Der Waliser Gareth Bale war mal der teuerste Fussballer der Welt. Nun hat er wohl die längste Krankenakte in der Historie von Real Madrid. Das Resultat: Er ist Auswechselkönig bei den Königlichen.
Im Oktober 2010 rieben sich die Inter-Fans im San Siro die Augen – ein 21-jähriger Grünschnabel aus Wales spielte Katz und Maus mit Maicon, notabene gestandener brasilianischer Nationalspieler. Tottenhams linker Flügelflitzer Gareth Bale gelang bei der 3:4-Niederlage ein lupenreiner Hattrick. Kein Wunder, schnappte sich Real Madrid 2013 den bei Southampton ausgebildeten Bale. Die kolportierte Ablösesumme soll über 100 Millionen Euro betragen haben, mehr als man für Ronaldo ausgegeben hat. Die Erwartungshaltung bei den Königlichen war dementsprechend hoch.
In seinen sechs Spielzeiten kam er aber danach wettbewerbsübergreifend nur auf 212 Partien. Seine 161 Skorerpunkte (98 Tore, 63 Vorlagen) sind zwar ganz ansehnlich, doch nicht nur die Real-Bosse träumten von noch mehr Einfluss. Denn fast eindrücklicher ist seine Verletzungsbilanz. Gestern wurde der Mann mit dem markanten Pferdeschwanz im Nachholspiel beim FC Villareal (2:2) bereits zum 15. Mal wettbwerbsübergreifend ausgewechselt – wieder einmal verletzungsbedingt. Somit ist die Anzahl seiner Verletzungen auf ganze 18 angestiegen. Das Verletzungspech führte dazu, dass der Waliser stolze 65 Spiele verpasste. Meistens sind es muskuläre Probleme, die den Sprintstar – bei ihm wurden einst 36,9 km/h mit dem Ball am Fuss gemessen – stoppten.
«Wir haben Bales Konterqualität vermisst»
Dass sein Team einen fitten Bale äusserst gut gebrauchen könnte, hielt auch Trainer Santiago Solari nach dem Villareal-Spiel fest: «Der Ausfall von Gareth war bitter für uns, denn er ist ein richtiger Konter-Spezialist. Er hätte die vorhandenen Räume, welche Villareal mit dem Pressing auftat, gut ausnützen können.»
30 Punkte nach 17 Spielen ist in der Liga der schlechteste Start seit 2005/2006. Sieben Zähler liegen die Madrilenen bereits hinter Leader Barcelona zurück. Doch Solari will sich noch nicht geschlagen geben: «Wir müssen immer weiterkämpfen, und das werden wir auch. Wir kamen hierher um zu gewinnen, hatten das Spiel in der Hand und gehen nun mit einem Punkt nach Hause. Wir müssen uns nun auf die nächste Partie konzentrieren.»
Noch fast optimistischer tönt sein Schützling Lucas Vázquez: «Sieben Punkte Rückstand auf Barça ist nicht viel. Ihr habt auch letzte Saison immer an uns gezweifelt und am Schluss wurden wir Champions-League-Sieger.»
Vorerst nicht mithelfen bei der Aufholjagd kann dabei der inzwischen 29-jährige Bale. Wie lange er ausfallen wird, steht momentan noch nicht fest. Es wird wohl leider nicht das letzte Mal gewesen sein.