Abflug am Montag Ist das wirklich die beste Nati aller Zeiten?

SDA

9.6.2018 - 14:04

Blicken auf eine gelungene Vorbereitung zurück und ohne grosse Sorgen voraus: die Schweizer Nati-Spieler.
Blicken auf eine gelungene Vorbereitung zurück und ohne grosse Sorgen voraus: die Schweizer Nati-Spieler.
Source: Getty Images

Am Montag fliegt der Tross des Schweizer Nationalteams nach Togliatti. Nationalcoach Vladimir Petkovic hat sehr viele Gewissheiten im Gepäck. Seine WM-Mannschaft steht auf zehn von elf Positionen.

Mit einer kleinen Ehrenrunde verabschiedete sich das Schweizer Nationalteam am Freitag von seinen Fans im Stadio Cornaredo von Lugano. Das zwölftägige WM-Vorbereitungscamp endete mit dem erhofften Sieg im Test gegen Japan. Das Publikum feierte die Mannschaft, wie es vielleicht in der Deutschschweiz nach einem Freundschaftsspiel nicht möglich gewesen wäre. Die Tessiner haben ihre Liebe zum Nationalteam wieder entdeckt.

Sie stehen der SFV-Auswahl nahe, weil der Trainer Vladimir Petkovic einer von ihnen ist. Weil mit Valon Behrami und Mario Gavranovic zwei Spieler von hier kommen. Weil der Captain Stephan Lichtsteiner seit zehn Jahren in Italien spielt und fliessend im Römer Dialekt spricht. Weil überhaupt fünf Internationale des WM-Kaders in der nahen Serie A spielen. Weil die inoffizielle Amtssprache im Team italienisch ist.

Beste Nati aller Zeiten?

Im Campo Lugano war vor zwei Jahren am Teamgeist gearbeitet und damit die Basis gelegt für einen beachtlichen Erfolgsweg worden. Seit diesem Camp vor der EM 2016 hat die Schweiz in 21 Spielen nur einmal verloren. "Es ist die beste Nationalmannschaft, in der ich gespielt habe. Vielleicht nicht aufgrund des spielerischen Potenzials. Aber im mentalen Bereich. Sie weiss, dass sie jeden Gegner schlagen kann, und diese Mentalität wirkt sich auf die Trainings aus. Die Intensität wurde stetig höher", sagte etwa Lichtsteiner.

Auch Trainer Vladimir Petkovic blickt zufrieden auf das Camp in Lugano zurück und analysiert die beiden letzten Testspiele vor dem WM-Start vom kommenden Sonntag in Rostow gegen Brasilien. "Wir haben in Spanien bewiesen, dass wir auf die Dominanz eines Gegners reagieren können und leidensfähig sind. Gegen Japan haben wir agiert, ohne die Ordnung zu verlieren. Wir waren sehr kompakt und kamen zu mindestens fünf guten Chancen."

Petkovic hat von seinem Team zu sehen bekommen, was er sich erhofft hatte. Es wurde ihm in Lugano bestätigt, dass es kurz vor der WM nicht vom Kurs abgekommen ist und dass er an Bewährtem festhalten kann. Er habe viele der elf Positionen für das WM-Startspiel im Kopf, so Petkovic. Zehn Spieler scheinen gesetzt. Im Tor steht Yann Sommer, vor ihm verteidigen Lichtsteiner, Fabian Schär, Manuel Akanji und Ricardo Rodriguez. Im defensiven Mittelfeld spielen Valon Behrami und Granit Xhaka, auf dem rechten Flügel ist Xherdan Shaqiri, im Zentrum Blerim Dzemaili, und ganze vorne stürmt Haris Seferovic. Neun von diesen zehn standen schon vor zwei Jahren im EM-Achtelfinal gegen Polen in der Startformation.

Petkovics hohe Loyalität

Das einzige Fragezeichen ist auf dem linken Flügel zu setzen, wo sich Breel Embolo und Steven Zuber um einen Platz streiten. Entscheidend wird wohl sein, wie gut Embolo in den Tagen bis zum WM-Startspiel gegen Brasilien in Form kommt. Denn er hat den Rhythmus zuletzt erst mit Verzögerung gefunden, nachdem er in der Bundesliga wegen einer Oberschenkelzerrung die letzten Spiele verpasst hatte. Auf dieser Position hat an der EM und in der WM-Qualifikation Admir Mehmedi gespielt. Doch der Winterthurer fehlt an der WM wegen einer Verletzung.

Somit ist Akanji der einzige Spieler, der in den vergangenen zwei Jahren einen Stammspieler (Johan Djourou) aus dem Team verdrängen konnte. Das bedeutet zweierlei: Petkovic hält loyal zu seinen Spielern und lässt sie auch in schwierigen Phasen nicht fallen. Blerim Dzemaili etwa war im Nationalteam auch während seines zwölfmonatigen Engagements in Nordamerika gesetzt. Oder Petkovic hält an Haris Seferovic fest, auch wenn dieser im Klub seit einem halben Jahr kaum gespielt hat.

Somit fliegt am Montag eine für ein Nationalteam kompakte und verschworene Einheit nach Russland. Einen Tag später absolviert die Schweizer Mannschaft im Torpedo-Stadion von Togliatti ein öffentliches Training. Russische Industriestadt statt Tessiner Sonnenstube. Wolga statt Lago di Lugano. Das Ziel aber bleibt das gleiche: Ein erfolgreicher WM-Auftakt gegen den grossen Favoriten Brasilien.

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