Ein Teil der Fans der englischen Nationalmannschaft quittierte kürzlich das Hinknien der Spieler mit lauten Buhrufen. Trainer Gareth Southgate hatte sich darauf eingestellt, will seine Spieler aber trotzdem weiter ermutigen.
Die «Three Lions» hielten in Middlesbrough diese Woche gleich zwei Testspiele ab (je 1:0-Siege gegen Österreich und Rumänien). Als die Spieler jeweils vor dem Anpfiff auf die Knie gingen, um ihre Unterstützung für die «Black Lives Matter»-Bewegung auszudrücken, buhte ein Teil der 7000 Zuschauer die Spieler aus, während andere applaudierten.
«Taking the knee» sorgt auf der Insel für rote Köpfe. Sogar Politiker schalteten sich mit Voten ein. Der konservative Parlamentsabgeordnete Lee Anderson wetterte, er werde die Spiele boykottieren, wenn die Spieler weiterhin auf diese Weise protestieren werden.
Selbst der britische Premierminister Boris Johnson sah sich genötigt, eine Stellungnahme abzugeben. Sein Sprecher liess ausrichten: «Der Premierminister unterstützt die englische Nationalmannschaft und will, dass sie erfolgreich sind. Und er will, dass das ganze Land hinter ihnen steht während dieses Turniers».
Gleichzeitig betonte der Sprecher, der Premier erwarte, «dass sich alle Fans in jedem Fussballspiel respektvoll verhalten». Er deutete ausserdem an, dass der Premierminister kein allzu grosser Freund der Geste ist. «Was speziell den Kniefall angeht, der Premierminister konzentriert sich lieber auf Taten als auf Gesten», sagte er. Johnson respektiere aber «das Recht derer, die sich dazu entscheiden, friedlich zu protestieren, um ihre Gefühle auszudrücken».
Southgate: «Habe mit erneuten Buhrufen gerechnet»
Ungeachtet der Buhrufe einiger Fans und der Kritik wollen Englands Fussballer auch vor den Spielen der Europameisterschaft Zeichen gegen Rassismus setzen. Die Mannschaft habe darüber gesprochen und man werde auch im Vorfeld der EM-Partien mit je einem Knie auf den Boden gehen, hielt Kalvin Phillips fest.
«In erster Linie sind wir alle sehr enttäuscht, dass das passiert ist», meinte auch Nationalcoach Gareth Southgate, auch wenn er damit gerechnet habe. «Ich verstehe das nicht. Wenn man damit nicht einverstanden ist, kann man vielleicht auch einfach nichts tun. Aber das eigene Team auszubuhen, ist meiner Ansicht nach eine sehr merkwürdige Reaktion.»
Ungarn-Fans buhen kniende Iren aus
Nicht nur in England, auch im Ausland kommt die Geste nicht überall gut an. Als sich die Iren am Dienstagabend vor dem Anpfiff in Budapest hinknieten, reagierten einige Ungarn-Fans mit Unverständnis. «Die Tatsache, dass das ausgebuht wurde, ist unbegreiflich», sagte Irlands Trainer Stephen Kenny. «Es ist enttäuschend und es wirft wirklich kein gutes Licht auf Ungarn.»