Das ist ein Wechsel, der sich gelohnt hat. Chelsea-Coach Thomas Tuchel bringt im Supercup nur für das Elfmeterschiessen mit Kepa einen neuen Goalie – und der hält grandios. Es ist eine Genugtuung für den spanischen Keeper, der in Vergangenheit viel Hohn einstecken musste.
Thomas Tuchel verliess sich vor dem Nervenkrimi nicht allein auf sein Bauchgefühl. «Es ist bewiesen, dass Kepa in dieser Disziplin besser ist», sagt der deutsche Trainer des FC Chelsea nach dem 6:5 im Penaltyschiessen im Final um den europäischen Supercup gegen Villarreal und verweist auf die Statistik. Kurz vor Ablauf der Verlängerung hatte der 47-Jährige seine Torhüter getauscht. Für Édouard Mendy kam Kepa – und der Spanier hielt bei der Entscheidung vom Punkt grandios gegen Aïssa Mandi und Routinier Raúl Albiol. Chelsea jubelt.
«Wir mussten das machen, was für das Team am besten ist», sagt Tuchel über seinen Wechsel-Coup. «Ich bin froh, dass es funktioniert hat.» Es sei mit den Torhütern im Kader besprochen worden, dass dieser Fall in K.o.-Spielen eintreten könne. «Sie haben es akzeptiert und gesagt, das ist absolut kein Problem.» Kepa meint dazu: «Es ist keine typische Situation. Edouard und der Rest der Mannschaft haben einen fantastischen Job gemacht.»
Erinnerungen werden wach
Für Kepa ist es ein ganz spezieller Titel. Der 26-Jährige, der 2018 für die gigantische Ablösesumme von 80 Millionen Euro (bis heute der teuerste Einkauf der «Blues») von Bilbao zu Chelsea wechselte, gilt als grösster Transferflop der Vereinsgeschichte. Seinen Stammplatz hat er längst verloren und er stand auch schon auf dem Abstellgleis in London – trotz Vertrag bis 2025.
Unvergessen bleibt die Szene vom League-Cup-Final 2019. Auch da kam es gegen Manchester City zum Penaltyschiessen und auch damals wollte der damalige Chelsea-Trainer Maurizio Sarri kurz vor Ende der Verlängerung einen Goalie-Wechsel vornehmen. Doch Kepa weigerte sich, vom Platz zu gehen – und konnte schliesslich keinen einzigen Elfmeter halten.
Für dieses Fehlverhalten musste Kepa eine Busse von 220'000 Euro bezahlen und wurde suspendiert. Spätestens dann hatte er jeglichen Kredit bei den Chelsea-Fans verspielt. In den sozialen Medien musste der Goalie auch von den eigenen Anhängern viel Hohn und Spott einstecken.
Heute ist ihm in London natürlich niemand mehr böse. Dank Kepa konnte nun bereits der erste Titel der Saison eingeheimst werden. Und der Keeper scheint sich mit der Reservistenrolle auch abgefunden zu haben. «Ich fühle mich gut bei Chelsea, sowohl physisch als auch mental. Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber ich respektiere die Entscheide des Trainers», sagte Kepa kürzlich bei «The Players' Tribune».
Da entschuldigte er sich auch ein für alle Mal bei den Chelsea-Fans für den Eklat im League-Cup-Final 2019: «Ich hätte natürlich vom Platz gehen sollen. Es tut mir leid, dass ich das nicht getan habe. Das war ein Fehler.»