Am Sonntag, 5. Dezember, feierte die Welt den Gedenk- und Aktionstag zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements. Auch die Fifa sprang auf den Zug auf. Damit hat sie sich aber weit aus dem Fenster gewagt.
Den einst von der UNO ins Leben gerufene Anlass berührte auch das vermeintlich kalte Funktionärsherz von Fifa-Präsident Gianni Infantino. Der Walliser nahm den Steilpass dankbar an und betonte auf der Webseite der Fifa, wie entscheidend freiwillige Helfer für die Durchführung von Fifa-Turnieren sind. Speziell würdigte er die Unterstützung der 5'000 ehrenamtlichen Helfer, welche beim prestigeträchtigen Fifa-Arabien-Pokal – der aktuell die Sportwelt in Atem hält – engagiert sind.
Sie sind das «Herzblut» des Turniers, wie Infantino treffend festhält. Nur die 6'500 Menschen, die gemäss dem «Guardian» bei Bauarbeiten der WM-Stadien in Katar gestorben sind, haben wohl noch mehr Blutzoll geleistet. Doch genug Trübsal geblasen, schliesslich muss man die Feste feiern, wie sie fallen. Als Anerkennung für die Ehrenamtler gab es eine «fröhliche Feier mit Kuchen und Getränken». Natürlich wird im Emirat nicht mit Sekt angestossen, schliesslich ist Alkohol eigentlich verboten. Homosexuell zu sein übrigens auch. Ob die gebeutelten Arbeitsmigranten, welche für einen Hungerlohn den skrupellosen Arbeitgebern ausgeliefert sind, auch eine Einladung für die Party erhielten, entzieht sich derweil unserer Kenntnis.
Gesichert ist aber: Es gab die Möglichkeit, sich mit der Trophäe des Fifa-Arabien-Pokals ablichten zu lassen. Kinderträume können also wahr werden. Bei so viel Pathos darf natürlich eine passende Weihnachtsstory nicht fehlen. Unter den Gästen fand sich nämlich ein besonderes Duo aus Mutter und Sohn ein, wie die Fifa stolz berichtet. Nach dreijähriger Trennung gab es so ein emotionales Wiedersehen – ausgerechnet beim Volunteer-Programm. «Eine berührende Geschichte», schreibt die Fifa.
Mitmachen und im Siegerteam sein
Fast in der gleichen Liga spielt Greta, die uns von ihrem Einsatz bei den Futsal-WM in Litauen vorschwärmt. «Ich habe gelernt, in einem Team mit mir fremden Personen zusammenzuarbeiten. (...) Ehrenamtliche Fifa-Helfer haben mir gezeigt, dass alles möglich ist, wenn man es nur will. Ich weiss gar nicht, wie ich es sagen soll, aber ich würde es auf jeden Fall wieder machen (...).» Diese Begeisterung ist einfach ansteckend. Kein Wunder, schenkt man für solche Erfahrungen dem finanziell angeschlagenen Verband – vier Milliarden Euro Vermögen – die Arbeitszeit gerne freiwillig umsonst.
Zumal sich die Herren in diesem gemeinnützigen Verein in der Vergangenheit ja skandalfrei zeigten. An vorderster Front weibelt nun Karrierist Infantino für gut drei Millionen Franken Jahressalär für die universelle verbindende Kraft des Fussballs. Der Walliser kennt dabei keine Berührungsängste: Ob Amateurfussballer, Spitzenpolitiker oder Scheichs aus Unrechtsregimen – alles wird umgarnt, wenn es der Sache dient. Die interne Ethikkommission prüft dabei knallhart allfällige Regelverstösse.
Infantino schmiert auch den Volunteers noch Honig um den Mund: «In einem Jahr werden die Augen der ganzen Welt auf Katar gerichtet sein (...). Wir zählen auf die Freiwilligen als wichtigen Teil unseres Siegerteams bei der Organisation des grössten und besten globalen Fussballereignisses, das die Welt je gesehen hat.»
Auf die Idee, dass im Wüstenstaat bald der beste Event aller Zeiten stattfindet, kann nur ein Visionär wie der bescheidene Mann aus Brig kommen. Dem 51-jährigen Sonnenkönig gefällt auch das Planspiel, die WM alle zwei Jahre durchzuführen. Es würde nicht überraschen, wenn es bald auf der Fifa-Website als unterstützendes Argument dazu heisst, dass die freiwilligen Helfer damit gleich doppelt so viele Erfahrungen machen. Eine Gratis-Lektion fürs Leben. Gestiftet von Gianni Infantino.