Das Duell Das Duell: Darum gehört Ibrahimovic (nicht) an die WM

René Weder vs. Patrick Lämmle

18.4.2018

Na, würden Sie Zlatan Ibrahimovic gerne an der WM sehen?
Na, würden Sie Zlatan Ibrahimovic gerne an der WM sehen?
Bild: Getty Images / Teleclub

Gehört Zlatan Ibrahimovic an die WM oder nicht? Die Meinungen auf der Redaktion sind geteilt – dies obwohl wir den Superstar alle ganz gerne auf der grossen Bühne sehen würden!

Zlatan gehört an die WM

Seit seinem Wechsel zu den LA Galaxy prägt Zlatan Ibrahimovic die Schlagzeilen in Europa noch stärker als zuletzt bei Manchester United. Praktisch kein Tag vergeht ohne eine News zu «Ibra», dem Löwen, wie er sich selber nennt. Ibrahimovic ist nicht nur ein begnadeter Fussballer, sondern auch ein grossartiger Unterhalter. Er erinnert mit seiner grossen Klappe bisweilen an Muhammad Ali, den Ibrahimovic auch als sein Idol bezeichnet.

In den USA hat er eingeschlagen wie eine Bombe. Und er bringt das mit, was bei den anspruchsvollen und sportverwöhnten Amerikanern neben Leistung eben auch dazu gehört: Hingabe, Entschlossenheit und Unterhaltungswert. Beim ersten Spiel zeigte er den Fans nicht nur seine Tattoos, sondern – man möge mir den vulgären Ausdruck verzeihen – auch seine Eier. Nach wenigen Minuten auf dem Platz verbuchte er ein Tor mit Prädikat Weltklasse. Einen solch verwegenen Versuch aus 40 Metern Distanz wagen nur die Tollkühnsten unter den Wagemutigsten. Zlatan ist verrückt genug, einen solchen Geniestreich auch noch anzukündigen – um ein paar Tage später Wort zu halten.

Gewiss ist die MLS nicht die Champions League, aber Ibrahimovic hat immer noch mehr drauf als 70 Prozent der restlichen WM-Spieler. Es wäre schade, den streitbaren Egozentriker in Russland nicht zu sehen. Teamgefüge hin oder her: Der schwedische Modellathlet wäre zweifelsfrei eine Bereicherung für das Turnier und jederzeit zu einem «Magic Moment» fähig. 36 Jahre alt ist Zlatan Ibrahimovic. Er hat sich von einem Kreuzbandriss zurückgekämpft, wie ein Löwe eben, und ist ein Garant für Spektakel. Auf und neben dem Platz. Wer Ali liebte, der mag auch Zlatan. Und würde ihm einen letzten grossen Auftritt gönnen. Wer dagegen ist, der hat den Fussball nie geliebt.

Standpunkt: René Weder

Sorry Ibra – Schweden ist ohne Dich besser dran

Gleich vorneweg: Natürlich würde ich Zlatan gerne an der WM sehen. Er ist immer gut für ein Traumtor und seine Interviews sind legendär. Kurz: Dieser Mann bietet grössten Unterhaltungswert. Wer dagegen ist, der hat den Fussball nie geliebt – doch wer dafür ist, der hat kein Herz für Schweden 😉

Denn aus sportlicher Sicht kann man eigentlich nur dagegen sein. Nicht weil «Ibra» die fussballerische Klasse fehlt, aber weil alleine seine Präsenz das ganze «Wir-Gefühl» im Team zerstören kann. Die Schweden haben sich ohne den nach der verkorksten EM 2016 zurückgetretenen Superstar sensationell für die WM qualifiziert. In der Gruppe belegten sie hinter Frankreich, aber vor Holland, Platz 2 und in der Barrage schalteten sie Italien aus. Das haben die Schweden nur geschafft, weil sie eine eingeschworene Truppe sind und jeder für jeden kämpft. Käme nun Ibrahimovic zurück, so droht die Gefahr, dass die gute Stimmung flöten geht. Denn es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Spieler froh waren, als ihr Superstar zurückgetreten ist. Seine Egotrips müssen für manche unerträglich gewesen sein.

Dass Schweden ohne Ibrahimovic nicht unbedingt schlechter ist als mit «Ibra», zeigt auch die Tatsache, dass sich das Drei-Kronen-Team erstmals seit 2006 wieder für eine WM qualifizieren konnte. Und vielleicht hatte Ibrahimovic mit einem seiner Grossmaul-Sprüche vor den Barrage-Spielen gegen Italien gar nicht so unrecht: «Schweden spielt ohne Druck, weil die Erwartungen von Fans und Medien stark gesunken sind, nachdem ich das Team verlassen habe. Als ich noch da war, haben alle erwartet, dass wir die Weltmeisterschaft oder die Europameisterschaft gewinnen.» Rekordtorschütze Ibrahimovic hat in 116 Länderspielen für sein Land 62 Treffer erzielt. An der WM 2002 blieb er aber genauso wie an der WM 2006 ohne Torerfolg. 2010 und 2014 waren Zlatan und Co. nur TV-Zuschauer.

Standpunkt: Patrick Lämmle

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