Ex-FCB-SportchefEx-FCB-Sportchef Streller erinnert sich: «Es war eine sehr schmerzhafte Zeit»
bam
11.9.2020
So offen hat Marco Streller über seine Zeit als Sportchef in Basel noch nie gesprochen. In einem Podcast erzählt er, wie er sich Richtung Burnout bewegt hat.
Marco Streller tritt vor gut einem Jahr als Sportchef des FC Basel zurück. Es ist die Konsequenz nach einer misslungenen Trainerabsetzung. Streller wollte Marcel Koller nach nur einem Jahr als Coach des FCB entlassen – doch Präsident Bernhard Burgener entschied sich um. Koller durfte noch ein Jahr im Amt bleiben.
Ein Wirrwarr der Superlative. Auch für Streller, wie er im Podcast «Ehrenrunde» erzählt. «Für mich ist klar: Man macht etwas zusammen ab und dann hält man sich an diese Sachen. Wenn man aber nicht mehr dahinter stehen kann, dann muss man konsequent sein», sagt Marco Streller. «Dann muss man das beenden. Das habe ich in meinem Fall gemacht. Für mich hat sich der Rücktritt richtig angefühlt, auch wenn es unglaublich wehtat.»
«Du kommst in eine Management-Position und schwimmst.»
Marco Streller beendet im Jahr 2015 seine Karriere als Spieler. Nur zwei Jahre später übernimmt er gleich die Nachfolge von Georg Heitz, der mit dem FCB in seiner Ära acht Meistertitel gewonnen hat. «Ich hatte nie die Ambition, FCB-Sportchef zu sein. Bernhard und Georg sagten mir, es wäre schön, wenn ich das im Sport weiterführen würde, was sie verkörperten. Damit das weiterlebt.»
Doch Streller war überfordert, wie er nun selber auch zugibt. «Dann gibt es Phasen, in denen du dich vielleicht überschätzt. Du kommst in eine Management-Position und schwimmst. Und hast daneben eine Crew, die auch neu ist und selber schwimmt. Dann hast du Heckenschützen überall, die deinen Job wollen.» Er habe ausserdem den Fehler gemacht, dass er einmal das Maul etwas voll genommen habe. «Und dann kommt brutale Kritik und du sitzt im Büro und denkst: ‹Scheisse, ich habe mich überschätzt. Oder die Situation falsch eingeschätzt.› Es war eine sehr schmerzhafte Zeit.»
Im Podcast erzählt Streller offen wie nie, dass er «Richtung Burnout» gegangen sei, «wenn nicht sogar in einem drin gewesen ist». Streller holt sich professionelle Hilfe. «Ein erfahrener Psychologe sagte mir: ‹Für einen Burnout braucht es immer zwei.› Ich konnte mich nicht vor den Gefahren schützen, die intern und extern lauerten. Weil ich auch keine Ausbildung hatte.»
«Ich bin mitverantwortlich, wo der FCB steht.»
Was momentan beim FC Basel passiere, könne Streller nicht mehr beeinflussen. Trotzdem bleibt der jetzige Teleclub-Experte selbstkritisch: «Ich bin als ehemaliger Sportchef sicher mitverantwortlich dafür, wo der FC Basel steht.» Der FCB ist für ihn eine Herzensangelegenheit, über 14 Jahre hat Streller beim FCB als Fussballer oder Sportchef mitgewirkt. Er versuche, die Dinge nicht mehr zu sehr an sich heranzulassen. Aber: «Es ist in meinem Fall sehr schwierig, das Ganze mit wenig Emotionen und rational anzuschauen.»