An einem «historischen» Abend demütigen die Bayern um Vier-Tore-Mann Gnabry den letztmaligen Champions-League-Finalisten Tottenham im eigenen, neuen Fussballtempel. Das 7:2 ist eine Ansage an alle Grossen in Europa.
Vier-Tore-Held Serge Gnabry genoss das wunderbare Glücksgefühl nach dem spektakulärsten Fussballspiel seines Lebens. Der Nationalspieler hatte den grössten Anteil an der Sternstunde, die der FC Bayern in der Champions League erlebte.
7:2 beim letztmaligen Finalisten Tottenham Hotspur – es war der pure Wahnsinn, der sich vor allem nach der eher glücklichen 2:1-Pausenführung im neuen, über eine Milliarde Euro teuren Tottenham Stadium abspielte.
«Es war ein wunderschönes Gefühl», sagte der 24-jährige Gnabry nach seinen ersten vier Champions-League-Toren überhaupt. 35 Minuten reichten dem Aussenstürmer mit der FC-Arsenal-Vergangenheit in London dafür in der grandiosen zweiten Spielhälfte der Bayern.
Gnabry ist erst der zweite deutsche Spieler nach Mario Gomez (2012 bei Bayerns 7:0 gegen Basel), dem in einer Champions-League-Partie vier Tore glückten. «Für uns war es eine super Nacht», schwärmte der umjubelte Matchwinner, der aus einem Kollektiv herausstach, das im bärenstarken Torhüter Manuel Neuer, dem zweifachen Torschützen Robert Lewandowski und Juniorchef Joshua Kimmich, der das wichtige 1:1 erzielt hatte, über weitere tolle Protagonisten verfügte. Kimmich meinte: «Tottenham hat uns einige Fehler angeboten, wir haben die eiskalt ausgenutzt, bei Serge war jeder Schuss ein Treffer. Der kriegt vielleicht noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er ins Bett geht. Das war brutal.»
Rummenigge voll des Lobes
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach in der Nacht in seiner Bankettrede im Teamhotel von einem «historischen Tag für Bayern München». Der 64-Jährige lobte an einem «denkwürdigen Abend» alle Beteiligte. «Unsere Mannschaft hat etwas Geschichte geschrieben. Ich möchte dem Trainerteam mit Niko (Kovac) an der Spitze und auch der ganzen Mannschaft einen herzlichen Glückwunsch sagen. Das war unglaublich, was wir erlebt haben», sagte Rummenigge.
Es war der zweithöchste Auswärtssieg überhaupt der Bayern in Europas Königsklasse. Und der Sieg war zugleich ein Zeichen an alle anderen Titelanwärter. «Ich denke, dass das 7:2-Ergebnis natürlich die Welle macht», bemerkte Gnabry: «Wir dürfen aber jetzt nicht übertreiben.»
Nicht nur die Spieler, auch Coach Kovac verwies auf «einige brenzlige Situationen», die der später total dominante FC Bayern vor der Pause überstehen musste. «Es wurde Zeit, mal wieder ein Ausrufezeichen zu setzen und einen Grossen zu schlagen», erklärte Neuer. Trotz aller Freude zeigte der Captain auch Mitgefühl mit seinem Gegenüber: «Der Hugo Lloris tut mir schon ein bisschen leid heute.»
Der Erfolgshunger der Bayern ist mit dem Sechs-Punkte-Start in der Gruppenphase aber keineswegs gestillt, im Gegenteil: «Das war ein toller Champions-League-Abend für uns Bayern. Wir hoffen, dass wir den Fans noch weitere solche Momente bieten können diese Saison», verkündete Kapitän Neuer.