Anfield gilt als wahre Fussballfestung. In einem Monat wird es drei Jahre her sein, seit Crystal Palace den FC Liverpool auf heimischem Rasen mit 2:1 bezwang. Seither ist das in der Premier League keiner anderen Mannschaft mehr gelungen. Grossen Anteil daran hat auch die Spieloberfläche.
«Wir haben viele Dinge richtig gemacht. Aber am Schluss haben wir nur ein Tor erzielt und das war nicht gut genug.» Mit diesen Worten erklärte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp die 1:2-Heimniederlage gegen Crystal Palace im April 2017.
Wenige Wochen später fuhren an der Anfield Road die Bagger auf. Der komplette Rasen wurde herausgerissen und durch eine neue Spieloberfläche ersetzt. Seither hat Liverpool in der Premier League kein Heimspiel mehr verloren. Das ist kein Zufall.
250 Mio. für die Infrasturkur
Seit die amerikanische Fenway Sports Group im Oktober 2010 die Aktienmehrheit beim FC Liverpool übernahm, wird akribisch auf jedes Detail geachtet. Insgesamt wurden bereits über 250 Millionen Schweizer Franken in Infrastruktur-Projekte investiert. Dazu gehört auch der hochmoderne Hybrid-Rasen, der auf persönlichen Wunsch von Jürgen Klopp verlegt wurde.
Wie der «Athletic» berichtet, besteht der Platz zu 97 Prozent aus organischem Rasen und zu drei Prozent aus Kunstfasern. Für den organischen Teil wurden gentechnisch modifizierte Samen verwendet, die perfekt an die Witterungsverhältnisse in Liverpool angepasst wurden. Ein neuartiges Bewässerungssystem ermöglicht es, die gesamte Fläche innert weniger als drei Minuten zu bewässern und ein über 30 Kilometer langes Netz an Heizröhrchen hilft dem Graswachstum und schützt vor Frostbefall.
Den Hausabwart einer öffentlichen Schule verpflichtet
Auf dieser perfekt abgestimmten Oberfläche spielten die «Reds» in der Premier League bisher 52 Partien. Davon gingen sie 43-mal als Sieger vom Platz, teilten neunmal die Punkte und verloren nicht ein einziges Spiel. In der Champions League bietet sich ein ähnliches Bild. Der neue Untergrund verhalf Liverpool zu zwei Final-Teilnahmen hintereinander. Auf dem Weg dorthin bestritten sie zwölf Heimspiele, von denen sie neun für sich entschieden und dreimal Unentschieden spielten. Niederlagen gab es keine. Auch in der laufenden Saison nicht. Von den drei Heimspielen in der Gruppenphase gewannen sie zwei, nur Napoli knöpfte den «Reds» in Anfield einen Punkt ab.
Die Verantwortung für den heiligen Rasen trägt Platzwart Dave Roberts, der bis 2016 als Abwart einer öffentlichen Schule in Surrey arbeitete. Der frühere Platzwart des FC Southampton steht in ständigem Kontakt mit Jürgen Klopp. So trainiert die erste Mannschaft vor jedem Heimspiel auf einer exakten Kopie des Stadionrasens und vor jedem Auswärtsspiel auf einer dem gegnerischen Untergrund entsprechend angepassten Variante.
Wer auch immer die «Festung Anfield» als Nächstes stürmen will, trifft auf einen Gegner, der perfekt mit seiner Unterlage abgestimmt ist. Hinzu kommt, dass die vielleicht beste Mannschaft vor den vielleicht besten Fans der Welt auf dem Platz steht. Viel Glück.