«Mannschaft war halb tot» BVB-Boss Watzke tritt nach Pokalsieg gegen Favre nach: «Mannschaft war im Dezember halb tot»

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14.5.2021

Hans-Joachim Watzke und Lucien Favre – ihre Wege trennten sich im Dezember. 
Hans-Joachim Watzke und Lucien Favre – ihre Wege trennten sich im Dezember. 
Bild: Getty 

Borussia Dortmund holt sich mit einem 4:1-Sieg im Final gegen RB Leipzig den DFB-Pokal. Klubboss Hans-Joachim Watzke lobt Interimstrainer Edin Terzic in den Himmel und kritisiert indirekt dessen Vorgänger Lucien Favre.

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In seinen zweieinhalb Jahren als BVB-Trainer holte Lucien Favre im Schnitt 2,01 Punkte. Nur drei Trainer in Dortmunds Vereinsgeschichte hatten einen höheren Punkteschnitt vorzuweisen – unter diese Trainer reihen sich übrigens weder Jürgen Klopp noch Edin Terzic. 

Terzic, der im Dezember interimistisch für den entlassenen Favre übernahm, schaffte aber schon nach wenigen Monaten, was der Schweizer stets anstrebte: Einen grossen Titel mit Dortmund zu holen. Nach dem 4:1-Sieg im Final gegen Leipzig feiert der BVB den ersten «richtigen» Titel seit 2017 (ebenfalls DFB-Pokal). In der Favre-Ära wurde man 2020 «nur» Superpokalsieger.



Dortmunds Geschäftsführer Hans Joachim Watzke lobt Terzic am Donnerstag nach dem Titelgewinn in den Himmel. «Die (Qualifikation zur) Champions League hätten wir jetzt schon auf sicher», antwortet Watzke bei der «ARD» auf die Frage, wo der BVB stehen würde, hätte die Mannschaft die Mentalität der letzten Wochen und Monate von Anfang an auf den Platz gebracht.

Und weiter: «Edin Terzic hat das super gemacht. Er hat diese Mannschaft im Dezember übernommen, als sie halb tot war. Er hat sie zum Leben erweckt.» Als die Personalie Marco Reus zum Thema wird, sagt Watzke: «Er hatte ein bisschen das Selbstvertrauen verloren. Edin hat vom ersten Tag an auf ihn gesetzt. Marco ist ein Ur-Dortmunder und wenn er spürt, dass das Vertrauen da ist, wird er auch immer besser. Was er in den letzten Wochen gezeigt hat, war grossartig.» Auch das kann als Spitze in Richting Favre, der Reus auch gerne mal auf die Bank gesetzt hatte, gewertet werden.

Terzic: «Wir kriegen ständig auf die Fresse – gönnt uns diesen Abend»

Trotz der Lobeshymne für Edin Terzic wird beim BVB in der nächsten Saison mit Marco Rose ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen. Wie geht es mit Terzic weiter? Rückt er zurück ins zweite Glied oder darf er sich bei einem neuen Verein beweisen? «Edin hat den Schlüssel in der Hand. Er hat vor ein paar Wochen den Vertrag bei uns langfristig verlängert in klarer Kenntnis davon, wie es weitergeht», sagt Watzke. «Wenn er aber was anderes machen will, dann müssen wir mit ihm reden.»

Edin Terzic führte den BVB als Interimstrainer zum Pokalsieg.
Edin Terzic führte den BVB als Interimstrainer zum Pokalsieg.
Bild: Keystone

Terzic selbst mag über seine Zukunft (noch) nicht spekulieren. «Ich hatte gar nichts in der Hand und ich habe auch jetzt nichts in der Hand», stellt er klar. «Wir haben uns das alle verdient, heute diesen Abend zu geniessen. Ich bitte euch. Es ist ein Tagesgeschäft, wir kriegen ständig auf die Fresse, wenn es nicht läuft. Gönnt uns diesen Abend. Heute halte ich nur den Pokal in der Hand. Was dann nach der Saison ist, worüber ich dann nachdenke, weiss ich noch nicht.»

Terzic nimmt auch Stellung zu Roman Bürki, der den BVB zum Saisonende ebenfalls verlassen könnte. Der Schweizer Keeper hat seinen Stammplatz zuletzt an Landsmann Marvin Hitz verloren. «Er ist in der schwierigsten Phase seiner Karriere. Was er in den vergangenen Monaten erlebt hat, ist nicht so leicht», sagt der Coach. «Bürki wurde am Samstag ins kalte Wasser geworfen, war sofort für uns da. Wir konnten uns auf ihn verlassen. Wie er heute die Stabilität ins Spiel gebracht hat, ist unglaublich.»