Nach neun Titeln in Serie geht Bayern München natürlich als Favorit in die am Freitag beginnende neue Bundesliga-Saison. Die Konkurrenz könnte aber aufgeholt haben. 20 Schweizer Spieler sind am Start.
Nur eine Meister-Serie im europäischen Fussball hält länger an als jene von Bayern München. Die Bulgaren von Ludogorez Rasgrad streben den elften Titel in Folge an. In den fünf europäischen Top-Ligen hat aber bisher noch kein Team geschafft, was Bayern München in den kommenden Monaten gelingen kann. Der Lauf von Juventus Turin in Italien hat nach neun Titeln in Folge im vergangenen Frühjahr geendet – unter nicht unähnlichen Voraussetzungen, wie sie jetzt Bayern München hat.
Wie die Turiner im vergangenen Sommer gehen die Münchner mit einem neuen Trainer in die Saison, von dem erwartet wird, dass er eine ganze Ära prägt. Julian Nagelsmann erhielt einen für das Geschäft und den Klub untypisch langen, für fünf Jahre gültigen Vertrag. Zumindest die Kollegen von Nagelsmann zweifeln grösstenteils nicht daran, dass der erste Schritt gelingt. Bei der Umfrage unter den Coaches, die das Magazin «Kicker» jeweils vor der Saison durchführt, tippten 15 von 18 auf Bayern München als Meister, zwei enthielten sich, und einer, Steffen Baumgart vom 1. FC Köln, setzt auf Dortmund. «Es wird ja mal Zeit, dass wir einen anderen Meister haben.»
Die Karten sind auf diese Saison hin teilweise neu gemischt worden. Von den ersten acht der vergangenen Saison haben sieben Klubs einen neuen Trainer. Dabei wurde innerhalb der Top 8 kräftig rotiert: Nagelsmann von Leipzig (2. der Vorsaison) zu Bayern (1.), Marco Rose von Mönchengladbach (8.) zu Dortmund (3.), Oliver Glasner von Wolfsburg (4.) zu Eintracht Frankfurt (5.) und Adi Hütter von Eintracht Frankfurt zu Mönchengladbach.
Neu sind der von YB gekommene Gerardo Seoane bei Leverkusen, Jesse Marsch bei Leipzig und Mark van Bommel bei Wolfsburg. Als einziger deutscher Europacup-Teilnehmer hat Union Berlin noch den gleichen Trainer: Urs Fischer, neben Seoane der zweite Schweizer Coach in der Bundesliga.
Transfergewinne für Leipzig und Dortmund
Nagelsmann hat auf dem Papier die besten Voraussetzungen und die stärkste Mannschaft der Bundesliga. Aber im Vergleich zur Vorsaison hat Bayern München wegen der Abgänge von Jérôme Boateng, David Alaba und Javi Martinez eher an Qualität verloren als dazugewonnen. Dayot Upamecano ist der einzige Neuzugang für die Stammformation. Auch die ernsthaftesten Konkurrenten, Leipzig und Dortmund, haben wichtige Spieler verloren. Dortmund verkaufte Jadon Sancho für über 90 Millionen Franken, Leipzig das französische Verteidigerduo Upamecano und Ibrahima Konaté für etwa gleichviel.
In Dortmund und Leipzig stehen die nächsten aufstrebenden Spieler aber schon bereit. Der neue Leipziger Trainer Marsch meint: «Ich denke, wir haben das breiteste Kader der Liga. Im Grunde genommen könnten wir zwei Bundesliga-Mannschaften aufstellen.» Mit André Silva wurde das Team mit dem letzte Saison vermissten Goalgetter ergänzt. In Dortmund wurden für den Niederländer Donyell Malen und den Schweizer Goalie Gregor Kobel fast 50 Millionen Franken ausgegeben.
20 Schweizer in 10 Mannschaften
Dortmund mit seinen derzeit drei Schweizer Goalies, neben dem als Stammkeeper gesetzten Kobel gehören auch Marwin Hitz und Roman Bürki zum Kader, und dem Innenverteidiger Manuel Akanji ist einer von drei deutschen Topklubs, der stark auf Schweizer setzt. Mönchengladbach hat Yann Sommer, Nico Elvedi, Breel Embolo und den vor einem Transfer stehenden Denis Zakaria unter Vertrag. Wolfsburg setzt weiterhin auf Renato Steffen, Kevin Mbabu und Admir Mehmedi.
Insgesamt stehen 20 Schweizer im Kader von Bundesliga-Klubs – bei Eintracht Frankfurt mit Steven Zuber und Djibril Sow, bei Augsburg mit Ruben Vargas sowie in Mainz mit Edimilson Fernandes und Silvan Widmer weitere Schweizer EM-Teilnehmer. Neben dem von Basel gewechselten Widmer warten auch Saulo Decarli von Aufsteiger Bochum und der junge Ruwen Werthmüller von Hertha Berlin noch auf ihre ersten Einsätze in der Bundesliga.