Hut ab! 🎩 Deschamps’ Team: Jung, talentiert und schon Weltmeister

SDA

15.7.2018 - 19:26

Jung, talentiert und schon Weltmeister. Frankreichs unerfahrenes Nationalteam kopierte das Erfolgsrezept von 1998 erfolgreich.

Der eine oder andere Fussball-Experte in Frankreich wird sich nicht mehr an seine Worte vor dem Turnier erinnern wollen. Mit viel Skepsis war die aktuelle Ausgabe der «Equipe tricolore» nach Russland verabschiedet worden. Nicht zuletzt einige ehemalige Weltmeister von 1998 wählten harte Worte, um ihr Missfallen am Team von Didier Deschamps zu äussern. Die Kritik drehte sich in erster Linie um die fehlende defensive Stabilität und den mangelnden Kampfgeist, der in den Testspielen erkannt wurde.

In den Wochen in Russland hat die zweitjüngste Mannschaft des Turniers nun mehrheitlich gerade mit diesen Eigenschaften gepunktet: Stabilität und Solidarität. Damit ähnelt das Weltmeister-Team von 2018 dem Vorgänger von 1998. Die Offensive erhielt dann freien Lauf, wenn es unbedingt nötig war. Ansonsten verliess sich die Mannschaft auf die kompakte Defensive mit dem starken Mittelfeld und der Innenverteidigung um Raphaël Varane und Samuel Umtiti.

Didier Deschamps ist der Architekt des Erfolges, er setzte das Fundament und baute die Mannschaft schon früh im Turnier entscheidend um. Vor allem aber schaffte es der 49-Jährige, ein Aufgebot zusammen zu stellen, dass jene Tugenden zeigte, die den Franzosen in den letzten 20 Jahren auch immer mal wieder gefehlt hatten. Die Spieler waren bereit, füreinander zu kämpfen. In der Abgeschiedenheit ihres Camps im Moskauer Vorort Istra herrschte ein hervorragender Teamgeist.

Seit seinem Amtsantritt 2012 setzte Deschamps grossen Wert auf den Zusammenhalt und scheute sich nicht davor, jene Spieler auszuschliessen, die seiner Meinung nach einen negativen Einfluss auf das grosse Ganze hatten, wie etwa Karim Benzema oder Franck Ribéry. Das ist selbstredend ein Luxus, den sich nur ein Nationalcoach leisten kann, der über grosse Auswahl verfügt. Deschamps hat diese Auswahl. Neben Benzema und Ribéry fehlten in Russland etwa auch Kingsley Coman, Anthony Martial, Dimitri Payet und einige andere Spieler, deren Wert 30 Millionen Franken übersteigt.

Eine rosige Zukunft

Es reichte trotzdem, um ein 23-Mann-Kader aufzubieten, das über eine Milliarde an Transfersumme kosten würde. Teuer sind die Spieler auch deshalb, weil sie jung sind. Da ist natürlich Teenager Kylian Mbappé, der mit seinen Sprints und Tricks noch eine Weile unterhalten dürfte, aber das ist auch eine Achse, die noch schöne Jahre vor sich hat. Die Innenverteidiger Varane (25) und Umtiti (24), die defensiven Mittelfeldspieler Paul Pogba (25) und N'Golo Kanté (27) und Stürmer Antoine Griezmann (27) werden auch in vier Jahren noch zur Verfügung stehen.

Auch Deschamps dürfte weitermachen. Der Baske fühlt sich in der Rolle des Nationalcoaches wohl. Als er noch Klubtrainer war, rieb er sich an seinen Vorgesetzten auf – bei Juventus Turin, bei Monaco und auch bei Marseille. Im Verband kann er schalten und walten, fast wie er will. Präsident Noël Le Graët ist schon seit langem ein Freund und Bewunderer. Deschamps' Leistungsausweis spricht nun ohnehin für ihn: Viertelfinal bei der WM 2014, Final bei der EM 2016 und nun der WM-Titel.

Das Sieger-Gen ist in ihm, sagen sie in Frankreich schon seit langem. Kritiken, die dahin zielen, dass man mit diesem französischen Kader auch attraktiveren Fussball hätte spielen können, perlen an Deschamps ab. Ihn interessiert nur der Sieg. Er war der erste Franzose, der als Captain die Champions-League-Trophäe entgegen nahm, der erste, der den WM-Pokal in die Höhe stemmte, und schreibt nun als Trainer weiter Geschichte. Das Rezept für den Erfolg ist immer das gleich geblieben, dasjenige eines defensiven Mittelfeldspielers der alten Schule: Stabilität und Solidarität.

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