Sie waren aufstrebende Talente und galten als künftige Hoffnungsträger. Einige von ihnen waren Leistungsträger der Nati, andere kamen nur zu einem Länderspiel. Heute spielen sie im Amateurfussball oder irgendwo im Ausland. Elf aktive Schweizer Fussballer und ihr Gang in die Vergessenheit.
Tor
1 Spiel für die Nati
Eldin Jakupovic
23 Jahre jung war Jakupovic, als er im August 2008 für die Nati debütierte. Davor war er als dritter Goalie schon an der Heim-EM mit dabei. Der 4:1-Sieg über Zypern blieb aber der einzige Länderspieleinsatz für den Torhüter, für den es weder an Diego Benaglio noch an Yann Sommer ein Vorbeikommen gab.
Jakupovic zog es früh ins Ausland. Über Russland und Griechenland landete er 2012 in England und spielt seither auf der Insel. Wobei «spielt» nicht ganz treffend ist. In seinen fünf Jahren bei Leicester City (2017 – 2022) kam der Keeper gerade einmal auf vier Einsätze. Seit September dieses Jahres steht er bei Everton unter Vertrag, wartet da aber noch auf sein Debüt.
Verteidigung
1 Spiel für die Nati
Florent Hadergjonaj
Der ehemalige YB-Junior schaffte den Sprung zu den Profis und wusste bei den Young Boys zu überzeugen. 2016 zog es ihn in die Bundesliga zu Ingolstadt und wenig später erhielt Hadergjonaj auch sein erstes Nati-Aufgebot. 45 Minuten durfte er im Juni 2017 beim Testspiel gegen Belarus spielen, es blieb sein einziger Einsatz im Schweizer Trikot.
Wohl auch wegen der starken Konkurrenz auf der Rechtsverteidiger-Position entschied sich Hadergjonaj 2019 zum Nationenwechsel und spielt seither für den Kosovo. 25 Länderspiele hat er seither bestritten. Auf Vereinsebene spielt der Langnauer seit 2020 in der Süper Lig bei Kasimpasa.
17 Spiele für die Nati
Timm Klose
Zwischen 2011 und 2019 gehörte der Innenverteidiger zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft, machte mehrere Spiele in der WM- und EM-Qualifikation, durfte bei den grossen Turnieren (WM 2014, EM 2016, WM 2018) aber nie mit dabei sein. Klose war stets ein verlässlicher Ersatzmann, aber selten einer für den Stamm in der Nati. Das letzte seiner Länderspiele bleibt in besonders positiver Erinnerung: Es war der 5:2-Sieg in der Nations League gegen Belgien, der die Schweiz ans Finalturnier brachte.
Seit 2011 spielt Klose im Ausland, zunächst in Deutschland, dann in England. 2020 kehrte er für ein Jahr leihweise zu seinem Stammklub FC Basel zurück, seit Beginn dieses Jahres spielt er bei Bristol City in der Championship, der zweithöchsten englischen Liga.
1 Spiel für die Nati
Léo Lacroix
In jungen Jahren galt Lacroix als grosses Abwehrtalent und wusste beim FC Sion zu überzeugen, sodass er 2016 sein Glück im Ausland bei St.-Étienne versuchte. Kurz darauf folgte auch das erste Nati-Aufgebot. So richtig durchsetzen konnte er sich in der Ligue 1 aber nicht, weshalb er zwischenzeitlich zum FC Basel und zum HSV ausgeliehen wurde.
Bis im November 2018 musste Lacroix schliesslich auf sein Debüt in der Nati warten, konnte dann bei der peinlichen 0:1-Pleite gegen Katar aber keine Werbung in eigener Sache betreiben. Es blieb sein einziger Einsatz im Dress der Nationalmannschaft.
Danach ging es bei Lacroix ziemlich bergab. Bei Saint-Étienne kam er kaum mehr zum Einsatz, 2020 war er dann ein halbes Jahr lang vereinslos, ehe er Anfang 2021 bei Stammklub Sion einen neuen Anlauf nahm. Seit September 2021 spielt der gross gewachsene Abwehrmann nun in Australien bei Western United – und konnte da gleich im ersten Jahr den Meistertitel feiern.
1 Spiel für die Nati
Vincent Rüfli
Wer erinnert sich nicht ans frühere Super-League-Raubein Vincent Rüfli? Ein harter und unerbittlicher Rechtsverteidiger, immer für eine Blutgrätsche und Trashtalk gut. Landesweit Schlagzeilen machte Rüfli nicht nur mit seinem ersten und einzigen Nati-Aufgebot im November 2011, sondern auch ein paar Monate zuvor, als er sich nach einem Spiel mit Lausanne-Stürmer Matt Moussilou prügelte.
Rüfli spielte für Servette und Sion, bevor es ihn 2016 nach Frankreich zog. Mit Dijon spielte er 22 Mal in der Ligue 1, danach wechselte er in die französische Hauptstadt – nicht zu PSG, sondern zum Zweitligaklub FC Paris. Seit 2019 ist der Aussenverteidiger wieder in der Schweiz. Im vergangenen Sommer zog es ihn dahin, wo er einst das Fussballspielen erlernte – zu Étoile Carouge in die Promotion League.
Mittelfeld
1 Spiel für die Nati
Simon Sohm
Mit 18 Jahren wurde Sohm schon Stammspieler beim FCZ. Der zentrale Mittelfeldspieler durchlief alle Juniorenstufen der Nati und wurde im September 2020 von Vladimir Petkovic erstmals für die A-Nati aufgeboten. Kurz darauf wechselte Sohm in die Serie A zu Parma. Da kam er zwar regelmässig zum Einsatz, stieg aber gleich im ersten Jahr in die Serie B ab.
So verschwand Sohm hierzulande etwas von der Bildfläche. Weil auch die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld der A-Nati so gross ist, kommt er nun wieder in der U21 zum Zug, wo er allerdings gesetzt ist. Sohm ist der einzige Spieler in dieser Liste, dem eine Rückkehr ins Team von Murat Yakin zuzutrauen ist. Bei Parma spielt er regelmässig und kämpft um den Wiederaufstieg in Italiens Fussballoberhaus.
2 Spiele für die Nati
Alain Wiss
Im zarten Alter von 22 Jahren kam der Mittelfeldspieler 2012 unter Ottmar Hitzfeld zu zwei Kurzeinsätzen in der Nati – bei einem 5:3-Sieg über Deutschland und einer 0:1-Pleite gegen Rumänien. Damals spielte Wiss noch beim FC Luzern, später wechselte er nach St.Gallen. Anfang 2020 wagte er den Schritt ins Ausland zum österreichischen Klub SC Altach. Anderthalb Jahre später hatte sich das Thema Profifussball bei Wiss erledigt. Seit einem Jahr spielt er in der Promotion League beim SC Cham.
89 Spiele für die Nati
Gökhan Inler
89 Spiele machte Inler für die Nati – viele davon als Captain. Trotzdem entschied sich Vladimir Petkovic wenige Monate vor der EM 2016, seinen Captain abzusägen und nicht mehr aufzubieten. Inler war da mit Leicester City mitten in der Sensations-Meistersaison, in der er allerdings nicht oft zum Einsatz kam.
Seine besten Jahre, die in der Serie A, wo er zwischen 2007 und 2015 für Udinese und Napoli spielte, hatte Inler schon hinter sich. So zog es den Oltner 2016 in die Türkei. Da wurde er 2017 zuerst mit Besiktas und 2020 auch noch mit Basaksehir Meister. Und auch mit 38 Jahren ist Inlers Karriere noch nicht zu Ende. Aktuell spielt er bei Adana Demirspor.
1 Spiel für die Nati
Izet Hajrovic
Wie Hadergjonaj entschied sich auch Hajrovic nach seinem ersten Nati-Spiel im November 2011 zu einem Nationenwechsel und absolvierte in der Folge 27 Spiele für die Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina. Der ehemalige GC-Profi hat schon in halb Europa gespielt. Nach Stationen in der Türkei, Deutschland, Spanien und Kroatien wechselte er 2021 nach Griechenland zu Aris Saloniki.
Sturm
4 Spiele für die Nati
Nassim Ben Khalifa
Er galt einst als eine der grössten Zukunftshoffnungen dieses Landes, als er mit der Schweiz 2009 sensationell U17-Weltmeister wurde. Zwischen 2010 und 2012 kam er zu vier Kurzeinsätzen in der A-Nati. Der Status als ewiges Talent verfolgte Ben Khalifa aber lange.
So hatte er bis heute noch mehr Stationen als Hajrovic in seiner Laufbahn. GC, Wolfsburg, Nürnberg, YB, wieder GC, Eskisehirspor (Türkei), Mechelen (Belgien), Lausanne, St.Gallen, noch einmal GC und dann Esperance (Tunesien). Nirgends blieb der Offensivspieler länger als zwei Jahre. Seit April 2022 steht er in Japan bei Sanfrecce Hiroshima unter Vertrag.
60 Spiele für die Nati
Eren Derdiyok
Bei seinem Nati-Debüt schoss er 2008 im Wembley gegen England gleich sein erstes Tor. Unvergessen auch: sein Hattrick gegen Deutschland beim 5:3-Sieg der Schweizer im Mai 2012. Meistens hatte Derdiyok in seiner Nati-Zeit zwischen 2008 und 2017 aber immer einen Torjäger vor der Nase, oftmals bleib ihm so nur die Rolle des Jokers.
2008 wurde der Stürmer mit dem FC Basel Meister, 2009 wechselte er in die Bundesliga zu Leverkusen. Über Hoffenheim zog es Derdiyok 2014 dann in die Türkei. Erst zu Kasimpasa, dann zu Galatasaray nach Istanbul, wo er zweimal Meister wurde. 2020 folgte der Wechsel von Göztepe nach Usbekistan zu Pakhtakor Tashkent, wo Derdiyok ebenfalls zweimal den Meistertitel holte. Seit 2021 kickt er wieder in der Türkei bei Hauptstadtklub Ankaragücü. Letztes Jahr gelang dem Team der Aufstieg in die Süper Lig, in dieser Saison kam Derdiyok erst zu einem einzigen Kurzeinsatz.