Nach Sané-RauswurfHummels erklärt den Jungen, wie der Hase läuft
pat
7.6.2018
Der Rauswurf von Leroy Sané löste in Fussball-Deutschland ein mittelschweres Erdbeben aus. Warum lässt Jogi Löw eines der grössten Talente zuhause? Doch der Weltmeister-Coach von 2014 erhält Rückendeckung aus den eigenen Reihen.
Mats Hummels sagt es so: «Sané hat hier nicht das Standing eines Thomas Müller oder Mesut Özil. Ich kann das mit meiner persönlichen Geschichte vergleichen: Es dauert eben manchmal, bis man sich in der Nationalmannschaft das gleiche Standing erarbeitet hat wie im Verein.» Er sei sich aber sicher, dass das bei Sané noch kommen werde.
Früher hätten sich die jungen Spieler noch untergeordnet, das sei heute viel weniger der Fall: «Es ist schon auffällig, dass das, was aus der Jugend kommt – auch bei Bayern – andere Typen sind als vor zehn, zwölf Jahren, als wir hochgekommen sind. Das ist jetzt eine neue Generation. Die Spieler sind durch ein anderes Verhalten geprägt, extrem durch Social Media.»
«Früher durften die Jungs nicht einmal auf die Massagebank»
Er sei immer der Jüngste seines Jahrgangs gewesen und habe immer Tore getragen, sagt Hummels. «Das gehört einfach dazu. Das ist schon auffällig, dass jetzt öfters mal so ein 18-Jähriger nicht versteht, warum er das jetzt machen muss.» Man könne das schon hinterfragen, aber irgendwie gehöre das auch ein bisschen dazu. Die jungen Spieler müssten auch merken, dass sie sich erstmal ein Standing erarbeiten müssen. «Ich meine, früher durften die Jungs nicht einmal auf die Massagebank, wenn ein anderer einen Termin hatte.»
Dass Löw auf die Spieler setze, von denen er wisse, dass er sich auf sie verlassen könne, sei klar. Ebenso klar sei, dass die arrivierten Spieler in jedem Training und Spiel immer wieder die Leistung bringen müssen. «So wird es auch für die ganzen Jungen, die da mit viel Qualität nachkommen, einfacher, sich ins Team zu integrieren.» Heute würden sich manche Spieler schon nach einer Woche so verhalten als wären sie schon drei Jahre bei der Mannschaft.
Natürlich müsse das nicht nur schlecht sein. «Vielleicht hilft ja dieses grosse Selbstwertgefühl, schneller seine Leistung zu bringen. Das kann auch sein. Vielleicht hat es mich, dass ich so zurückhaltend war, daran gehindert, direkt bei Bayern Fuss zu fassen mit 17.»
Kroos steht voll und ganz hinter Jogi Löw
Auch Toni Kroos ist ein Vertreter der alten Schule. Er kritisierte nach der 0:1-Niederlage im Testspiel gegen Brasilien – zumindest indirekt – die Jungen. «Wir haben gesehen, dass wir doch nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird oder wie einige von uns denken.» Insbesondere Sané dürfte er damals gemeint haben. Er ist es denn auch, der sagt: «Ich finde, der Bundestrainer hat mit dem Kader, den wir jetzt haben, eine gute Mischung gefunden. Er ist davon überzeugt, dass das die beste Zusammenstellung ist und ich stimme da mit ihm überein.» Sanés Ausbootung hat Kroos also mitnichten schockiert.
Aber nicht nur die «Alten» üben Kritik an den «Jungen». So äusserte der erst 22-jährige Niklas Süle ebenfalls Kritik am Verhalten einiger Emporkömmlinge: «Das hat vielleicht damit zu tun, wie die teilweise schon in den Medien stehen, wie viel Geld sie teilweise schon verdienen, bevor sie überhaupt ein Spiel gemacht haben in de Bundesliga oder etwas erreicht haben.»