Gruppe H im Detail Ronaldos letzte Chance und Sorgen um Son

sda

17.11.2022 - 12:00

Portugal muss die Gruppe H gewinnen, um einem wahrscheinlichen Duell mit Brasilien aus dem Weg zu gehen. Stolpersteine gibt es jedoch einige.

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Portugal: Ronaldos wohl letzte Chance

Portugals Weg nach Katar führte über einen Umweg. Weil Aleksandar Mitrovic im letzten Qualifikationsspiel gegen die Seleção in der Nachspielzeit das 2:1 gelang, sicherten sich die Serben den direkten Startplatz in Katar. Portugal musste über die Playoffs und löste das WM-Ticket mit Siegen gegen die Türkei und Nordmazedonien. Cristiano Ronaldo spielte in diesen entscheidenden Partien eine Nebenrolle, wird nun aber zum fünften und vermutlich letzten Mal eine WM bestreiten dürfen. Der 37-Jährige, der mit 117 Treffern internationaler Rekordtorschütze ist, stösst so in einen exklusiven Zirkel vor, dem nur wenige angehören: Die Mexikaner Antonio Carbajal und Rafael Marquez sowie der Deutsche Lothar Matthäus.

In Katar werden neben Ronaldo auch sein ewiger Rivale Lionel Messi und die Mexikaner Andrés Guardado und Guillermo Ochoa zum fünften Mal an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Es ist wohl Ronaldos letzte Möglichkeit, die einzige Lücke in seinem unvergleichlichen Palmares zu schliessen. Dazu wird die Last in der eindrücklichen Offensive um Ronaldo, Bernardo Silva, Bruno Fernandes, Rafael Leão und João Felix aber auf viele Schultern verteilt werden müssen. Sonst droht eine Enttäuschung wie in den letzten Jahren. Seit Platz 4 2006 waren die Achtelfinals zweimal das Höchste der Gefühle.

Portugal in Zahlen

  • Einwohner: 10,1 Mio.
  • Hauptstadt: Lissabon.
  • FIFA-Ranking: 9.
  • Bisherige Teilnahmen an WM-Endrunden (7): 1966, 1986, 2002, 2006, 2010, 2014, 2018.
  • Bestes WM-Resultat: Halbfinal (1966/3. und 2006/4.).
  • Bester Torschütze der WM-Qualifikation: Cristiano Ronaldo (6 Tore).
  • Rekordspieler: Cristiano Ronaldo (191 Spiele).
  • Rekordtorschütze: Cristiano Ronaldo (117 Tore).
  • Bekannteste Spieler: Cristiano Ronaldo, Bruno Fernandes, João Felix, Bernardo Silva.
  • Trainer: Fernando Santos (POR/seit 2014).

Ghana: Rückkehr nach einem schwierigen Jahr

Die Ghanaer kommen aus einer schwierigen Phase. Der Afrika Cup missriet den Westafrikanern Anfang Jahr komplett. Die «Black Stars» blieben in ihrer Gruppe sieglos und blamierten sich bei der 2:3-Niederlage gegen die Komoren. Es war das Ende für den serbischen Trainer Milovan Rajevac, und der Verband betraute einen Mann mit der Aufgabe, Ghana doch noch an die WM zu führen, den nicht viele auf dem Radar gehabt hatten. Otto Addo, ein Ghanaer, der in Deutschland aufgewachsen ist und in der Bundesliga mit Dortmund den Meistertitel 2002 gewonnen hat, arbeitet als Talent-Trainer beim BVB. Nationalcoach seines Heimatlandes ist er im Nebenamt, das er nach der WM abgeben wird. Aber der 47-Jährige hat es geschafft, die neue Generation nach Rekordtorschütze Asamoah Gyan zu stabilisieren und die vierte WM-Teilnahme sicherzustellen.

Mit einem 1:1 gegen Nigeria im entscheidenden Qualifikationsspiel holte Ghana den nötigen Big Point und deutete sein Potenzial gegen ein afrikanisches Schwergewicht an. 2014 in Brasilien, bei der bisher letzten Teilnahme, bekamen es die Ghanaer schon mit Portugal zu tun und verloren 1:2. Für eine neuerliche Überraschung wie 2010, als Ghana in Südafrika bis in die Viertelfinals vorstiess, kommt Katar wohl etwas zu früh.

Ghana in Zahlen

  • Einwohner: 32,6 Mio.
  • Hauptstadt: Accra.
  • FIFA-Ranking: 61.
  • Bisherige Teilnahmen an WM-Endrunden (3): 2006, 2010, 2014. – Bestes WM-Resultat: Viertelfinal (2010).
  • Bester Torschütze der WM-Qualifikation: André Ayew (3 Tore).
  • Rekordspieler: André Ayew und Asamoah Gyan (je 109 Spiele).
  • Rekordtorschütze: Asamoah Gyan (51 Tore).
  • Bekannteste Spieler: Lawrence Ati-Zigi, Thomas Partey, Daniel Amartey, André Ayew.
  • Trainer: Otto Addo (GHA/seit 2022).

Uruguay: Neuer Trainer und viel Erfahrung

Oscar Tabarez war das Gesicht der uruguayischen Nationalmannschaft. 15 Jahre und über 200 Partien lang hatte der 75-Jährige die «Celeste» gecoacht, ehe im November 2021 eine Ära zu Ende ging und Tabarez nach vier Niederlagen in Folge seinen Posten räumen musste. Mit einer Qualifikation für die WM in Katar rechneten da die wenigsten noch, doch der neue Trainer Diego Alonso hauchte dem Team wieder Leben ein und bewerkstelligte die 14. WM-Teilnahme des zweifachen Weltmeisters mit vier Siegen in Folge.

Uruguay verfügt zwar wie in früheren Jahren über beeindruckendes Potenzial in der Offensive. Die Beine von Rekordtorschütze Luis Suarez (35), der mittlerweile in seiner Heimat aktiv ist, werden aber ebenso wenig jünger wie jene des gleichaltrigen Edinson Cavani, der in Valencia Teamkollege des Schweizers Eray Cömert ist. Auch die Defensive ist erfahren. Ob aber Rekordnationalspieler Diego Godin noch über den nötigen Speed verfügt, ist offen. Ein Hoffnungsträger ist Darwin Nuñez (23), der in Liverpool in Suarez’ Fussstapfen getreten ist. Seine Tore werden nötig sein, soll wie bei der letzten WM in Russland mindestens der Vorstoss in die Viertelfinals gelingen.

Uruguay in Zahlen

  • Einwohner: 3,5 Mio.
  • Hauptstadt: Montevideo.
  • FIFA-Ranking: 14.
  • Bisherige Teilnahmen an WM-Endrunden (13): 1930, 1950, 1954, 1962, 1966, 1970, 1974, 1986, 1990, 2002, 2010, 2014, 2018. – Bestes WM-Resultat: Weltmeister (1930 und 1950).
  • Bester Torschütze der WM-Qualifikation: Luis Suarez (8 Tore).
  • Rekordspieler: Diego Godin (159 Spiele).
  • Rekordtorschütze: Luis Suarez (68 Tore).
  • Bekannteste Spieler: Luis Suarez, Diego Godin, Darwin Nuñez, Edinson Cavani.
  • Trainer: Diego Alonso (URU/seit 2021).

Südkorea: Sorgen um Son

Südkorea gehört an Weltmeisterschaften seit 1986 zur Stamm-Belegschaft. Zum zehnten Mal in Folge haben sich die Südkoreaner für die WM-Endrunde qualifiziert. Nur Brasilien (22), Deutschland (18), Argentinien (13) und Spanien (12) halten eine längere Serie aufrecht. Grosse Stricke haben die «Taeguk Warriors» nur einmal zerrissen. 2002 erreichten sie an der gemeinsam mit Japan ausgerichteten Heim-WM die Halbfinals. Achtmal war nach der Gruppenphase Schluss, 2010 in Südafrika endete das Turnier in den Achtelfinals gegen Uruguay.

Ein Exploit wie vor 20 Jahren scheint in Katar eher unwahrscheinlich. Zwar kam die Mannschaft des portugiesischen Trainers Paulo Bento, der das Team nach der WM 2018 übernommen hatte, ziemlich problemlos durch die Qualifikation. Dass an einer Endrunde aber auf höherem Niveau gespielt wird, bekamen die Südkoreaner im Sommer in einem Testspiel zu spüren, als sie gegen Brasilien 1:5 untergingen.

Zudem plagen die Asiaten Verletzungssorgen. Son Heung-Min, der Superstar des Teams, erholt sich derzeit von einem Bruch der Augenhöhle, den sich der Offensivspieler Anfang November im Champions-League-Duell seines Klubs Tottenham gegen Marseille zugezogen hat. Natürlich ist der 30-Jährige in Katar mit dabei. Seine Klasse kann sonst niemand im Team auf den Platz bringen. Wie stark die Verletzung Sons Spiel beeinflussen wird, ist allerdings fraglich.

Südkorea in Zahlen

  • Einwohner: 51,3 Mio.
  • Hauptstadt: Seoul.
  • FIFA-Ranking: 28.
  • Bisherige Teilnahmen an WM-Endrunden (10): 1954, 1986, 1990, 1994, 1998, 2002, 2006, 2010, 2014, 2018.
  • Bestes WM-Resultat: Halbfinalist (2002/4. Platz).
  • Bester Torschütze der WM-Qualifikation: Heung-Min Son (7 Tore).
  • Rekordspieler: Cha Bum-Kun (136 Spiele).
  • Rekordtorschütze: Cha Bum-Kun (58 Tore).
  • Bekannteste Spieler: Son Heung-Min, Kim Min-Jae, Hwang Hee-Chan, Jeong Woo-Yeong.
  • Trainer: Paulo Bento (POR/seit 2018).