Europacup 3:3 gegen Liverpool: FC Basel legt den Grundstein vor 18 Jahren

SDA

30.5.2020 - 04:49

Seit der Rückkehr an die Spitze des nationalen Geschehens sorgt der FC Basel für manche Schweizer Europacup-Sternstunde. Eine der ersten: das 3:3 gegen Liverpool von 2002.

Der FC Basel bezwang Manchester United und erreichte damit die Achtelfinals der Champions League (2011). Er schlug Bayern München (im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League 2012), erreichte die Halbfinals der Europa League, unter anderem indem er sich gegen Tottenham im Penaltyschiessen behauptete (2013). Doch eine Basler Europacup-Sternstunde steht über allem: das 3:3 gegen Liverpool 2002.

Es war noch eine andere Zeit im Schweizer Fussball, damals vor 18 Jahren. Respektive der Anfang einer neuen Zeitrechnung mit dem FCB als Krösus. Bei den Grasshoppers, dem Meister von 2001 und mit neun Titeln erfolgreichsten Klub der Achtziger- und Neunzigerjahre, setzte der schleichende Niedergang ein, der FCB übernahm die Spitze.

Drei Jahre nach dem Einstieg von Gigi Oeri als Mäzenin gelang dem FC Basel der Durchbruch. Und wie! Im Mai sicherte die Mannschaft von Trainer Christian Gross und Captain Murat Yakin dem Klub den ersten Meistertitel seit 1980, kurz darauf machte sie im Cupfinal gegen GC das Double perfekt. In der Folgesaison qualifizierte sich der FCB erstmals für die Champions League und stiess dort in ungeahnte Höhen vor. Dank dem legendären 3:3 nach 3:0-Führung gegen das grosse Liverpool überstand der FCB als erste Schweizer Mannschaft die Gruppenphase.

1:0, 2:0, 3:0 – und dann das grosse Zittern

Das Spiel, einige bezeichnen es als eines der mitreissendsten auf Schweizer Boden, ist unvergessen: die furiose Anfangsphase mit drei Basler Toren in der ersten halben Stunde, die Dramatik in der zweiten Halbzeit, das grosse Zittern in der Endphase, die Erlösung mit dem Schlusspfiff. 29'534 Zuschauer, mehr passen zu diesem Zeitpunkt noch nicht in den St.-Jakob-Park, sehen einen FCB, der wild entschlossen loslegt und Liverpool förmlich überrollt. Schon nach 90 Sekunden geht Basel nach einem Zusammenspiel von Hakan Yakin mit Torschütze Julio Hernan Rossi in Führung. Nach 22 Minuten erhöht Christian Gimenez nach einer Stafette über Rossi und Hakan Yakin, in der 29. staubt Thimothée Atouba nach einem Freistoss von Hakan Yakin zum 3:0 ab.

In der zweiten Halbzeit erwacht Liverpool. Nach einer Stunde verkürzen Danny Murphy und Vladimir Smicer innerhalb von zwei Minuten, in der 85. gleicht Michael Owen nach einem von Pascal Zuberbühler abgewehrten Handspenalty im Nachsetzen aus. Am Schluss spielen die Reds quasi Powerplay. Basels Angst vor dem entscheidenden vierten Gegentreffer ist greifbar, das 3:4 fällt aber nicht. Die Schweiz jubelt, auch Samuel Schmid, der sonst so zurückhaltende Sportminister, freut sich mit. SRF-Reporter Beni Thurnheer fordert, dass dieses Spiel gezeigt wird, wenn er gestorben ist. Der «Blick» bedruckt seine Front kopfüber, titelt: «Wahnsinn! Basel steht Kopf, FCB im Gooolrausch», die «Basler Zeitung» greift auf ihrer Frontseite zum verbotenen Ausrufezeichen: «FCB einfach nur noch sensationell!»

«A Night To Remember»

Der Vorstoss in die Zwischenrunde hätte alleine schon gereicht für ein Freudenfest in Basel. Dass die Spieler den Erfolg gegen ein englisches Schwergewicht und in einem an Dramatik schwer zu überbietenden Spiel bewerkstelligten, machte die Angelegenheit umso spezieller. Noch heute, und in Zeiten von Social Distancing vielleicht noch eine Prise mehr, schwärmen sie in Basel von jener November-Nacht – vom rappelvollen Barfüsserplatz zur Geisterstunde, den Spielern auf dem Balkon, dem kollektiven Freudentaumel. Von der «Night To Remember», die der Motivationskünstler Christian Gross mit dem gleichnamigen Song von Bryan Adams heraufbeschworen hatte und die tatsächlich eintrat.

Philipp Degen, der es in jener Partie wie Benjamin Huggel und Scott Chipperfield nicht ins Basler Aufgebot schaffte, schilderte das Nachspiel einst so: «Wir haben gefeiert ohne Ende. Jimmy Gimenez und Julio Rossi haben in der Kabine den Takt angegeben, alle haben auf den Bänken getanzt. Später sind wir in einem offenen Tram vom Stadion in die Innenstadt gefahren. Dort haben 50'000 Fans auf uns gewartet, es war der Wahnsinn. Das 3:3 gegen Liverpool war der perfekte Abschluss eines grandiosen Jahres.»

Darüber hinaus markierte der Basler Coup einen Wendepunkt. Die Erwartungshaltung stieg, Erfolge wurden anders wahrgenommen. «2002 war der Grundstein für all die Erfolge seither», sagt Philipp Degen. Bis 2018 liess der FCB diverse weitere magische Europa-Nächte folgen. Sportlich betrachtet hatte der 2:1-Sieg über Manchester United von 2011 einen höheren Wert. Als dreimaliger Finalist in den vier vorausgegangenen Turnieren waren die Red Devils zum Zeitpunkt des Aufeinandertreffens noch eine Nummer grösser als das schwächelnde Liverpool an jenem 12. November 2002 mit dem oft verletzten David Degen auf der Tribüne. Und doch steht dieses 3:3 zuoberst in der Basler Hitliste.

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