Coaching Zone Yakin: «Da kannst du so laut schreien, wie du willst – die hören gar nichts»

pat

1.4.2021

Murat Yakin ist schon lange im Trainergeschäft und führte den FC Basel zu zwei Meistertiteln (12/13 und 13/14). Seit Sommer 2019 steht er beim FC Schaffhausen an der Seitenlinie. Mit «blue Sport» spricht er unter anderem über die Herausforderungen in seinem Metier.

Christian Constantin nannte Murat Yakin einst den besten Trainer, den die Schweiz je hatte. Selten hat der Sion-Präsident einen Trainer so sehr gewollt wie Yakin. Im September 2019 hatte er ihn dann endlich an der Angel. Und das nur, um ihn dann im Mai des Folgejahres frühzeitig zu beurlauben. Über die Qualitäten Yakins sagt das wenig aus, viel mehr über die Launen Constantins. Zu diesem Zeitpunkt war Yakin bereits ein gestandener Trainer, zweifacher Schweizer Meister mit Basel und mit Erfahrungen aus dem Ausland (Spartak Moskau) im Gepäck.

Inzwischen steht er, bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere, beim FC Schaffhausen an der Seitenlinie und mischt in der Challenge League vorne mit. Aktuell liegen Yakins Mannen auf Platz vier. Der zweite Platz, der zur Teilnahme an der Barrage berechtigt, ist nur zwei Punkte entfernt. Umso beachtlicher, da Yakin letztes Jahr die Saison auf dem vorletzten Rang beendete. Der Aufstieg käme einer Sensation gleich.

Doch wie tickt der Trainer Yakin? Von wem wurde er beeinflusst, wie ist sein Führungsstil, was ist ihm wichtig und wo liegen die Hürden in der Zusammenarbeit mit jungen Spielern? Bei «blue Sport» gibt der Trainer Auskunft, ehe der volle Fokus dem Spiel am Samstag gegen den FC Aarau (16 Uhr live im Free-TV auf «blue Zoom») gilt.

Yakin über seine früheren Trainer

Schon in der Juniorenzeit habe er bei Concordia Basel hervorragende Trainer gehabt. Später als Profi wurde er von Grössen wie Leo Beenhakker, Christian Gross, Otto Rehhagel oder auch Jogi Löw trainiert. «Das waren schon beeindruckende Persönlichkeiten, wo du von jedem ein ‹Stückli› mitnimmst», so Yakin zurückblickend. Nichtsdestotrotz müsse jeder Trainer auch seinen eigenen Stil entwickeln.

Bis ein Team die gesamte Spielphilosophie verinnerlicht habe «und man seine eigenen Ideen verwirklichen kann», brauche es mindestens ein bis zwei Jahre. Man müsse das Team auch entsprechend zusammenstellen. Das sei heutzutage oft nicht ganz einfach. «Mittlerweile weiss jeder Trainer, der irgendwo angestellt wird, dass er am nächsten Tag funktionieren muss. Er muss Punkte liefern.» In Schaffhausen hatten sie die Geduld und bereits in der zweiten Saison scheint dies langsam, aber sicher Früchte zu tragen.

Yakin über Coaching vor und während des Spiels

«Ein bisschen über den Gegner Bescheid wissen müssen die Jungs schon. Aber allzu gross auf den Gegner eingehen sollte man nicht», meint Yakin. «Weil irgendwo hat man seine eigenen Spieler und muss die eigenen Spieler stark reden und einen Matchplan haben.» Dabei sei es aber wichtig, flexibel zu sein, um reagieren zu können. Es sei eine «Wunschvorstellung», dass man einfach nur einen Plan habe und bereits vorher ungefähr wisse, wann man wen einwechseln wolle. «Man muss ständig parat sein, um auch während des Spiels gewisse Veränderungen vorzunehmen.»

Allerdings funktioniere das nicht bei allen gleich gut. «Man muss sicher ein bisschen wissen, bei welchen Spielern der Input noch ankommt. Es gibt Spieler, die sind voll fokussiert während des Spiels. Da kannst du so laut schreien, wie du willst, die hören gar nichts.» Und dann gebe es Spieler, die andauernd rausschauen würden: «Was sagt der Coach? Schaut er, ob ich es richtig mache, ob ich richtig stehe?»

Yakin über seinen Führungsstil

«Ein bisschen Nähe zu den Spielern braucht es, um auch das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht einfach nur einen Chef vor sich haben. Ich denke, der Kumpeltyp muss heute auch vorhanden sein.» Er sei ja auch noch ein junger Trainer «und da darfst du dich nicht zu sehr distanzieren», so der 46-Jährige mit über zehn Jahren Trainer-Erfahrung im Profibusiness.

Yakin über die Tücken mit jungen Spielern

«Die Schwierigkeit ist, dass die jungen Spieler noch nicht so gut einschätzen können, auf welchem Level sie sind. Sie sehen sich schon viel höher, weil sie vielleicht schon mal zwei, drei Spiele in der Super- oder Challenge League bestritten haben. Weil sie vielleicht auch schon den ersten Profivertrag unterschrieben haben.» Da sei es natürlich klar, dass das ganze Umfeld euphorisch sei und versuche, den eigenen Schützling voranzutreiben und zu pushen. «Und oftmals liegt dort eine grosse Hürde für einen Trainer», so Yakin mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.