Bayern-Profi Alphonso Davies gibt im Achtelfinal-Hinspiel gegen Chelsea eine weitere beeindruckende Vorstellung. Die Leistungen des kanadischen Shootingstars erstaunen die Fachwelt. Dabei hat er eine bewegende Geschichte hinter sich.
Es war ein Wahnsinnssprint, welcher Alphonso Davies am Dienstagabend in der 76. Minute hinlegte. Er schüttelte alle seine Gegenspieler wie lästige Fliegen ab und servierte Robert Lewandowski den Ball pfannenfertig hin – der Pole konnte locker zum 3:0-Endstand einschieben. Teamkollege Manuel Neuer verglich die Geschwindigkeit schelmisch mit dem Weltrekordhalter Usain Bolt, nur dass der Jamaikaner nicht so gut am Fuss sei. Tatsächlich war «Phonzie», so sein Spitzname, in seiner Jugend auch als Sprinter unterwegs.
Doch Davies ist mehr als eine Speed-Rakete: Keinen Zweikampf hat er gegen Chelsea verloren, dazu sind 90 Prozent seiner Pässe angekommen. Der 19-Jährige schwärmt: «Ein Traum ging in Erfüllung, hier an der Stamford Bridge zu spielen.»
Sein Vater sei ein grosser Chelsea-Fan. Die Eltern flüchteten einst vom Bürgerkrieg aus Liberia, Alphonso wurde in einem Flüchtlingslager in Ghana geboren. Als Alphonso fünf Jahre alt war, fand die Familie – er hat noch zwei jüngere Geschwister – in Kanada eine neue Heimat.
Bereits im zarten Alter von 15 Jahren, acht Monaten und 15 Tagen feierte Davies sein Debüt in der MLS, wenig später lief er auch erstmals für die kanadische Nationalmannschaft auf.
Bayerns Coup
Grossen Anteil an seinem Höhenflug haben mit Niko Kovac und Hasan Salihamidzic vor allem zwei Männer, welche in jüngerer Vergangenheit des Öfteren in der Kritik standen. Sportdirektor «Brazzo» holte Davies im November 2018 aus der oftmals belächelten MLS zu den Münchnern. Die Ablösesumme an die Vancouver Whitecaps beläuft sich für den deutschen Rekordmeister auf maximal 18,8 Millionen Euro – aus heutiger Sicht ein Schnäppchenpreis für ein solches Kaliber.
Durchbruch auf neuer Position
Die Verletzungen des Abwehrspielers Niklas Süle und vor allem des designierten Linksverteidigers Lucas Hernandez entpuppten sich für den Youngster als Glücksfall. Ex-Trainer Niko Kovac setzte den eigentlich für den linken Flügel eingeplanten Davies weiter hinten ein – und dieser machte dort seinen Job ausgezeichnet. Auch unter dem neuen Coach Hansi Flick ist der Kanadier seither unbestrittene Stammkraft.
Inzwischen ist sein Marktwert auf 40 Millionen Euro angestiegen, realistisch müssten interessierte Klubs wohl sicher dreistellige Millionensummen hinlegen. Doch die Bayern-Bosse wollen ihren Rohdiamanten nicht abgeben: Sein bis 2023 laufender Vertrag soll so schnell wie möglich angepasst werden. Im Gespräch ist eine Verlängerung – bei verbesserten Bezügen – bis 2025.
Bei den Bayern-Fans ist Davies bereits Publikumsliebling. So feierten sie ihn am Dienstagabend nach Spielende frenetisch mit «Phonzie»-Sprechchören an. Der scheue Teenager getraute sich erst nach Aufforderung, alleine in die Bayern-Fankurve zu gehen.
Dass der lebensfrohe Teenager auch eine extrovertierte Seite hat, beweist Davies auf seinem Tiktok-Kanal. Dort landete er mit einer Persiflage von einem Backstreet-Boys-Song sogar einen viralen Hit.