18 Punkte beträgt der Vorsprung der Young Boys auf den zweitplatzierten FC Basel. 14 Punkte beträgt Basels Vorsprung auf das Schlusslicht, den FC Vaduz.
Ein derart seltsames Bild hat die Super League in den vorangegangenen 17 Saisons nie geboten.
Was das «Rennen» um den Meistertitel 2020/21 betrifft, stellen sich nach der 21. Runde, in der YB mit dem 2:0 gegen Servette den sechsten Sieg am Stück einfuhr, nur noch Fragen statistischer Art. Werden die Berner mit einem noch grösseren Vorsprung Meister werden als vor zwei Jahren, als sie die Basler um 20 Punkte distanzierten? 2011/12 holte Basel ebenfalls 20 Punkte auf den Runner-up Luzern heraus. Die 20 Punkte sind der Rekordvorsprung.
15 Runden sind noch zu spielen. Damit der Rekord nicht gebrochen wird, müsste eines von zwei Dingen geschehen. In den nächsten Wochen und Monaten müsste der Meister deutlich nachlassen und seine Kadenz verlieren. Oder einer der «Verfolger» müsste sich aus dem homogenen Pulk lösen und seinerseits im Stil der Young Boys auftrumpfen. Aus der jetzigen Sicht ist das eine so wenig wahrscheinlich wie das andere. YB dreht einsam seine Kreise, wie ein Adler ohne natürlichen Feind.
In den letzten 15 Runden wird sehr vieles möglich sein
Unter den anderen neun Mannschaften ist Runde für Runde alles möglich. Jeder Resultat-Tipp ist ein Wagnis, und einen Dreizehner im Sporttoto würde es in diesen Wochen wohl kaum geben.
Hinter YB gehen die Mannschaften im Gänsemarsch. Von Basel bis Vaduz sind die Abstände gering, und jede Mannschaft weist eine andere Punktzahl vor. Das wird auch nach dem Nachtragsspiel vom Mittwoch zwischen Vaduz und Luzern noch so sein, wenn es in diesem Match einen Sieger gibt. Die Vaduzer werden bis auf einen Punkt an den Vorletzten, den FC Sion, herankommen, wenn sie gewinnen. Davor lägen mit je einem Punkt Abstand Luzern (23), Lausanne-Sport (24) und Servette (25). Verwaist wäre die Punktzahl 26, aber dann folgen Lugano (27), St. Gallen (28) und Zürich (29). Nur Basel (32), die vorderste Gans, marschiert ein bisschen vorneweg.
Diese eigentümliche, bislang einzigartige Konstellation macht deutlich, dass in den letzten 15 Runden sehr vieles möglich sein wird, auch nie erwartete Umstürze. Selbst Mannschaften wie St. Gallen, Zürich und Lugano, die zurzeit auf scheinbar gesicherten Plätzen liegen, könnten sehr rasch in die Bredouille geraten, wenn sie ein paarmal nicht gewinnen. St. Gallen war nach drei Runden mit drei 1:0-Siegen alleiniger Leader. Seither holten die Ostschweizer aus 18 Spielen nur 19 Punkte – zwei Punkte weniger als Vaduz in der gleichen Zeit, falls die Liechtensteiner am Mittwoch gewinnen.
Gerade am Wochenende siegten nebst den Young Boys nur der Neunte und der Zehnte, Luzern und Vaduz. Luzern überholte dadurch Sion.