Bei Chicago entlassen Spielt Raphael Wicky bald den Retter in der Super League? 

Von Jan Arnet

30.9.2021

Ist nicht mehr Trainer von Chicago Fire: Raphael Wicky.
Ist nicht mehr Trainer von Chicago Fire: Raphael Wicky.
Bild: Keystone

Raphael Wickys Abenteuer in Chicago geht nach 21 Monaten zu Ende. Folgt nun die Rückkehr in die Schweiz? In der Super League zittern gleich drei Trainer um ihren Job. 

Von Jan Arnet

30.9.2021

Raphael Wicky ist nicht mehr Trainer von Chicago Fire. Dies teilt der MLS-Klub am Donnerstagnachmittag (Schweizer Zeit) mit. Am Mittwoch hatte Chicago gegen New York City noch 2:0 gewinnen können, davor aber nur einen Punkt aus den letzten fünf Partien geholt. Als Zwölfter der Eastern Conference (14 Teams) hat Chicago keine realistischen Chancen mehr auf die Playoffs in der MLS.

«Ich möchte mich bei Rapha für seinen unermüdlichen Einsatz bedanken, mit dem er uns jeden Tag zu einem besseren Verein gemacht hat», wird Sportdirektor Georg Heitz in der Medienmitteilung zitiert. «Wir hielten es für den richtigen Zeitpunkt, ihm mitzuteilen, dass wir die Option für die Verlängerung seines Vertrags nicht ziehen werden, während wir beginnen, Entscheidungen für die nächste Saison zu treffen.»

Gemäss «Blick» hat die Trennung auch einen familiären Hintergrund. Vor einigen Monaten musste sich Wickys Vater einer Herzoperation unterziehen und benötigt heute noch Spitalpflege. Deshalb soll Wicky in Vergangenheit auch immer wieder von den USA in die Schweiz und zurück geflogen sein. 

Durch das Aus in Chicago hat der 44-Jährige nun mehr Zeit, um sich um seinen Vater zu kümmern. Sucht Wicky in der Schweiz auch eine neue Herausforderung? Zwar gibt es aktuell in der Super League keinen vakanten Trainerposten, doch gleich bei drei Teams steht der Coach immer mehr mit dem Rücken zur Wand.

Walker in Sion vor dem Aus?

Beim FC Sion zum Beispiel wackelt der Trainerstuhl von Marco Walker gewaltig. In den letzten vier Spielen gab es für die Walliser gegen die Kellerkinder Luzern und Lausanne jeweils nur einen Punkt, im Cup gegen Challenge-Ligist Lausanne-Ouchy eine 0:4-Klatsche und zuletzt bei GC eine 1:3-Pleite.

Präsident Christian Constantin verliess den Letzigrund am Sonntag schon zur Pause beim Stand von 0:2 und sagte dem «Blick» danach: «Das tat den Augen weh und das wollte ich mir nicht weiter antun. (...) Ich muss jetzt mal mit Marco sprechen. Aber ich sehe in der Tat nichts, was mir Hoffnung auf Besserung macht.»



Es sei nicht das erste Mal, dass er nicht mehr weiter wisse. «Nein, ich sehe Tausende Fragezeichen. Ich überlege mir jetzt sehr gut, wie ich weiterfahren will. Aber ich brauche nun einen Mehrwert, den mir dieser Staff nicht geben kann. Obwohl wir genügend Spieler im Kader haben, die Fussball spielen können», so Constantin.

Möglich, dass Raphael Wicky als Walliser zum Thema wird. Der frühere Mittelfeldspieler führte Sion 1997 zum zweiten und bislang letzten Meistertitel und gewann mit seinem Stammklub dreimal den Cup. Schon damals schwang beim FC Sion Christian Constantin das Zepter.

Auch Celestini immer mehr unter Druck

Dank der Siege gegen YB und Lugano darf sich Walker aber womöglich doch noch Hoffnungen auf einen Verbleib machen. Schliesslich ist der Abstand von Sion auf die Abstiegsplätze gleich gross wie der Abstand auf Platz 2. 

Nur allzu gerne in dieser Position wären Lausanne und Luzern. Der FCL, von dem vor der Saison viel erwartet wurde, wartet auch nach acht Spielen auf den ersten Ligasieg. Selbst in den beiden gewonnenen Cup-Partien gegen zwei Unterklassige konnte der amtierende Cupsieger nicht überzeugen.

Und als Nächstes trifft Luzern ausgerechnet auf Basel und YB. Gibt es gegen die beiden Top-Teams die nächsten Pleiten, wird es für Fabio Celestini eng. Auch wenn FCL-Präsident Stefan Wolf zuletzt betonte, dass er überzeugt sei, dass Celestini auch dieses Mal den Weg aus der Krise finden wird.

Wicky dürfte in der Schweiz begehrt sein

Ebenfalls ungemütlich ist die Situation für Ilija Borenovic, der auf die neue Saison hin in Lausanne überraschend zum Cheftrainer befördert wurde. Den Beweis, dass er der Aufgabe gewachsen ist, blieb er bisher schuldig. In den ersten acht Spielen hat Lausanne 19 Tore kassiert und nur neun erzielt. Vier Remis und vier Niederlagen hat es abgesetzt. Verliert Lausanne am kommenden Samstag in Lugano, so würde es nicht überraschen, wenn am 17. Oktober gegen GC ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen würde.

Zurück zu Raphael Wicky: Dieser hat zwar auch erst eine Super-League-Saison als Trainer hinter sich und wurde in Basel 2018 nach nur einem Jahr – dem ersten in der Ära Bernhard Burgener – wieder entlassen. Und doch konnte er mit einer hervorragenden Champions-League-Kampagne auf sich aufmerksam machen, ich welcher der FCB die Achtelfinals erreichte und mit Manchester City und Manchester United gleich zwei absolute Weltklasse-Teams schlagen konnte.

Die Schweizer Klubverantwortlichen, die diese Erfolge noch im Hinterkopf haben, dürften auch Raphael Wicky noch längst nicht vergessen haben.