Da waren es noch vierWer wird Weltmeister? Die Stärken und Schwächen der Halbfinalisten
SDA
9.7.2018 - 05:05
Was sind die Stärken und Schwächen der vier Halbfinalisten? Die letzten vier Kandidaten für den WM-Titel im Check.
Frankreich: Der Topfavorit
Stärken: Der Weltmeister von 1998 kam in Russland nur schwer in die Gänge. Trainer Didier Deschamps experimentierte in der Vorrunde mit seinen Aufstellungen, was zu Kritik aus der Heimat führte. Inzwischen hat er seine Stammformation gefunden, mit Beginn der K.o.-Runde steigerte sich die Mannschaft markant. Von allen vier Halbfinalisten verfügen «Les Bleus» über das grösste Potenzial in der Offensive. Wer einen Ousmane Dembélé, einen Nabil Fekir oder einen Corentin Tolisso von der Bank bringen kann, hat alles, um Weltmeister zu werden.
Schwächen: Frankreich wird nach dem Ausscheiden von Brasilien als Top-Favorit gehandelt. Das Spektakel beim 4:3 im Achtelfinal gegen Argentinien zeigte, dass die französische Verteidigung nicht unüberwindbar ist, die Alternativen in diesem Mannschaftsteil sind gering. Vor zwei Jahren an der EM im eigenen Land scheiterten die Franzosen kurz vor der Ziellinie und verloren den Final gegen Portugal nach Verlängerung 0:1. Schaffen sie es diesmal, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden?
Belgien: Folgt die Bestätigung?
Stärken: Belgien wurde seiner Rolle als Turnier-Mitfavorit vollauf gerecht und gewann als einziges Team alle seine fünf Spiele in der regulären Spielzeit. Mit Eden Hazard, Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku verfügen die «Roten Teufel» über das beste offensive Trio der Welt im Umschaltspiel, was im Viertelfinal Brasilien schmerzlich zu spüren bekam. Die einzige kritische Situation, als Belgien im Achtelfinal gegen Japan 0:2 zurücklag, meisterte es dank starken Jokern mit Bravour. Der spanische Trainer Roberto Martinez überzeugte mit taktischer Variabilität.
Schwächen: Die belgische Abwehr bestand den Härtetest gegen Brasilien mit Können, Leidenschaft und etwas Glück - und dank Vincent Kompany, der nach seiner Verletzung rechtzeitig auf Beginn der K.o.-Phase in die Startaufstellung zurückgekehrt ist. Die Achillesferse ist die linke Seite, wo Jan Vertonghen nicht immer überzeugte. Und auf der rechten Seite fehlt im Halbfinal der gesperrte Thomas Meunier. Schaffen die Belgier nach dem Coup gegen Brasilien die Bestätigung?
England: Frühreife Löwen
Stärken: Die junge englische Mannschaft gehörte zu den positiven Überraschungen des Turniers. Neben Topskorer und Captain Harry Kane (6 Tore) spielten sich auch weniger bekannte Namen wie Harry Maguire, Kieran Trippier oder Torhüter Jordan Pickford in den Vordergrund. Die Mannschaft tritt homogen auf und weiss spielerisch zu gefallen. Trainer Gareth Southgate schaffte es, seiner Mannschaft eine eigene Identität zu verleihen. «Wir schreiben unsere eigene Geschichte» und brach damit mit der englischen Vergangenheit, die viel öfters eine übersteigerte Erwartungshaltung, Enttäuschung und Trauer brachte als Erfolg.
Schwächen: Noch hat die Mannschaft ihre Reife nicht erreicht, vielen Spielern fehlt die Erfahrung auf der ganz grossen Bühne. Und nach dem Ende des Penaltyschiessen-Fluchs und dem dritten Sprung in die Top 4 nach 1966 und 1990 steigen die Erwartungen auf der britischen Insel wieder ins Unermessliche. Wie gehen die jungen Löwen damit um? Behalten sie ihre Unbeschwertheit, hat England eine Chance auf den zweiten WM-Titel nach 1966.
Kroatien: In den Halbfinal gezittert
Stärken: Modric, Rakitic, Mandzukic, Brozovic, Perisic, allein von den Namen ist der Halbfinal-Einzug der Kroaten keine Überraschung. Kaum eine Mannschaft ist im Mittelfeld mit mehr Talent gesegnet als die Mannschaft von Zlatko Dalic. Mit dem 3:0 gegen Argentinien in der Vorrunde hatte der WM-Dritte von 1998 für ein erstes Ausrufezeichen gesorgt. Die Vorrunde schlossen die Kroaten ohne Verlustpunkt ab – trotz des Rauswurfs von Nikola Kalinic in der ersten Turnierwoche und trotz der Nominierung der B-Elf gegen Island.
Schwächen: Mit Beginn der Achtelfinals wurde für die Kroaten plötzlich alles komplizierter. Sowohl gegen Dänemark als auch gegen Russland konnten sie nicht mehr an ihre überzeugenden Leistungen aus der Vorrunde anknüpfen. Die Nerven begannen zu flattern – ausser bei Ivan Rakitic, dem in Möhlin aufgewachsenen kroatisch-schweizerischen Doppelbürger. Er blieb als jeweils letzter Schütze vom Penaltypunkt cool. Noch nie hat eine Mannschaft den WM-Titel gewonnen, die zwei Partien im Penaltyschiessen gewann.