Die Sport-SerieHoch geflogen, tief gefallen – Teil 3: George Best
Patrick Lämmle
11.4.2018
In unserer fünfteiligen Serie «Hoch geflogen, tief gefallen», erzählen wir die Geschichten von Helden, die nach ihrer Karriere ins Elend stürzten. Teil 3: George Best.
«Maradona good, Pele better, George Best»! Dieser Slogan sagt viel über die fussballerischen Qualitäten des 2005 im Alter von 59 Jahren verstorbenen «Goergie» aus, der für viele noch heute der beste Fussballer der Geschichte ist. Trainerlegende Sir Alex Ferguson sagte einst: «Er ist der grösste britische Fussballer von allen. Wer ihn auf dem Platz spielen gesehen hat, wird ihn nie vergessen.» Auch Sir Bobby Charlton, selbst ein begnadeter Fussballer, fand nur lobende Worte: «Er ist auf einer Stufe mit den besten Spielern aller Zeiten.»
«Europas Fussballer des Jahres»
Best debütierte mit 17 Jahren bei Manchester United, zwei Wochen später schoss er sein erstes Tor. In 446 Spielen erzielte er 178 Treffer für ManUtd, zweimal wurde er britischer Meister und 1968 führte er sein Team zum Gewinn des Europapokals der Landesmeister, dem Vorläufer der Champions League. Im selben Jahr wurde er Torschützenkönig der englischen Liga und er erhielt die Auszeichnung «Europas Fussballer des Jahres». Er gilt als einer der grössten Klublegenden und noch heute gedenken sie ihm in Manchester mit einer Statue vor dem Old-Trafford-Stadion.
Eine schöne Anekdote, die sein schier unglaubliches Talent unterstreicht, stammt aus dem Jahr 1976. Im Vorfeld eines Länderspiels seiner Nordiren – Best hatte seine besten Zeiten längst hinter sich – wurde er gefragt, wer der bessere Spieler sei: der Holländer Johan Cruyff oder er. Best soll den Journalisten ausgelacht haben und versprach, dass er Cruyff bei der erstbesten Gelegenheit tunneln werde. In der fünften Minute dribbelte Best dann von der linken Aussenlinie quer über den ganzen Platz, liess dabei drei Holländer stehen und tunnelte Cruyff am rechten Flügel wie angekündigt. Danach ballte er die Faust und hebte sie demonstrativ in die Höhe.
Heute erinnern wir uns vor allem an seine Sprüche
Bereits mit 26 Jahren verabschiedete er sich von der grossen Bühne und tingelte auf der halben Welt für sporadische Einsätze von Klub zu Klub. Nebenbei eröffnete Best, der auch der fünfte Beatle genannt wurde, Boutiquen und Nachtklubs. Dies obwohl er bereits verschuldet gewesen sein soll.
Geblieben sind vor allem seine Sprüche, die viel über das verrückte Genie und seinen Lebensstil aussagen. So sagte er beispielsweise: «Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.»
Der Mann, der öfters mit dem Nachwuchs trainierte, da er am Morgen nicht aus dem Bett kam, nutzte seinen Galgenhumor schon während seiner aktiven Zeit als Schutzschild. So spielte er etwa seine Alkoholsucht herunter, indem er beispielsweies sagte: «Ich könnte den anonymen Alkoholikern beitreten. Das Problem dabei ist nur, ich kann nicht anonym bleiben.» Und nach einer Bluttransfusion meinte er: «Die haben innerhalb von zehn Stunden 40 Pints in mich geschüttet. Damit haben sie meinen Rekord um 20 Minuten verbessert.»
Best über seine Frauengeschichten: «Ich bin damals oft missen gegangen: Miss England, Miss Kanada, Miss World…»
Die Version des Chefarztes zeigt aber, wie ernst die Lage war: «Es ist unglaublich. Niemand von uns hat jemals miterlebt, dass ein Patient durch so viele Komplikationen kam wie er. Er muss eine ganz starke Person sein.»
Best ist bis heute so etwas wie der grösste Popstar unter Fussballern. Da gehören natürlich auch Frauengeschichten dazu. Auch dazu hatte der Lebemann einen netten Spruch übrig: «Ich bin damals oft missen gegangen: Miss England, Miss Kanada, Miss World…»
Auf seine Karriere zurückblickend meinte «Georgie»: «Ich wurde mit grossem Talent geboren und manchmal hat ein solches Talent auch einen zerstörerischen Charakter. Genauso wie ich auf dem Platz jeden übertreffen wollte, wollte ich auch jeden übertreffen, wenn wir in der Stadt unterwegs waren.» Letzteres hat dazu geführt, dass seine Karriere nur von kurzer Dauer war und er bereits mit 59 Jahren verstarb. Zu seiner Beerdigung in Belfast kamen 100’000 Menschen.