Weil es in der Challenge League keinen Absteiger geben wird, nehmen es die Klubs aus der unteren Tabellenhälfte nicht mehr ganz so ernst. Zahlreiche auslaufende Spielerverträge werden nicht bis zum Saisonende verlängert. Entscheidet diese Unbekümmertheit am Ende gar das Rennen um den Aufstieg?
Spätestens nach dem Saisonabbruch aller Amateurligen war für alle Challenge-League-Klubs klar, dass die Saison fortgesetzt werden soll. Denn für die Vereine gab es dann – mit Ausnahme der Ticketeinnahmen – nichts mehr zu verlieren. Absteigen wird niemand, Risiken gibt es keine, TV-Gelder aber schon.
Nun ist der 30. Juni gekommen. Der Stichtag in Sachen Verlängerung auslaufender Verträge. Die Klubs hatten die Möglichkeit, diese Kontrakte bis zum Saisonende zu verlängern. Doch für die Vereine aus den unteren Tabellenregionen der Challenge League macht es natürlich wenig Sinn, noch Geld für Spieler auszugeben, die in ein paar Wochen sowieso woanders spielen werden. Ob man die Saison nun auf dem 3. oder dem letzten Platz beendet, ist eigentlich auch egal. So verzichten zahlreiche Vereine auf diese Kurz-Vertragsverlängerungen.
Schlusslicht Chiasso etwa lässt nicht weniger als acht Spieler ziehen. Darunter sind mit Captain Bruno Martignoni, Rodrigo Pollero, Patrick Rossini und Giuseppe Aquaro vier absolute Stammspieler. Auch der Vorletzte aus Schaffhausen nimmt es nicht mehr ganz so ernst. Nicht nur, weil der FCS gleich sechs Profis gehen lässt. Trainer Murat Yakin verzichtete am letzten Samstag sogar auf die lange Auswärtsfahrt nach Nyon zu Lausanne-Ouchy (1:1) und beobachtete stattdessen lieber den nächsten Gegner Vaduz.
Bei Winterthur wechseln sogar drei Spieler noch mitten in der Saison den Verein: Rijad Saliji, Luca Radice und Goalie Bojan Milosavljevic spielen künftig für Promotion-League-Klub Rapperswil-Jona – die aktuelle Spielzeit beenden sie nicht mehr beim Stammklub. Insgesamt sind es bei Winti sechs Spieler, welche den Klub vorzeitig verlassen.
Lausanne jetzt kaum mehr aufzuhalten
Wirkt sich dieses «Schleifen lassen» der Underdogs sogar auf das Aufstiegsrennen aus? Gut möglich. Zumindest wird Leader Lausanne – zuletzt mit nur einem Punkt aus zwei Spielen – wohl drei Stolpersteine weniger haben auf dem Weg zum Aufstieg in die Super League. Die Waadtländer haben aktuell zehn Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz.
Dahinter folgen Vaduz und GC mit je 44 Punkten. Auch Kriens (40 Zähler) darf sich noch Chancen auf den Barrage-Platz ausrechnen, zumal die Innerschweizer noch einmal mehr gegen das abgeschlagene und nun auch sehr geschwächte Schlusslicht Chiasso spielen dürfen. Die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat offenbar der FC Aarau (32 Punkte). Zumindest hat der FCA alle sechs auslaufenden Verträge – darunter jene der Top-Verdiener Markus Neumayr und Marco Schneuwly – bis Ende Saison verlängert.