Im Fussballtalk «Heimspiel» auf «blue Sport» spricht Uli Forte über die anstehende Meisterfeier der Berner Young Boys, die Probleme des FC Basel und den Abstiegskampf in der Super League.
Uli Forte über ...
... den Trainerwechsel beim FC Basel
«Wenn eine neue Ansage kommt, ein neues Gesicht, eine neue Stimmlage, dann ist es möglich, dass die Spieler anders reagieren. Und die Karten werden schon neu gemischt, wenn ein neuer Trainer kommt. Es ist eigentlich egal, wer kommt. Aber es war so, dass die Spieler (des FC Basel) natürlich unter Druck waren. Die haben jetzt in Anführungszeichen einen weiteren Trainer auf dem Gewissen. Und dann ist es klar, dass sich jeder Spieler auch selber hinterfragt und sagt: ‹Jetzt müssen wir liefern.› Wenn wir jetzt wieder die gleiche Leistung bringen bei Patrick Rahmen, dann könnte irgendwann der Zeigefinger auf uns zeigen. Und ich glaube, das war gestern (beim Spiel gegen Luzern, Anm. d. Red.) das Thema. Sie wussten, dass sie jetzt in der Bringschuld sind, nachdem der Verein den Trainer entlassen hat.»
«Es muss nicht einfacher sein (als Assistenztrainer den Trainerposten zu übernehmen), es kann auch schwieriger sein. Wenn man plötzlich vom Assistenz- zum Cheftrainer wird, ist es vielleicht so, dass man Spieler hat, die einem nach wie vor als Assistenztrainer sehen und nicht als Cheftrainer. Aber im Fall von Patrick Rahmen lag es natürlich auf der Hand. Er ist in Basel aufgewachsen, hat eine grosse Basel-Historie, deshalb war das eine gute Lösung. Seine Aussage, dass er Teil des Misserfolgs war, hat mich erstaunt. Das habe ich sehr gut gefunden und es gibt ihm gegenüber der Mannschaft natürlich sehr, sehr viel Glaubwürdigkeit. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft das auch geschätzt hat.»
... den Abstiegskampf in der Super League
«Es ist schwierig. Es sind noch acht Spiele mit 24 Punkten zu vergeben. Diese Spiele gehen rasant schnell. Ich habe ab dem zehnt-letzten Spiel immer vom Countdown gesprochen. Und der Countdown hat schon begonnen, wir sind jetzt schon bei acht und es wird jetzt immer enger. Man braucht Bindeglieder in der Mannschaft, Spieler die das Team zusammenhalten. Spieler, die nicht nur für sich selbst schauen, sondern auch für den rechts und links in der Kabine. Das müssen Spieler mit einer gewissen Klasse sein, weil wenn du als Spieler nur für die anderen schaust, aber deine Leistung bleibt auf der Strecke, dann bist du nicht glaubwürdig.»
... den drohenden Abstieg des FC Sion
«Von der Qualität her dürften sie nicht absteigen. Aber eben, es geht nicht nur um Qualität, es geht auch um andere Faktoren. Vaduz zeigt das hervorragend im Moment. Die wurden nach der Vorrunde schon bei allen Wettbüros durchgereicht. Mario Frick hat es verstanden, auch mit gewissen Veränderungen – auf dem Transfermarkt war es nicht so, dass sie Millionen ausgeben konnten – die zweitbeste Rückrunde hinter YB hinzulegen. Chapeau.»
... ein mögliches Jobangebot des FC Sion
«Puh, ich habe mal gesagt, dass ich mir das sehr, sehr gut überlege, bevor ich dort runtergehe. Und deshalb will ich gar nicht so weit denken.»
... YB's anstehende Meisterfeier
«Es wird sicher nicht mehr so sein wie beim ersten Mal seit 32 Jahren, bei dieser riesigen Explosion. Das ist natürlich klar. Was noch hinzu kommt, das ist Corona. Vielleicht versammeln sich die Fans vor dem Stadion, aber dort werden sie dann auch Probleme mit der Polizei kriegen, wenn sie die Massnahmen nicht einhalten sollten.»
... den anhaltenden Erfolg der Berner Young Boys
«Das Gesamtpaket muss stimmen und seit Christoph Spycher beim BSC Young Boys in der Führung ist, stimmt dieses Paket. Darauf ist er auch bedacht. Sportlich sind sie nicht viel besser ausgestellt (als der FC Basel, Anm. d. Red.). Natürlich haben sie gewisse Dinge besser gemacht in den letzten Jahren. Aber es ist vor allem diese Ruhe, die sie in den letzten Jahren auszeichnet.»
... die wenigen Trainerwechsel in der Super League 2020/21
«Wahrscheinlich ist das auch durch Corona bedingt, dass viele Vereine und Vereinsführungen gesagt haben: ‹Hey, wir wissen nicht, wie es weiter geht. Wir wissen überhaupt nicht, wohin der Weg in dieser Pandemie führt.› Deshalb waren einige wohl eher zurückhaltend.»
... die Anzeichen, dass es für ihn als Trainer eng wird
«Auf der einen Seite ist es sicherlich der Totomat. Das ist eine genaue Wissenschaft. Der Totomat am Sonntagabend nach allen Spielen ist knallhart. Aber es gibt schon auch Zeichen. Wenn die Kommunikation ausbleibt, wenn plötzlich die Sportkommissionssitzungen nicht mehr stattfinden, oder wenn der Austausch nicht mehr stattfindet. Dann merkt man schon, dass etwas komisch ist. Wenn es so anfängt, dann weiss man, dass es vielleicht nicht mehr gut kommt.»
... die Arbeit an der Seitenlinie, wenn es in der Führungsetage kriselt
«Die Spieler müssen sich möglichst klar auf die Kernkompetenz konzentrieren. Das ist das Spielen. Aber im Fussball wird so viel geredet. In einer Kabine wird nicht jeden Tag nur über Fussball und den nächsten Gegner geredet. Ich habe jeweils eine Flipchart mit der Mannschaftsaufstellung des nächsten Gegners aufgestellt, um die Spieler dazu zu bringen, sich schon am Montag über den Gegner am Sonntag Gedanken machen. Aber die Spieler reden natürlich miteinander auch über andere Dinge. Das kann man nicht verhindern.»