Wie vor vier Jahren in Russland zieht England in die WM-Viertelfinals ein. Die Engländer gewinnen den Achtelfinal gegen Senegal mit einer beeindruckenden Leistung 3:0. In den Viertelfinals wartet Weltmeister Frankreich.
Nach 38 Minuten brachte der Liverpooler Mittelfeldspieler Jordan Henderson England mit der ersten reellen Chance in Führung. Bis dorthin bestimmten die Engländer das Spiel, aber die einzigen zwei Chancen hatte Senegal. So vermochte Ismaila Sarr einen Abpraller aus kurzer Distanz nicht zu verwerten. Das Spiel hätte mit einem Führungstor der Afrikaner eventuell ein anderes Gesicht erhalten.
Aber Sekunden vor der Pause erhöhte Harry Kane für den Favoriten nach einem Konterangriff auf 2:0. Hendersons 1:0 auf hervorragende Vorarbeit von Jude Bellingham war überdies nicht zwingend gewesen. In einem besseren Moment würde Chelseas Stammgoalie Edouard Mendy den weder scharfen noch platzierten Schuss abwehren.
Keine Zweifel nach der Pause
Besonders überzeugend spielten die Engländer mit dem 2:0 im Rücken nach der Pause. Sie dachten nicht daran, den Gegner aufkommen zu lassen. Sie bestimmten den Match weiterhin selber, und sie kamen jetzt zu mehr Chancen. Eine davon verwertete der Youngster Bukayo Saka zum 3:0.
Englands Coach Gareth Southgate musste auf den offensiven Trumpf Raheem Sterling verzichten. Der Stürmer von Chelsea hatte nach Angaben des Verbandes ein Problem in der Familie zu lösen. Der Coach liess es offen, wie rasch Sterling zur Nationalmannschaft zurückkehren kann. Fürs Erste wirkte sich Sterlings Abwesenheit nicht negativ aus.
Krise? Was für eine Krise?
Die sportliche Realität an der Weltmeisterschaft zeigt in etlichen Beispielen, wie wenig die Resultate der Nations League, des UEFA-Zusatzwettbewerbs, bedeuten. Die Engländer wurden im Juni in ihrer Nations-League Gruppe ohne Sieg (je drei Unentschieden und Niederlagen) Letzte und stiegen für den nächsten Wettbewerb in die B-Liga ab. Hier und dort war von einer Krise die Rede.
Sie klassierten sich hinter Italien, Deutschland und Ungarn, hinter drei Mannschaften also, die an der WM entweder ausgeschieden sind oder nicht mitspielen können. Auch verzichtete Englands Coach Gareth Southgate in etlichen Nations-League-Spielen darauf, mit der besten Formation anzutreten.
Die Three Lions präsentieren sich wenige Monate nach dem schwachen Abschneiden in der Nations League in grundlegend anderer Verfassung. In den WM-Gruppenspielen brachten sie neun Tore zustande. Noch vor den K.o.-Spielen sind die neun Tore ihre zweitbeste Ausbeute an einem WM-Turnier.
Senegal gefiel – trotzdem
Die Senegalesen hatten in den Gruppenspielen durchaus überzeugt. Trotz der spät eingefangenen 0:2-Niederlage auch im Match gegen die Niederlande, in dem sie mehr und die besseren Chancen herausspielten als der renommierte Gegner.
Die Mannschaft verfügte in Katar auch ohne ihren verletzten Star über das Potential, bei ihrer dritten WM-Teilnahme zum zweiten Mal in die Viertelfinals einzuziehen – wie das berühmte Senegal von 2002. Unvergesslich bleibt der 1:0-Auftaktsieg gegen den seinerzeitigen Titelverteidiger Frankreich.
Telegramm
England – Senegal 3:0 (2:0)
Al Bayt Stadium, Al Khor. – 65'985 Zuschauer. – SR Barton (SAL). – Tore: 38. Henderson 1:0. 45. Kane 2:0. 57. Saka 3:0.
England: Pickford; Walker, Stones (76. Dier), Maguire, Shaw; Henderson (82. Phillips), Rice, Bellingham (76. Mount); Saka (65. Rashford), Kane, Foden (65. Grealish).
Senegal: Edouard Mendy; Sabaly, Koulibaly, Diallo, Jakobs (84. Ballo-Touré); Ciss (46. Pape Gueye), Nampalys Mendy; Diatta (46. Sarr), Ndiaye (46. Dieng), Ismaila Sarr; Dia (72. Diedhiou).
Bemerkungen: England ohne Sterling (familiäres Problem) und White. Senegal ohne Idrissa Gueye (gesperrt) und Kouyaté (verletzt). – Verwarnung: 76. Koulibaly.