Das denkwürdige Weiterkommen in der Europa League gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen macht die Young Boys zu Recht stolz. Dennoch bleiben sie geerdet.
«Abheben» ist ein Verb mit verschiedenen Bedeutungen. Beim Jassen ist es ein einfacher mechanischer Vorgang vor dem Geben. Im Sport hat es zweierlei Bedeutung. Man hebt ab und wird zum sogenannten Überflieger, wenn einem eine überragende Leistung glückt. Eine solche zeigten die Young Boys unbestritten im Hinspiel, besonders aber beim 2:0 im Rückspiel in Leverkusen. Das dritte Abheben bedeutet Arroganz, Überheblichkeit, Selbstgefälligkeit. Die Young Boys sind auch nach dem Triumph weit davon entfernt, sich auf solches einzulassen. Sie werden mit allen Füssen auf dem Boden bleiben, auch wenn sie sich schon sehr bald erneut mit einer renommierten europäischen Mannschaft werden messen können, mit Ajax Amsterdam.
Nach der Rückkehr nach Bern am Freitagnachmittag analysierte Cheftrainer Gerardo Seoane den denkwürdigen Abend vor Kameras und Mikrofonen am Spielfeldrand im Wankdorf zum x-ten Mal. Der Luzerner strich ein weiteres Mal die solidarische, geschlossene Leistung der ganzen Mannschaft hervor. Er erwähnte auch die Vorzüge des Kaders, in dem er für alle Positionen gleichwertige Alternativen vorfindet.
Voller Tank dank Variabilität und Rotation
Dass Jordan Siebatcheu den gesperrten Goalgetter Jean-Pierre Nsame fabelhaft vertrat und in den zwei Spielen drei Tore erzielte, ist das augenfälligste Beispiel für die erstaunliche Variabilität im gelbschwarzen Spielerbestand. Da in den letzten Wochen nicht mehr viele Spieler verletzt waren, konnte Seoane gerade in der Meisterschaft oft variieren und rotieren und auf diese Weise Kräfte sparen.
Seoane erläuterte seine ganz offensichtlich erfolgreichen Überlegungen im Umgang mit dem ausgeglichenen Kader: «Dass wir rotieren, hat gute Gründe. Alle Spieler sollen durch ihre Spielpraxis in einer guten Form sein, ein gutes Vertrauen bekommen und sich in ihrer Rolle für die Mannschaft wichtig fühlen. Und dann ist es für ein Spiel wie gegen Leverkusen, wenn es also darauf ankommt, sehr wichtig, dass wir mit einem vollen Tank hineingehen und die maximale Energie auf den Platz bringen können.»
Captain Fabian Lustenberger, langjähriger Bundesliga-Spieler bei Hertha Berlin, strich heraus, dass YB in Deutschland vermutlich unterschätzt wurde. «Es soll keine Schadenfreude sein, aber doch eine kleine Genugtuung, dass wir jetzt weitergekommen sind.» Tatsächlich wurde YB vielerorts in Deutschland als «einfaches Los» für Bayer Leverkusen taxiert.
plh, sda