Nati-Coach Yakin erklärt WM-Aufgebot «Es wurde am Telefon für einen Moment ruhig»

Von Luca Betschart

9.11.2022

Nati-Coach Yakin: «Es war sehr emotional»

Nati-Coach Yakin: «Es war sehr emotional»

Das 26-Mann-Kader der Schweizer Nati für die WM in Katar steht. Nati-Coach Murat Yakin erläutert seine Auswahl.

09.11.2022

Das Aufgebot der Schweizer Nationalmannschaft für die WM in Katar ist bekannt, hinterlässt aber Fragezeichen. Trainer Murat Yakin nimmt Stellung.

Von Luca Betschart

9.11.2022

15 Tage vor dem ersten WM-Auftritt gegen Kamerun verkündet Murat Yakin im Luzerner Verkehrshaus seinen 26-köpfigen Kader für das Turnier in Katar. Eine ganz grosse Überraschung gibt es nicht, dennoch werfen einige Nominationen Yakins Fragen auf. Im Interview steht der Nati-Coach Red und Antwort.

Das Schweizer Aufgebot für die WM in Katar

  • Tor: Yann Sommer (Gladbach), Gregor Kobel (Borussia Dortmund), Jonas Omlin (Montpellier), Philipp Köhn (Red Bull Salzburg)
  • Verteidigung: Manuel Akanji (Manchester City), Eray Cömert (Valencia), Nico Elvedi (Borussia Mönchengladbach), Ricardo Rodriguez (Torino), Fabian Schär (Newcastle United), Silvan Widmer (Mainz), Edimilson Fernandes (Mainz)
  • Mittelfeld: Michel Aebischer (Bologna), Fabian Frei (Basel), Remo Freuler (Nottingham), Ardon Jashari (Luzern), Fabian Rieder (Young Boys), Djibril Sow (Eintracht Frankfurt), Granit Xhaka (Arsenal), Denis Zakaria (Chelsea)
  • Offensive: Breel Embolo (AS Monaco), Christian Fassnacht (Young Boys), Noah Okafor (Red Bull Salzburg), Haris Seferovic (Galatasaray), Xherdan Shaqiri (Chicago), Renato Steffen (Lugano), Ruben Vargas (Augsburg)

Warum vier Goalies?

Dass gleich vier Schweizer Torhüter ein WM-Aufgebot kriegen, ist nach den Verletzungssorgen um Kobel, Sommer und Omlin schnell erklärt. Obwohl Kobel wieder fit ist und Sommer genau wie Omlin schon am Wochenende bei ihren Klubs wieder einsatzfähig sein sollten, will Yakin auf dieser Position kein Risiko eingehen. Weil das Kader 26 Spieler umfasst, habe man sich deshalb für einen zusätzlichen Schlussmann entschieden. Die Hoffnung ist dennoch gross, dass mit Yann Sommer schon im ersten WM-Spiel der Stammgoalie auflaufen kann.

Warum fehlt EM-Held Zuber?

Im vergangenen Jahr avanciert Steven Zuber zu einem der ganz grossen Schweizer EM-Helden, steuert auf dem Weg in den Viertelfinal vier Assists bei. In Katar gehört er nicht einmal mehr zum 26-Mann-Kader. Allerdings nicht, weil er von Trainer Murat Yakin nicht mehr berücksichtigt wird.

«Er hat sich leider nochmals verletzt, als ich ihn besuchte. Er musste gestern am Telefon aufgrund der Schmerzen Forfait geben. Deshalb haben wir einen anderen Spieler für ihn nominiert», erklärt Yakin. Das sei aber komplett in Zubers Sinn. «Er war sehr ehrlich und sagte, dass es nichts bringt, wenn er nicht 100 Prozent fit ist. Er wollte lieber einem jungen Spieler Platz machen.»

Wie reagierten die jungen Wilden?

Mit Fabian Rieder, der bis anhin noch keine Spielminute für die Nati sammelte, und Ardon Jashari nimmt Yakin auch zwei 20-jährige WM-Debütanten nach Katar mit. «Sie haben sich diese Nominationen durch diese Leistungen verdient», lobt Yakin und erzählt, wie die beiden auf die frohe Botschaft reagiert haben: «Es war sehr emotional, nicht nur bei Ardon, sondern auch bei Fabian. Die beiden haben es wahrscheinlich nicht gerade erwartet. Es wurde für einen Moment ruhig am Telefon, plötzlich hörte ich einen Riesen-Freudenschrei. Das sind genau solche Momente, die man einem Jungen zugesteht, wenn sie Leistung bringen und das auch verdienen.»

Was ist mit Cedric Itten?

Die Nichtberücksichtigung von YB-Torjäger Cedric Itten ist gemäss des Nati-Trainers der grossen Konkurrenz geschuldet. «Mit Breel, Noah und Haris haben wir drei zentrale Stürmer», macht Yakin klar, unterstreicht aber zugleich: «Ich weiss, dass Cedi jederzeit bereit ist, sollte etwas passieren.»

«Ich hätte mir Cedric Itten gewünscht»

«Ich hätte mir Cedric Itten gewünscht»

blue-Sport-Kommentator Stefan Flückiger mit einer Einordnung zum WM-Aufgebot von Murat Yakin.

09.11.2022

Wo bleiben die Aussenverteidiger?

Während Yakin gleich acht Spieler aufbietet, die im zentralen Mittelfeld spielen können, ist die Verteidigung weit weniger breit besetzt. Insbesondere gelehrte Aussenverteidiger gibt es ausser den gesetzten Ricardo Rodriguez und Silvan Widmer keine. Yakin sieht deren Back-ups in Edimilson Fernandes (rechts) und Renato Steffen (links).

«Edi kennt die Mannschaft und die Mannschaft ihn. Er hat bei Mainz auf dieser Position gespielt. Er bringt sehr viel Dynamik mit und hat in der Defensive diszipliniert gearbeitet. Er spielt eine gute Saison – deswegen hat er auch Vorrang gegenüber Kevin Mbabu, der wenig zum Einsatz kam», legt Yakin dar.

Nebst Mbabu schafft es auch Jordan Lotomba nicht nach Katar, obwohl er gelehrter Aussenverteidiger ist. «Er spielt hauptsächlich auf seiner rechten Verteidiger-Position, obwohl er auch schon links gespielt hat. Ich habe dort mit Silvan und Edi zwei Spieler, die gute Leistungen gebracht haben. Deswegen ist Jordan auf der Pikett-Liste, damit er jederzeit einspringen könnte, sollte etwas passieren.»

Die Pikett-Liste

  • Tor: David von Ballmoos (YB), Amir Saipi (Lugano)
  • Abwehr: Jordan Lotomba (Nizza), Kevin Mbabu (Fulham), Leonidas Stergiou (St. Gallen), Gregory Wüthrich (Sturm Graz), Cédric Zesiger (YB)
  • Mittelfeld/Offensive: Charles Pickel (Cremonese), Zeki Amdouni (Basel), Kastriot Imeri (YB), Cedric Itten (YB), Dan Ndoye (Basel), Andi Zeqiri (Basel)

Auf der linken Abwehrseite schenkt Yakin sein Vertrauen – nach Stammkraft Rodriguez natürlich – Renato Steffen. «Auf der linken Seite haben wir bei Renato gegen Portugal und Spanien gesehen, dass er diese Position gut umsetzen kann. Von dem her haben wir auf dieser Position gute Alternativen.»