Gruppe C Die Niederlande tritt als Favorit, Nordmazedonien als Underdog an

sda

8.6.2021 - 06:03

David Alaba und seine Kollegen haben nach der Enttäuschung 2016 etwas gutzumachen
David Alaba und seine Kollegen haben nach der Enttäuschung 2016 etwas gutzumachen
Bild: Keystone

Die Gruppe C kennt mit den Niederlanden und Debütant Nordmazedonien zwar einen Favoriten und Aussenseiter, eine Prognose ist aber schwierig. Für die Ukraine und Österreich heisst es: Top oder Flop!

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Nach dem Verpassen der EM 2016 und der WM 2018 sind die Niederlande zurück auf der grossen Bühne. Zu den Top-Favoriten auf den Titel gehört der Europameister von 1988 und dreifache WM-Finalist aber nicht, auch wenn Nationaltrainer Frank de Boer auf eine talentierte Mannschaft zählen kann. Zu schwankend waren die Leistungen der Niederlande in den letzten Monaten. In der Nations League im Herbst zog «Oranje» im direkten Vergleich mit Italien den Kürzeren, zum Auftakt der WM-Qualifikation Ende März resultierte in der Türkei eine 2:4-Niederlage.

Hinzu kommt, dass De Boer auf seinen wichtigsten Spieler verzichten muss: Virgil van Dijk. Der einst teuerste Verteidiger der Welt, das womöglich entscheidende Puzzle-Stück von Liverpool auf dem Weg zum Gewinn der Champions League 2019 und dem Meistertitel 2020, wurde nach seinem Kreuzbandriss im letzten Herbst nicht rechtzeitig fit. Kurz vor Beginn des Turniers gab auch Keeper Jasper Cillessen wegen einer Corona-Infektion Forfait, Daley Blind rückte noch nicht wieder ganz genesen ins Trainingscamp ein. Der 31-Jährige von Ajax Amsterdam erlitt Ende März eine Knöchelverletzung.

Gedämpfte Euphorie in Österreich

Der erste Herausforderer der Niederlande im Kampf um den Gruppensieg sind Österreich und die Ukraine. Das ÖFB-Team verfügt über das womöglich stärkste Kader seit Jahrzehnten. Fast alle Akteure spielen in der deutschen Bundesliga, mehrere wie David Alaba (Bayern), Marcel Sabitzer, Konrad Laimer (beide Leipzig) oder Xaver Schlager (Wolfsburg) waren bei Top-Klubs Stammspieler. Mit Franco Foda kommt auch der Trainer aus dem Land des vierfachen Weltmeisters.

Doch im Gegensatz zu 2016, als die erste auf sportlichem Weg geschaffte EM-Qualifikation unter Marcel Koller eine Euphorie im Land entfachte, hält sich die Begeisterung diesmal in Grenzen. Kritiker werfen Foda eine defensive taktische Ausrichtung vor, zudem sorgte der Start in die WM-Qualifikation für einen Dämpfer. Das 0:4 zuhause gegen Dänemark brachte das ÖFB-Team bereits in Rücklage. «Ich bin schon lange in Österreich. Es geht sehr schnell in alle Richtungen», sagte Foda in einem Interview mit der Nachrichtenagentur APA vor dem Turnier. «Wir haben bisher unsere Ziele aber klar erreicht, uns für die EM qualifiziert und die Nations-League-Gruppe gewonnen.»

Auch für die Ukraine verlief der Start in die WM-Qualifikation mit drei Unentschieden harzig, sowohl gegen Weltmeister Frankreich, als auch gegen Finnland und Kasachstan resultierte ein 1:1. Auch in der Nations League, die nach der Forfait-Niederlage gegen die Schweiz aufgrund zu vieler positiver Coronafälle mit dem Abstieg endete, wechselten sich Hochs und Tiefs ab.

Klar ist, dass Andrej Schewtschenko über ein nicht allzu breites Kader verfügt. Die Ausfälle von Stürmer Junior Moraes, der sich im April das Kreuzband gerissen hat, und Jewhen Konopljanka von Schachtar Donezk wiegen schwer. Der ehemalige Mittelfeldspieler des FC Sevilla und Schalke 04 verlor den Wettlauf gegen die Zeit und muss aufgrund einer Muskelverletzung passen.

Das Ausrufezeichen des EM-Debütanten

Die Rolle des Underdogs kommt Nordmazedonien zu. Das Land vom südlichen Balkan nutzte die Gunst der Stunde und sicherte sich einen der vier erstmals via Playoffs der Nations League vergebenen Plätze – in der schwächsten der vier Ligen. Doch die Gegner sind gewarnt. Beim 2:1-Sieg Ende März im WM-Qualifikationsspiel in Duisburg gegen Deutschland deutete die Nummer 62 der FIFA-Weltrangliste an, zu was sie an einem guten Tag fähig ist.

Die Stars des Teams sind die Legende Goran Pandev (37) und sein designierter Nachfolger, der 21-jährige Mittelfeldspieler Eljif Elmas von Napoli. Beide schossen ein Tor beim historischen Sieg gegen Deutschland. Zum Stammpersonal gehört auch Ezgjan Alioski. Der 29-Jährige wuchs in der Schweiz auf und spielte vor seinem Wechsel im Sommer 2017 zu Leeds United für die Young Boys, Schaffhausen und Lugano.

Niederlande in Zahlen

Einwohner: 17,5 Millionen
Hauptstadt: Amsterdam, der Regierungssitz ist in Den Haag
Gründung des Verbandes «Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond»: 1889
FIFA-Ranking: 16.
Bisherige Teilnahmen an EM-Endrunden (9): 1976, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012
Bestes EM-Resultat: Titel (1988)
Qualifikation: Platz 2 in der Gruppe C (8 Spiele/19 Punkte) hinter Deutschland
Bester Torschütze in der EM-Qualifikation: Georginio Wijnaldum mit 8 Toren
Bekannteste Spieler: Memphis Depay, Frenkie de Jong, Matthijs de Ligt.

Ukraine in Zahlen

Einwohner: 41,8 Mio.
Hauptstadt: Kiew
Gründung des Verbandes «Ukrajinska Assoziazija Futbolu»: 1991
FIFA-Ranking: 24
Bisherige Teilnahmen an EM-Endrunden (2): 2012, 2016
Bestes EM-Resultat: Gruppenphase
Qualifikation: Platz 1 in der Gruppe B (8 Spiele/20 Punkte) vor Titelverteidiger Portugal
Bester Torschütze in der EM-Qualifikation: Roman Jaremtschuk mit 4 Toren
Bekannteste Spieler: Alexander Sintschenko, Andrej Jarmolenko, Viktor Zygankow.

Österreich in Zahlen

Einwohner: 8,9 Mio.
Hauptstadt: Wien
Gründung des «Österreichische Fussball-Bundes»: 1904
FIFA-Ranking: 23
Bisherige EM-Teilnahmen (2): 2008, 2016
Bestes EM-Resultat: Gruppenphase
Qualifikation: Platz 2 in der Gruppe G (10 Spiele/19 Punkte) hinter Polen und vor Nordmazedonien
Bester Torschütze in der EM-Qualifikation: Marko Arnautovic mit 6 Toren
Bekannteste Spieler: David Alaba, Marcel Sabitzer, Arnautovic

Nordmazedonien in Zahlen

Einwohner: 2,1 Mio..
Hauptstadt: Skopje
Gründung der «Fudbalska Federacija na Makedonija»: 1948
FIFA-Ranking: 62
Bisherige EM-Teilnahmen: 0
Qualifikation: Platz 3 in der Gruppe G (10 Spiele/14 Punkte) hinter Polen und Österreich Sieger in den Playoffs gegen Kosovo (2:1) und Georgien (1:0)
Bester Torschütze in der EM-Qualifikation: Eljif Elmas mit 4 Toren
Bekannteste Spieler: Goran Pandev, Elmas, Ezgjan Alioski