André Breitenreiter stieg mit Paderborn und Hannover in die Bundesliga auf, zwischen den beiden Aufstiegen führte er Schalke 04 in die Europa League. Und nun steht der 47-Jährige also beim FCZ an der Seitenlinie. Weshalb ist der 47-jährige Deutsche in Zürich gelandet?
Mit Breitenreiter hat der FCZ einen Trainer verpflichtet, der in Deutschland bereits mehrfach auf sich aufmerksam gemacht hat. 2014 schaffte er mit dem SC Paderborn auf Anhieb den ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte. Nach der vierten Runde grüsste sein Team prompt von der Tabellenspitze, Ende Saison ging es dann allerdings wieder runter in die 2. Bundesliga.
Nach dem Abstieg verliess er Paderborn im Sommer 2015 Richtung Schalke. Er legte mit den Königsblauen den besten Saisonstart seit 50 Jahren hin, am Saisonende belegte Schalke 04 den 5. Rang und qualifizierte sich für die Europa League. Trotz des erfolgreichen Abschneidens wurde er entlassen.
«Ich konnte bei meinen Stationen schnell eine Aufbruchstimmung erzeugen.»
Er gönnte sich eine knapp einjährige Auszeit, ehe er im Frühling 2017 bei Hannover in der 2. Bundesliga das Ruder übernahm. Erneut führte er das Team in seiner ersten Saison in die Bundesliga, im Folgejahr hielt Hannover die Klasse. Als das Team in der Saison 2018/19 in der Winterpause auf einem Abstiegsplatz klassiert war, zog der Verein die Reissleine und entliess Breitenreiter. Seither war er ohne Job, dies obwohl es Angebote gab. «Aus persönlichen Gründen, auf die ich nicht näher eingehen möchte, wollte ich eine Pause machen», erklärte er bei seiner Vorstellung in Zürich.
Im März dieses Jahres gab Breitenreiter «Sport1» ein ausführliches Interview, in dem er viel über sich preisgibt – und man erhält eine Vorstellung davon, was man beim FCZ erwarten darf.
So tickt André Breitenreiter
«Der Erfolg steht für mich an oberster Stelle», sagt Breitenreiter in besagtem Interview. Das bedeute auch, dass man manchmal Dinge verändern müsse. Er ist einer, der seine Meinung kundtut und damit auch mal aneckt: «Es ist aber meine Überzeugung, im Sinne der Sache zu handeln und Entscheidungen zu treffen, die dem Wohl des Gesamten dienen. Da bedarf es kontroverser Diskussionen innerhalb eines Vereins. Unbequem kommt nicht immer gut an.»
Er sei jemand, der sich schnell identifizieren könne und Dinge optimieren wolle, die aus seiner Sicht zum Erfolg führen würden. Und in Vergangenheit hat er scheinbar oft an den richtigen Schrauben gedreht, die Erfolge auf Knopfdruck sprechen für ihn. Breitenreiter meint dazu: «Ich konnte bei meinen Stationen schnell eine Aufbruchstimmung erzeugen.»
«Grundsätzlich stehe ich für eine offensiv ausgerichtete Spielphilosophie mit hoher Intensität.»
Und für welchen Fussball steht er? «Die Art und Weise des Spiels ist zunächst einmal abhängig von den Spielern, die mir zur Verfügung stehen. Grundsätzlich stehe ich für eine offensiv ausgerichtete Spielphilosophie mit hoher Intensität.» Seine Mannschaften hätten «variabel und attraktiv» in den Grundordnungen gespielt, «um für die Gegner schwer ausrechenbar zu sein». Man darf wohl auch einen FCZ erwarten, der den Ball aktiv erobern will, weit in der gegnerischen Platzhälfte, um dann kurze Wege zum Tor zu haben. «Das schnelle vertikale Umschaltspiel mit dem Ziel, Tore zu erzielen, zeichnen meine Mannschaften aus», meint Breitenreiter im Interview.
«Das wichtigste Kriterium ist für mich immer, dass die Überzeugung bei mir und auch beim Klub zu 100 Prozent da ist.»
Er sagt von sich auch: «Ich stehe ja insbesondere auch für die Entwicklung junger Spieler, deren Weg ich begleiten durfte und die dann durchgestartet sind.» Zwei dieser Spieler sind Leon Goretzka und Leroy Sané, die unter ihm auf Schalke gross aufspielten. «Leon kam damals aus einer langen Verletzung zurück und wurde nach unserem gemeinsamen Jahr wieder Nationalspieler. Leroy kam aus der U19 hoch und spielte unter mir sein erstes komplettes Jahr im Herrenbereich. Zu beiden habe ich heute noch Kontakt und das finde ich richtig schön.» Das sind gute Aussichten für junge Spieler. Jeder der es verdient, dürfte unter Breitenreiter seine Chance erhalten.
«Mein persönliches Ziel war es immer, als verantwortlicher Trainer die Champions-League-Hymne zu hören.»
«Das wichtigste Kriterium ist für mich immer, dass die Überzeugung bei mir und auch beim Klub zu 100 Prozent da ist. Des Weiteren sind realistische Zielsetzungen unter den vorhandenen Voraussetzungen notwendig, um erfolgreich arbeiten zu können», das sei mit ein Grund, dass er mehrere Angebote abgelehnt habe. Beim FCZ hatte er offenbar ein gutes Gefühl.
Ewig wird er aber kaum in Zürich bleiben, denn eigentlich denkt er Breitenreiter grösser: «Mein persönliches Ziel war es immer, als verantwortlicher Trainer die Champions-League-Hymne zu hören. Mit Schalke war ich kurz davor. Nun muss ich vielleicht erstmal einen Schritt zurückgehen, um auf mich wieder aufmerksam zu machen, aber das Ziel verliere ich nicht aus den Augen.»
Und sollte es ihm beim FCZ nicht wie erhofft laufen, er hätte immerhin schon einen Song im Gepäck, der ihm schon in seiner Zeit auf Schalke geholfen hat: «Alles wird gut» von Bushido. «Ich kenne ihn auswendig. Der Text dieses Liedes spiegelte meine Situation auf Schalke wider. So konnte ich im Auto auch Frust ablassen.»