Countdown Sion droht zum grossen Abstiegskandidaten zu werden

Von Syl Battistuzzi

11.6.2020

Präsident Christian Constantin, Neuzuzug Geoffrey Serey Dié und Trainer Paolo Tramezzani.
Präsident Christian Constantin, Neuzuzug Geoffrey Serey Dié und Trainer Paolo Tramezzani.
Bild: Keystone

In der Corona-Krise sorgte hierzulande vor allem ein Verein für (Negativ-)Schlagzeilen: der FC Sion. Dank seines umstrittenen Präsidenten droht den Wallisern sogar der sportliche Abstieg.

Als eine der letzten Super-League-Mannschaften ist der FC Sion ins Training eingestiegen. Wenn es nach Präsident Christian Constantin ginge, wäre sein Team gar nicht mehr angetreten. Er hat bereits juristische Mittel gegen den Entscheid zum Neustart eingeleitet. Die Wiederaufnahme der Meisterschaft macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

Schliesslich reagiert der Zampano bei Ausbruch der Corona-Krise früh auf seine Weise und kündigte mehreren Spielern fristlos. Umgehend setzte er dann in seinem Verein auf Kurzarbeit, die er am liebsten noch heute hätte. «So würde ich weniger Geld verlieren», meinte er kürzlich. Den Cup, wo die Walliser im Viertelfinal stehen und auf Aussenseiter Rapperswil-Jona treffen, wollte der 63-Jährige natürlich trotzdem irgendwie durchführen.

Der Inhaber eines florierenden Architekturbüros fühlt sich dann am wohlsten, wenn er Feindbilder hat, die er bekämpfen kann. Dabei scheut er sich auch nicht vor den ganz grossen Namen und Organisationen zurück. So legte sich der Mann aus Martigny schon mit der FIFA und UEFA an – aktuell steht er wieder einmal mit hiesigen Funktionären auf Kriegsfuss. 

Sportliche Talfahrt

Kein Wunder, hat er keine grosse Lust mehr auf die Super League. Sein Klub ist nach 23 Runden nur Drittletzter, gerade mal vier Punkte vor dem Abstiegsplatz entfernt. Seit September holte Sion nur einen Sieg in der Liga. 

In der spielfreien Zeit trennte man sich auch noch von Trainer Ricardo Dionisio. Der Portugiese stand insgesamt nur fünf Spiele an der Seitenlinie. In seinen beiden Amtszeiten hat der wenig geduldige Besitzer in insgesamt 23 Jahren stolze 53-mal den Coach entlassen – gleich dreimal hat sich CC übrigens temporär selbst zum Trainer gemacht.

Mit Tramezzani wählte Constantin einen Trainer als Nachfolger, den er bereits kennt. Der 49-jährige Italiener coachte die Walliser zu Beginn der Saison 2017/2018. Er hatte nach einem erfolgreichen halben Jahr in Lugano nach Sitten gewechselt und dort für zwei Jahre unterschrieben. Bereits vier Monate später musste er wieder gehen. Die schlechte sportliche Bilanz kostete ihn am Ende den Kopf.



Erfolglosigkeit kann sich Tramezzani also nicht leisten. Immerhin muss er zunächst «nur» den Klassenerhalt anpeilen. Doch einfach wird die Mission nicht. Durch das Gebaren von Boss CC wurde den Spielern einmal mehr bewusst, dass sie nur ein – im Unterhalt nicht ganz billiges – Spielzeug sind. Sportliche Klasse ist mit Spielern wie Pajtim Kasami, Emir Lenjani oder Anto Grgic genügend vorhanden. Dies trotz der Trennungen von Alex Song, Christian Zock, Seydou Doumbia, Johan Djourou und Xavier Kouassi. So wird wohl einzig Captain Kouassi als unumstrittener Stammspieler auf dem Feld spürbar fehlen.

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Doch die Moral des Teams dürfte durch die unpopulären Massnahmen von CC nicht gestiegen sein. Während also die beiden Hauptkonkurrenten Thun und Xamax auf ihre familiäre Stimmung setzen können, sind im Wallis die Legionäre vor allem wegen des üppigen Zahltags dort. 

Von den Neuenburgern holte man in den Wirren um die genaue Dauer von Spielerverträgen in diesem Sommer neben Goalgetter Gaetan Karlen auch gleich noch ihren Mittelfeldpuncher Geoffrey Serey Dié. Ob die Walliser Karlen und Serey Dié allerdings in den restlichen Meisterschaftsspielen einsetzen können, ist aufgrund der komplizierten juristischen Ausgangslage mehr als fraglich.

Dafür kann Xamax aber sicher auf Djourou und Kouassi zählen – dank der fristlosen Kündigung von CC. Irgendwie scheint diese Ausgangslage gerecht zu sein. Auch wenn es Constantin garantiert nicht so sieht. 

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