzieren. «Wir kassieren zu viele Tore», gab Seoane zu. «Aber wir haben zuletzt auch gute Spiele in der Defensive abgeliefert. Zum Beispiel in der Europa League gegen Feyenoord Rotterdam.»
Vielleicht liegt darin das Problem – und die Hoffnung. Die Berner wirken kompakt, wenn der Gegner auf Augenhöhe ist wie zum Beispiel im Europacup. Sie wirken aber fahrig und unkonzentriert, wenn es in der Meisterschaft gegen Servette oder Sion geht. Was Seoane deshalb auch sagte: «Ich bin froh, dass es drei Tage nach dem Spiel gegen Porto in der Super League nicht nach Lugano geht, sondern nach Basel.»
Verletzungspech bei Lustenberger
Dennoch lassen sich die vielen Gegentore der vergangenen Wochen – in der Super League kassierte YB in den letzten drei Spielen neun Treffer – auch mit der Qualität der Interpreten erklären. Das Innenverteidiger-Duo Fredrik Sörensen und Cédric Zesiger ist wenig gefestigt, teilweise langsam und im Aufbau oft ungenügend. Die beiden spielten in den letzten Wochen zusammen, weil Fabian Lustenberger wegen des Verletzungspechs der Berner im Mittelfeld hat aushelfen müssen. Der Luzerner war im Sommer als Abwehrchef aus der Bundesliga zurückgeholt worden. In der Innenverteidigung hat Lustenberger das letzte Mal aber am 22. September im Spitzenspiel gegen Basel gespielt. In den sieben Meisterschaftspartien mit Lustenberger in der Abwehr kassierte YB 0,85 Tore pro Spiel. Danach stieg diese Zahl auf 1,87.
Doch nun zeichnet sich Besserung ab, denn die Verletztenliste wird kürzer. Der Luxemburger Christopher Martins Pereira gab in Sitten nach über drei Monaten das Comeback. Ob er nach den 12 Minuten im Tourbillon schon bereit ist, gegen Porto und in Basel von Beginn weg zu spielen, ist allerdings fraglich. Vielleicht muss Lustenberger also auch in den beiden wichtigsten Spielen des Herbstes im Mittelfeld aushelfen – und YB darauf hoffen, dass es gegen die Spitzenteams aus Portugal und Basel dank erhöhter Konzentration weniger defensive Fehler gibt als in Sitten.