Michi Frey Drei Gründe sprechen für einen Wechsel zu Schalke – und drei dagegen

Syl Battistuzzi

16.1.2023

Wo jubelt Michi Frey in Zukunft?
Wo jubelt Michi Frey in Zukunft?
Imago

Michi Frey will Royal Antwerpen verlassen. Mit Schalke 04 zeigt auch ein Bundesligist grosses Interesse am Schweizer Stürmer. Was für einen Wechsel in die Bundesliga spricht – und was dagegen. 

Syl Battistuzzi

Pro: Zeitpunkt

Mit 28 Jahren befindet sich Michi Frey im perfekten Stürmeralter. Trotz Joker-Rolle hat er in der aktuellen Saison bei Antwerpen seine Torgefahr regelmässig aufblitzen lassen (7 Treffer in 14 Liga-Spielen). Die Mitspieler nannten ihn nicht ohne Grund «Tormaschine». Er besitzt durch seine Erfahrungen in verschiedenen Klubs auch über die nötige Reife, um in einem anderen Land zu reüssieren. 


Contra: Flucht

Mit markigen Worten – «Das war das letzte Spiel für Antwerpen!» – verabschiedete sich der Berner gegenüber Medienvertretern und Fans quasi schon öffentlich von seinem Noch-Arbeitgeber. Sein Coach Mark van Bommel will ihn zwar nicht abgeben, mit Blick auf seine bisherige Karriere ist jedoch eine Trennung unausweichlich.

Der emotionale Zeitgenosse mit Ecken und Kanten forcierte jeweils einen Abgang, wenn ihm die Vorgänge im Klub nicht behagten – oder ein besser dotiertes Angebot vorlag. Ein Abschied ohne Nebengeräusche gab es nur selten. Am Ende entsprachen die Klubs seinem Wechselwunsch aber fast immer. Ein frühzeitiger Abgang in Antwerpen würde daher ins Bild passen – aber sein Image als unbequemer Fussballprofi stützen.


Pro: Bundesliga

Mit Deutschland hat Frey noch eine Rechnung offen. In seinem Jahr bei Nürnberg (19/20) vermied der damals 25-Jährige und seine Teamkollegen den Abstieg zwar in extremis, für eine Weiterverpflichtung konnte sich die Fenerbache-Leihgabe aber mit der überschaubaren Torquote (5) nicht aufdrängen. Frey könnte also bei den Knappen zeigen, was er wirklich drauf hat. Und die Bundesliga hat natürlich international einen höheren Stellenwert als die Jupiler Pro League. 

Das Intermezzo bei den Clubbern war nicht erfolgreich. 
Das Intermezzo bei den Clubbern war nicht erfolgreich. 

Contra: Belgien

Der Wechsel von der Türkei nach Belgien war der perfekte Karriereschritt von Frey. Zwar stieg sein Team Waasland-Beveren 2021 aus der obersten belgischen Liga ab. Doch der physisch starke Angreifer gab mit 17 Toren eine eindrückliche Visitenkarte ab. Als Belohnung gab es von Royal Antwerpen einen Dreijahresvertrag offeriert.

Beim Traditionsklub schoss er ebenfalls Tore am Fliessband – am Ende wurde Frey mit 22 Treffern in 33 Liga-Spielen zweitbester Torschütze in der Meisterschaft. Sein Name strahlt immer noch hell in Belgien – mit einem vorzeitigen Abgang lässt Frey damit auch die Chance liegen, weiter in einer sportlich unterschätzen Liga für Furore zu sorgen. Vielleicht wäre darum ein Verbleib in Belgien sinnvoll: Der FC Charleroi soll ebenfalls Interesse bekundet haben. 


Pro: Knäbel

S04-Sportvorstand Peter Knäbel geniesst mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Profi-Fussball einen guten Ruf in der Szene. Beim DFB soll der 56-Jährig ein Kandidat für die Nachfolge vom zurückgetretenen Oliver Bierhoff sein. Auch in der Schweiz hinterliess Knäbel bei mehreren Klubs sowie beim SFV in unterschiedlichen Positionen seine Fussspuren. 

Der neue starke Mann bei Schalke ist mit dem finanzklammen Klub auf der Suche nach einer günstigen Lösung, um das Sturmproblem (bisher magere 13 Tore in 15 Liga-Spielen) zu beheben. Eine Leihe von Frey passt natürlich in sein Konzept, zumal mit Sebastian Polter ein Mittelstürmer mit Kreuzbandriss ausfällt. Die bisherige Nummer 1 im Sturmzentrum, Simon Terodde, konnte mit drei Treffern noch kein Nachweis erbringen, auch in der 1. Bundesliga seine Torjägerqualitäten abrufen zu können. Mit Knäbel als Fürsprecher wären für Frey die Voraussetzungen sicher günstig, um im Ruhrpott erfolgreich zu sein. 

Peter Knäbel, einst als Technischer Direktor im Schweizer Fussballverband tätig, ist der starke Mann auf Schalke
Peter Knäbel, einst als Technischer Direktor im Schweizer Fussballverband tätig, ist der starke Mann auf Schalke
Keystone

Contra: Abstieg

Schalke hat ein schwieriges halbes Jahr hinter sich – inklusive Trainerwechsel. Fünf Punkte beträgt der Rückstand des Tabellenletzten auf den Relegationsplatz. Der neue Coach Thomas Reis steht vor einer Herkulesaufgabe – das Kader des Aufsteigers präsentierte sich bislang kaum als konkurrenzfähig.

Kostspielige Wintertransfers lagen auch nicht drin, da die Königsblauen sich anders als früher nicht weiter verschulden wollen und einen rigiden Sparkurs fahren. Immerhin: Die treue Anhängerschaft unterstützte diese Massnahmen bisher ohne grosses Murren. Bei einem sang- und klanglosen Gang in die Zweitklassigkeit ist es sicher vorbei mit der Ruhe. 


Neutral: Nati

Egal, für welchen Verein sich Frey entscheidet – die Chancen für ein Nati-Aufgebot unter Coach Murat Yakin sind sowieso minim. Der 48-Jährige hat seit seinem Amtsantritt im August 2021 auf die Dienste von Frey verzichtet – trotz seinen starken Leistungen in Belgien. 

Obwohl Yakin gemäss eigenen Aussagen auf ein Leistungsprinzip setzt, fehlte Freys Name auch auf der Pikettliste für die WM. Doch Frey will die Nati nicht abhaken. «Es bleibt mein Traum und mein Ziel», betonte er vor einigen Monaten. Sein letztes Aufgebot – noch unter Vladimir Petkovic – liegt knapp neun Jahre zurück, zum Einsatz im Nati-Dress kam er noch nie.