Keine Zeitzeugen mehr Mit Horst Eckel ist der letzte «Held von Bern» gestorben

dpa

3.12.2021 - 16:42

Horst Eckel wird seinen 90. Geburtstag nicht mehr erleben.
Horst Eckel wird seinen 90. Geburtstag nicht mehr erleben.
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Horst Eckel war der letzte Weltmeister, der vom «Wunder von Bern» erzählen konnte. Jetzt ist das Idol des 1. FC Kaiserslautern und der einst enge Freund von Fritz Walter gestorben.

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In die Historie des deutschen Fussballs ging Horst Eckel als einer der auf ewig unvergessenen Helden von Bern ein. Jetzt trauert Deutschland um den letzten Fussball-Weltmeister von 1954. Eckel starb am Freitag im Alter von 89 Jahren, wie der Deutsche Fussball-Bund bestätigte. «Horst Eckel stand sinnbildlich für die Werte der Helden von Bern: bescheiden, herzlich, bodenständig, ohne Allüren.

Zu wissen, dass Horst Eckel und damit keiner der 54er mehr lebt, erfüllt mich und uns alle bei der Nationalmannschaft mit grosser Trauer», sagte DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff – und hob damit, stellvertretend wie viele andere auch, neben dem sportlichen Vermächtnis Eckels vor allem seine Lebensleistung hervor.

Auch Oliver Bierhoff trauert um den verstorbenen Horst Eckel.
Auch Oliver Bierhoff trauert um den verstorbenen Horst Eckel.
Bild: Getty Images

«In jeder Hinsicht ein Vorbild»

Der rechte Aussenläufer des 1. FC Kaiserslautern gehörte als Jüngster jener Mannschaft von Kapitän Fritz Walter an, die das Endspiel im Dauerregen gegen den grossen Favoriten Ungarn nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewann und das «Wunder von Bern» schaffte. Sein Tod löste tiefe Betroffenheit aus. «Den Fussballer Horst Eckel habe ich leider nie live spielen sehen dürfen, der Mensch Horst Eckel war in jeder Hinsicht ein Vorbild für mich. Seine Warmherzigkeit war ansteckend, sein soziales Engagement aussergewöhnlich. Er wird mir persönlich und dem gesamten deutschen Fussball sehr fehlen», sagte Bundestrainer Hansi Flick.



Die Familie Eckels, der erst Ende November in die Hall of Fame des deutschen Fussballs aufgenommen worden war, wollte seinen 90. Geburtstag am 8. Februar noch gross feiern. «Im Februar kommenden Jahres wollte er seinen 90. Geburtstag feiern, seine Tochter hatte bereits ein 'Save the Date' rausgeschickt, auch an mich», sagte Lautern-Legende Hans-Peter Briegel bei «t-online.de». «Es ist sehr traurig, dass es dazu nicht mehr kommen wird.»

Aufbruch einer ganzen Nation

Eckel hatte den Spitznamen «Der Windhund», weil der schnelle Spieler im Mittelfeld die Löcher stopfte und seinem späteren Trauzeugen Fritz Walter den Rücken frei hielt. Zusammen mit Fritz und Ottmar Walter sowie Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer bildete er den Lauterer Block in Sepp Herbergers Team und bestritt insgesamt 32 Länderspiele.

«Beim Schlusspfiff wussten wir, dass wir Weltmeister sind. Aber was das für die Leute zu Hause bedeutet, haben wir erst gemerkt, als wir wieder deutschen Boden betreten haben. Es war ein toller Empfang», erinnerte sich Eckel, der neben Fritz Walter als einzige Akteur bei der WM in der Schweiz alle sechs Spiele absolvierte, einmal.

Neun Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem Eckels geliebter älterer Bruder Hans fiel, war dieser Sieg ein Signal für den politischen und wirtschaftlichen Aufbruch der Nation. Hunderttausende säumten die Gleise und Strassen, als die Weltmeister wie im Triumphzug in die Heimat zurückkehrten.

Solange alle Weltmeister von 1954 noch lebten, stand der in Bruchmühlbach-Miesau geborene Eckel immer im Schatten der grossen Namen: eines Helmut Rahn, eines Toni Turek und vor allem von Fritz Walter. Nach dem Tod von Hans Schäfer am 7. November 2017 aber blieb nur noch der bodenständige und zurückhaltende Eckel übrig, um dieses Jahrhundertteam bei jeder Gelegenheit zu repräsentieren. Er beriet auch den Regisseur Sönke Wortmann, als der den Film «Das Wunder von Bern» drehte.