Vier Vereine aus Südafrika werden für immer aus dem Verkehr gezogen. Wir klären auf, was vorgefallen ist und blicken zurück auf unschöne Schummeleien aus der Welt des Fussballs.
Dass wir über die vierthöchste Liga Südafrikas berichten, verheisst nichts Gutes. Doch wenn der südafrikanische Verband Safa gleich vier Vereine wegen Betrugs auf alle Ewigkeit sperrt, dann ist das eine Meldung wert.
Am letzten Spieltag schlägt der im 2. Rang klassierte Matiyasi FC die im 3. Rang klassierten Nsami Mighty Birds mit 59:1. Den Vogel schiessen die Birds mit ihren weltrekordverdächtigen 41 Eigentoren ab.
Auch im Spiel zwischen Tabellenführer Shivulani Dangerous Tigers und den Kotoko Happy Boys läuft nicht alles sauber. Die Tigers feiern einen 31:1-Sieg, dies, nachdem die Happy Boys die zweite Halbzeit nur mit sieben Spielern bestreiten. Gerade noch genug, um die Partie nicht forfait (0:3) zu verlieren, aber nicht genug, um ernsthaft dagegenzuhalten.
Letztlich verlieren sie aber alle. Der Verband greift knallhart durch und sperrt die vier involvierten Vereine für immer. Zudem werden die Vereinsfunktionäre der betroffenen Vereine für fünf bis acht Jahre aus dem Verkehr gezogen, die jeweiligen Schiedsrichter gar für zehn Jahre.
Spielabsprachen sind aber keine Erfindung aus Südafrika. Schon in der Antike soll geschummelt worden sein, in jüngerer Vergangenheit erst recht. Denn seit es Wettportale gibt, können Spielmanipulationen ein einträgliches Geschäftsfeld darstellen. Im aktuellen Fall aus Südafrika deutet allerdings nichts auf einen Wettskandal hin. Möglich natürlich, dass die Verlierer-Teams dennoch einen Batzen von den Siegern kassiert haben.
Die Schande von Gijon
Am 25. Juni 1982 liefern sich Deutschland und Österreich in Spanien das bekannteste 1:0 in der Geschichte einer Fussball-WM. Die «Schande von Gijon» verändert das wichtigste Sportturnier der Welt. Bereits vor Spielbeginn wissen beide Teams, welches Ergebnis beide in die Zwischenrunde bringen würde. Nach dem 1:0 durch Horst Hrubesch in der 11. Minute taten die beiden Teams alles dafür, dass es bei diesem Resultat bleibt. Die spanischen Zuschauer sorgten im Stadion für die passende Ambiance des unwürdigen Ballgeschiebes und schwenkten weisse Taschentücher. Seither fanden an einer internationalen Endrunde die letzten Gruppenspiele nie mehr zeitlich versetzt statt.
Skandinavische Verbrüderung?
Natürlich sind auch im seit 1984 eingeführten Modus Konstellationen wie in Gijón möglich. So war an der EM 2004 klar, dass die Italiener in jedem Fall ausscheiden, wenn sich Dänemark und Schweden 2:2 trennen. Bereits im Vorfeld war diese Ausgangslage ein grosses Thema. Wie es der Zufall wollte, traf dann Schweden nach einem Goalie-Patzer in der 90. Minute zum 2:2-Endstand (im Video unten, ab Sekunde 56). Für italienische Medien war klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zu- und herging. Und wer Jahr für Jahr den Eurovision Song Contest schaut, dem kam das Ganze sicher auch verdächtig vor.
Rolex-Uhren und Ferraris für Schiedsrichter
Am 2. Mai 2006 fliegt das Manipulationssystem im italienischen Fussball auf. Im Zentrum des mafiösen Konstrukts steht Luciano Moggi. Der Juve-Generaldirektor wird lebenslang gesperrt, der Klub zwangsrelegiert. Es ging dabei nicht um Sportwetten oder Resultat-Absprachen, sondern um von Moggi mit Rolex-Uhren und Ferraris bestochene Schiedsrichter. In der Saison 2004/05 wurden 29 von 38 Partien von Juventus verfälscht.
Jüngstes Beispiel aus Deutschland
In der Regionalliga schickt Elversbergs Trainer Horst Steffen seine Mannschaft zwölf Minuten vor Schluss nach hinten in die eigene Hälfte. Dort schieben sich die Saarländer unter dem Applaus ihrer Fans zwölf Minuten lang den Ball hin und her. Die Spieler des FSV Frankfurt warten an der Mittellinie ab und berühren den Ball bis zum Schlusspfiff nicht mehr.
Das 1:1 verhilft beiden Teams schon vor dem letzten Spieltag zum Erreichen ihrer Saisonziele. Die Elversberger steigen in der 3. Liga auf und die Frankfurter sichern sich den Ligaerhalt und spielen auch in der Saison 2022/23 in der Regionalliga. Unsportlich? Nicht für die beiden Trainer. Steffen sagt nach dem Spiel: «Es war klar, dass wir bei Unentschieden so gut wie durch sind». Frankfurt-Trainer Tim Görner meint: «Uns hat das Unentschieden gereicht. Warum sollten wir da attackieren?»