Da ist was faul Da ist was faul: Japan im Angsthasen-Modus via Fairplay-Regel weiter

wer / sda

28.6.2018

Japan spielte auf Zeit – die Rechnung ging auf.
Japan spielte auf Zeit – die Rechnung ging auf.
Bild: Getty Images

Eigentlich völlig absurd: Japan kommt ausgerechnet dank Fairplay-Regel weiter. Dabei hat sich die Mannschaft gegen Polen über weite Strecken dem Spiel verweigert.

In den letzten 20 Minuten boten die Polen, die führten, und die Japaner, die sich darauf verliessen, dass im Parallelspiel Senegal gegen Kolumbien nicht mehr ausgleicht, nichts mehr. Die Japaner verliessen sich blind auf ihre Informanten, die dem Gegner im Fernduell um Platz 2 kein Tor mehr zutrauten. «Wir spielten mit einem komischen Gefühl. Und es war ein komisches Spiel», so Makoto Hasebe, Japans Captain der ersten zwei Spiele, der diesmal nur die letzten zehn Minuten spielen durfte. Hasebe: «Letztlich erreichten wir die Achtelfinals. Das ist für uns ein Riesenerfolg. Und deshalb sind alle zufrieden.»

Weil Japan sich während der letzten 20 Minuten trotz des Rückstands weigerte anzugreifen, kamen Erinnerungen auf an die «Schande von Gijon». An der WM 1982 in Spanien hatten Deutschland und Österreich beim Stand von 1:0 schon viel früher einen Nichtangriffspakt abgeschlossen – einen Pakt gegen Algerien, das vorher gespielt hatte und schliesslich ausschied.

Groteske Szenen

Auch in Wolgograd nahm die Szenerie am Ende groteske Formen an: Polen wollte Jakub Blaszczykowski einwechseln, um seinem 32-jährigen Routinier den 101. Länderspieleinsatz zu ermöglichen, womit Blaszczykowski bis auf ein Spiel an Rekordhalter Michal Zewlakow (102) herangekommen wäre. Weil der Ball aber ohne Gegenwehr in den japanischen Reihen zirkulierte, bot sich keine Gelegenheit mehr zum Wechsel. Kamil Grosicki täuschte einen Krampf vor, um Blaszczykowski den Eintritt ins Spiel zu ermöglichen. Der Schiedsrichter liess den Wechsel aber nicht mehr zu. Als die fairen Japaner den Ball freiwillig ins Out spielten, pfiff der Referee die Partie kurzerhand ab.

Schon vor dem Finish bot die Partie kaum Höhepunkte. Die entscheidende Szene ereignete sich in der 59. Minute. Der Pole Rafal Kurzawa zirkelte einen Freistoss auf Jan Bednarek, der volley einschoss. Polen, das nach Niederlagen gegen Kolumbien (0:3) und Senegal (1:2) nicht mehr weiterkommen konnte, erzielte in Russland zwei Tore, beide nach Freistössen. In der 74. Minute bot sich Robert Lewandowski die Grosschance zum 2:0. Wegen dieser Szene weigerte sich Japan danach, irgendwelche Risiken einzugehen.

Und nun: Japans Angsthasentaktik ging auf – dank der Fairplay-Wertung. Kein anderes Team in Russland foulte weniger als Japan (28 Fouls in 3 Spielen). Und Trainer Akira Nishino muss nach der Achtelfinal-Qualifikation keine Erklärungen suchen, warum er nach zwei Spielen mit vier Punkten mehr als die halbe Mannschaft ausgewechselt (sechs Umstellungen) und sogar seinen Captain bis auf die Schlussminuten auf der Bank belassen hat.

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