Die FIFA soll neben Zürich schon bald ein zweites Hauptquartier in Paris beziehen. Eine Standortwahl, die auch politische Fragen aufwirft.
Die französische Tageszeitung «Le Monde» und die «Süddeutsche Zeitung» berichten heute Dienstag unisono, dass die FIFA in Zukunft auch in der französischen Hauptstadt die Zelte aufschlagen wird. Hunderte von Mitarbeitern sollen von Zürich nach Paris ausgelagert werden.
Die FIFA selber hat sich zu den Plänen bisher nicht geäussert. Verkündet werden sollte der Coup eigentlich erst am Donnerstag, vom französischen Staatschef Emmanuel Macron persönlich. Was dieser voraussichtlich mit breiter Brust und stolzer Stimme vortragen wird, kommt bei vielen Kritikern aber wohl nicht so gut an. Das hat vor allem politische Gründe.
Ein Leben in prunkvollen Hinterzimmern
Wie unlängst bekannt, residiert in Paris seit einiger Zeit auch die katarische Königsfamilie. Dem nationalen Fussball haben die Scheichs längst den Stempel aufgedrückt. Für die Finanzierung von Paris Saint-Germains Superstars wie Neymar oder Kylian Mbappé fliessen dutzende von Millionen.
Aber auch anderen wichtigen Leuten aus der Fussballwelt machen die Scheichs immer mal wieder gerne einen Gefallen. Michel Platinis Sohn offerierte man etwa einen Spitzenjob in einem katarischen Sportunternehmen. Als Gegenleistung war plötzlich auch die UEFA auf einmal ein grosser Befürworter der WM in Katar. Natürlich nicht offiziell.
Gemäss der «Süddeutschen Zeitung» fühle sich deshalb auch Gianni Infantino «unter dem Dach von Katar sehr wohl». Im katarischen Dunstkreis kann er problemlos seine Geheimtreffen abhalten wie zuletzt im Berner Nobelhotel Schweizerhof, das dem Emirat gehört und gleich neben dem Besprechungszimmer praktischerweise die eigene Botschaft beherbergt. Der ganze Justizskandal um Infantinos Techtelmechtel mit der Berner Bundesanwaltschaft liess sich so etwas einfacher bewältigen.
Welche Vorteile es noch gibt
In Paris kommen für die FIFA noch einige weitere Annehmlichkeiten dazu. Residiert wird schliesslich im Hõtel de la Marine, ein Nobelbau, der zuletzt während vier Jahren renoviert wurde.
Ob sich das neue Hauptquartier auch aus steuerlichen Überlegungen lohnt, ist fraglich. In der Schweiz geniesst die FIFA aufgrund des Vereinsstatus den Vorteil, nur gerade 12 Prozent abzuführen. Doch dafür wird es sicherlich auch Lösungen geben.
Der FIFA selber wird es ohnehin darum gehen, wichtige Beziehungen zu verbessern und zu stabilisieren. Das Motto «Für das Spiel. Für die Welt» kann noch öfter und prominenter platziert werden. Denn wo sonst, lässt sich diese Nachricht besser übermitteln als aus der Stadt der Liebe?