Die Schweiz ist reich gesegnet mit Top-Torhütern. Selbst wenn Yann Sommer, Gregor Kobel und Jonas Omlin gleichzeitig ausfallen sollten, dürfte Nati-Coach Murat Yakin noch ruhig schlafen. Wo liegen die Gründe für diese erfreuliche Entwicklung?
Im Fussball-Talk Heimspiel dreht sich alles um das Thema «Torhüterland Schweiz». In der Runde sitzen Patrick Foletti, Torhütertrainer der Nati, das 2021 zurückgetretene FCL-Urgestein David Zibung und der aufstrebende Schlussmann Marvin Keller, der beim FC Wil in der Challenge League das Tor hütet.
«Vielleicht kosten wir auch ein paar Punkte am Anfang», ist sich Keller bewusst, der noch ganz am Anfang seiner Karriere steht. «Aber ich glaube, wenn man als Verein diesen Weg konsequent geht, dann bringt das am Schluss nur seine Vorteile.» Beispiele, die das untermauern, gibt es einige.
Dass ein junger Torhüter auch mal danebengreift, sei Teil der Entwicklung, meint auch Foletti: «Das allerwichtigste für junge Torhüter ist es, Fehler zu machen. Das klingt vielleicht ein bisschen kontrovers. Aber das ist der beste Lernmoment.» Entscheidend sei dann aber, wie die Trainer und der Verein damit umgehen würden. Heute sei man oft zu wenig geduldig, «weil wir vielleicht schon in der U15, U16 das Gefühl haben, wir müssen Yann Sommer im Tor haben.»
In diesem Zusammenhang erwähnt David Zibung auch, wie wichtig eine sorgfältige Karriereplanung sei – ganz besonders für die Torhüter.
Herausragende Torhüter-Ausbildung
Dass die Schweiz so viele Spitzentorhüter hervorbringt, ist nicht dem Zufall geschuldet. Entscheidend sei, dass der Verband vor gut zehn Jahren erkannt habe, dass man die Torhüter spezifisch ausbilden muss. In einem ersten Schritt mussten dann allerdings erst noch die Torhütertrainer ausgebildet werden, so Foletti. Denn: «Um ein Talent besser zu machen, brauchst du einen guten Trainer. Und das haben wir in den letzten Jahren recht gut hingekriegt.»
Foletti erinnert sich auch an seine eigene Zeit als Aktiver und wie er und seine Goalie-Kumpels von Chefcoach Christian Gross trainiert wurden. Durchdacht waren diese Einheiten kaum. Und ja, er hätte sich damals hin und wieder gewünscht, einen Goalietrainer zu haben. Allerdings war die Absenz ebensolcher auch Antrieb, diesbezüglich etwas zu verändern in der Schweiz.
David Zibung lobt seinen ehemaligen Ausbildner in höchsten Tönen: «Er hat in der Entwicklung der Torhüter-Ausbildung, die Schweiz nicht aufs nächste Level gebracht, sondern, und das sage ich nicht, weil er hier sitzt, fast aufs nächste Universum.» Alles sei viel detaillierter und spezifischer geworden. Da kämen nicht einfach ein paar Schüsse aufs Tor, sondern es werde nach Spielsituationen trainiert. «Das ist ein grosser Unterschied.»