Fussball-Talk Heimspiel «Wenn Seoane in die Bundesliga geht, macht er einen riesigen Fehler»

jar

15.4.2019

Gerardo Seoane ist gemessen am Punkteschnitt der erfolgreichste Super-League-Trainer aller Zeiten. Kein Wunder, wird der YB-Meistertrainer mit Bundesliga-Klubs in Verbindung gebracht. Doch wäre ein Wechsel sinnvoll?

Wer hätte vor 15 Monaten gedacht, dass Gerardo Seoane die Young Boys zum frühesten Meister der Super-League-Geschichte macht? Der 40-Jährige unterschrieb damals gerade seinen ersten Profivertrag beim FC Luzern. Er führte die Innerschweizer dank einer sensationellen Rückrunde auf Platz 3 und wurde nach nur 17 Spielen als FCL-Trainer mit dem Wechsel zu YB belohnt.

Dass Seoane mit den Bernern ähnlich erfolgreich sein wird wie Adi Hütter, der YB nach 32 Jahren den langersehnten Meistertitel bescherte, war nicht zu erwarten. Doch mit Seoane präsentiert sich YB in dieser Saison noch souveräner und sichert sich den Meistertitel schon am 29. Spieltag – die Young Boys sind der früheste Landesmeister in ganz Europa.

Und YB bangt bereits um den nächsten Abgang eines Meistertrainers. Einige Bundesliga-Klubs könnten Interesse an Seoane haben, mit Eintracht Frankfurt hatte bereits letztes Jahr ein deutscher Klub den Meistermacher Adi Hütter geholt. Schalke und Wolfsburg zum Beispiel sind noch auf der Suche nach einem neuen Trainer für die nächste Saison. Doch wäre es für Seoane wirklich klug, sein Glück nach nur anderthalb Jahren Profi-Erfahrung im Ausland zu suchen?

Nein, meint «Blick»-Fussballchef Andreas Böni im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel: «Ich bin der Überzeugung, dass es ein grosser Fehler sein würde, wenn er jetzt in die Bundesliga wechselt. Denn Seoane ist noch kein kompletter Trainer, er musste noch nie eine Krise durchmachen. Jetzt kommt bei YB der Umbruch, also könnte es im Herbst oder Winter mal zu einer Krise kommen.»

Ein Abgang würde auch Seoanes Ruf schaden, glaubt Böni: «Er ging ja in Luzern schon nach einem halben Jahr. Für seinen Ruf ist es besser, wenn er noch ein Jahr in Bern bleibt. In der Kommunikation kann er sich noch entwickeln, denn was die Medienarbeit angeht, ist das in Bern im Gegensatz zu Deutschland Kindergeburtstag. Sollte er ein Angebot von Wolfsburg oder Schalke kriegen, sollte er es ablehnen.»

Ex-Nati-Trainer Rolf Fringer ist anderer Meinung. «Im Fussball kannst du nichts planen. Wenn du ein super Angebot aus Wolfsburg bekommst ... – was ist, wenn es nächste Saison nicht mehr so rund läuft und Basel wieder nach vorne kommt? Als Zweiter in der Schweizer Liga bist zu in Deutschland schon nicht mehr so interessant», sagt der Teleclub-Experte. «Es wäre sehr viel verlangt, zu sagen, dass er noch mehr reifen müsse, um in eine Top-Liga zu wechseln.»

Fringer: «Ich habe Seoane einst aus dem Team geworfen»

Fringer hat nur lobende Worte für Seoane übrig. Weil der YB-Coach aus seiner Sicht in Sachen Sozialkompetenz einen grossen Schritt nach vorne gemacht hat. «Er war schon als Spieler ein Leader und brachte alles an Fachkompetenz mit. Nun hat er sich auch in Sachen Kommunikation ganz klar verbessert», sagt Fringer, der einst Seoanes Trainer in Luzern war. «Ich habe ihn einmal aus der Mannschaft geworfen, weil wir mit ihm Schwierigkeiten gehabt haben. Er hatte damals wahrscheinlich nicht so viel Freude an mir, aber es war wichtig, das zu machen. Er scheint gut reflektiert und aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Jetzt hat er in Sachen Persönlichkeit und Autorität an sich gearbeitet und ist auf dem Weg zum Top-Trainer.»


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