Lawrence Ati Zigi steht jetzt auch mit Ghana im Mittelpunkt. Der Goalie des FC St. Gallen überzeugt an der WM bislang auf ganzer Linie.
Am Tag nach dem 3:2-Sieg gegen Südkorea, der Ghana gute Perspektiven für den Vorstoss in die Achtelfinals gibt, feierte Ati Zigi seinen 26. Geburtstag. Mit einem knapp bemessenen Schokoladenkuchen und einer kleinen brennenden Kerze wurde der Keeper beim Morgenessen überrascht und von der ganzen Mannschaft gefeiert. Auf die geforderte Rede verzichtete er etwas verlegen.
Ati Zigi ist kein Mann der grossen Worte. Wenn es darum geht, über seine Paraden oder Erfolge zu reden, dann dankt er oft Gott für das Erreichte. Die letzten Wochen werden seiner Überzeugung, unter einem guten Stern zu stehen, sicherlich keinen Abbruch tun. So überzeugend er schon seit mehreren Saisons in St. Gallen agiert, so steil und unerwartet war nun der Aufstieg im Nationalteam.
Bis zu seinem WM-Aufgebot hatte es Ati Zigi in gut fünf Jahren nur zu zehn Länderspielen gebracht. Den ersten Sieg im ghanaischen Trikot gelang ihm erst wenige Tage vor dem Turnierstart im Testspiel gegen die Schweiz. Noch bis vor einigen Wochen setzten die Experten in der Heimat nicht auf ihn als Nummer 1 auf dem heiklen Posten.
Zwei Verletzungen brauchte es, damit Ati Zigi zum Stammkeeper wurde. Sowohl Jojo Wollacott vom englischen Drittligisten Charlton Athletic als auch der in Südafrika spielende Richard Ofori sind in Katar nicht dabei. Beide wurden noch bis vor kurzem höher eingeschätzt als der Goalie der Super League.
Plötzlich der Beste
Mittlerweile ist alles anders. Seit dem Sieg gegen Südkorea erhält Ati Zigi auch in Ghana die Anerkennung. Er war neben Doppeltorschütze Mohammed Kudus und Assistgeber Jordan Ayew die wichtigste Stützte der Black Stars beim ersten WM-Sieg seit 2010. In einem Kommentar hiess es: «Ati Zigi, der Baustein, den die Erbauer verworfen hatten, wurde zum wichtigsten Eckstein.» Und Nationalcoach Otto Addo lobte: «Er macht bisher eine sehr, sehr gute WM.»
Dass mit Addo im letzten Februar einer zum Chefcoach ernannt wurde, der in Deutschland daheim ist, dürfte Ati Zigi entgegengekommen sein. Für den in Hamburg gross gewordenen 47-Jährigen ist St. Gallen auch fussballerisch etwas weniger weit weg als für dessen Vorgänger. Unbemerkt blieben die Heldentaten von Ati Zigi beim FCSG in Ghana nicht. Man findet die dazu passenden Videos auf den Fachseiten. Aber im Nationaltrikot begann seine Karriere erst mit dem Sieg gegen die Schweiz so richtig.
Das Interesse am Goalie ist jetzt erwacht. Eine Zeitung hat erkannt, dass Ati Zigi noch Single ist, ein berühmter Rapper im Land forderte den nunmehr 13-fachen Internationalen auf, er soll doch auch die abstürzende ghanaische Währung Cedi retten – nach all diesen erfolgreichen Rettungstaten gegen Südkorea. Und auf den sozialen Medien sorgt der neue Hoffnungsträger ohnehin für Euphorie. Für viele ghanaische Fans steht fest: Es gibt keinen besseren Goalie an die WM als Ati Zigi.
Gute Chancen auf den Achtelfinal
In St. Gallen wissen die Fans schon lange, was sie an ihm haben. Er ist seit seinem ersten Spiel im Januar 2020 ein Publikumsliebling und Leistungsträger in der Mannschaft von Peter Zeidler. Dass nun die ganze Welt Ati Zigi entdeckt, hat Vor- und Nachteile. Sein Marktwert von derzeit 2,5 Millionen Franken dürfte nach oben gehen, und renommierte Klubs könnten bald bei Sportchef Alain Sutter anklopfen.
Vorerst aber gilt die ganze Aufmerksamkeit von Ati Zigi der ghanaischen Nationalmannschaft. Von den vier Super-League-Söldnern in Katar sind mit Tunesiens Mohamed Dräger und Kanadas Liam Millar schon zwei ausgeschieden. Die Chancen von Jean-Piere Nsame mit Kamerun stehen schlecht. Für Ghana hingegen dürfte es im Normalfall schon reichen, dass Ati Zigi seinen Kasten gegen Uruguay rein hält.