Standing Ovations, die Auszeichnung als Ehrenpräsident und ein Überraschungsbesuch von «Robbery» – Uli Hoeness erhält bei Bayern München am Freitag seinen wohlverdienten, emotionalen Abschied.
Nach 49 Jahren und 61 Titeln als Spieler, Manager und Präsident des FC Bayern tritt Uli Hoeness am Freitag bei der Jahreshauptversammlung der Münchner zurück – und verabschiedet sich mit einer emotionalen Rede. «Sie haben mich 50 Jahre und mehr begleitet. Sie haben mir das Leben schöner gemacht», schwärmt Hoeness über sein Jahrhundert beim FCB. Der 67-Jährige ist in der Olympiahalle mehrfach um Fassung bemüht, seine Ehefrau Susi küsst er auf der Bühne.
In seiner 18 Minuten langen Rede blickt Hoeness auf seine Spielerkarriere und die Anfänge als Manager zurück - und auf den FC Bayern der Zukunft. «Wenn ich vom FC Bayern träume, dann denke ich, da ist ein Tanker, der auf dem Weltmeer entlanggleitet», umschreibt es Hoeness. «Der Tanker muss geradeaus fahren und nicht nach links schauen - und schon gar nicht nach rechts», appelliert er.
Hoeness ruft auch die künftige Chef-Riege zur internen Geschlossenheit auf. «Die Gegner sitzen draussen, die dürfen nicht zu Hause sein. Ihr müsst ein starkes Team bilden, ihr müsst stark sein», forderte der Vereinspatron. «Der Verein muss sozial sein, der Verein muss selbstbewusst sein, nicht arrogant!»
Prägende Figur – in drei Funktionen
In drei verschiedenen Positionen prägt Hoeness den deutschen Fussball-Rekordmeister ein halbes Jahrhundert lang: Erst als erfolgreicher Stürmer und Weltmeister von 1974, dann 30 Jahre als Manager und in den letzten zehn Jahren mit einer Unterbrechung wegen einer Haftstrafe als Präsident und Aufsichtsratschef. Sein Mandat im Aufsichtsrat will er bis ins Jahr 2023 weiter ausüben.
Mit zwölf Millionen Mark Umsatz und sieben Millionen Mark Schulden legt Hoeness als 27-Jähriger am 1. Mai 1979 als Manager beim FC Bayern los. An seinem gross zelebrierten Abschiedsabend darf er sich einmal mehr über imposante Wirtschaftsdaten freuen. Der Umsatz steigt auf den Rekordwert von 750,4 Millionen Euro in der abgelaufenen Spielzeit. Der Gewinn nach Steuern beträgt 52,5 Millionen Euro.
Lob und Dank von allen Seiten
«Uli Hoeness, du bist der beste Mann», schallt es durch die Halle, als der 67-Jährige seine Rede beendet. Bei pompösen Klängen wird er zudem von den Ex-Stars Franck Ribéry (AC Florenz) und Arjen Robben (Karriereende) überrascht, die zusammen Meisterschale und DFB-Pokal auf die Bühne bringen. Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic bringt zudem deren Meistertrophäe mit. Es folgten herzliche Umarmungen mit Hoeness.
Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge würdigte einmal mehr die Verdienste von Hoeness. «Du, lieber Uli, hast diese Mia-san-mia-Maschinerie am Laufen gehalten wie kein anderer», sagt er und macht auf den einschneidenden Abgang aufmerksam: «Diese Jahreshauptversammlung bedeutet eine grosse Veränderung für den FC Bayern. Nach 49 Jahren Herzblut für den Verein» heisse es nun, Abschied von Hoeness zu nehmen. Seine Rede beschliesst Rummenigge mit dem Ruf: «Mir san Uli!»
Nachfolger Hainer «verneigt sich»
Punkt 22.00 Uhr räumt Hoeness vor der Wahl des früheren Adidas-Chef Herbert Hainer (65) zu seinem Nachfolger schliesslich seinen Platz auf der Bühne und setzte sich unten in die erste Reihe.
Sein mit überwältigender Mehrheit der 6091 Mitglieder für drei Jahre gewählter Freund Hainer konnte mehrfach fühlen, welchen «riesigen Fussspuren» er folgt. «Ich möchte mich vor dir, lieber Uli, für deine Lebensleistung verneigen», sagte Hainer, der Hoeness auch als Chef des Aufsichtsrats ablösen wird. Er wolle den Sachverstand aus 30 Jahren Adidas, sein grosses Netzwerk und die «riesige Leidenschaft für den FC Bayern München» einbringen, sagte Hainer.
Auf Antrag seines Nachfolgers wird Hoeness zu später Stunde dann auch noch zum sechsten Ehrenpräsident des deutschen Fussball-Rekordmeisters ernannt. Bayern-Mitarbeiter und Gremiumsmitglieder tragen auf der Bühne ein Retro-Trikot mit der Nummer 10 - die einstige Rückennummer von Hoeness. «Ich freue mich wahnsinnig über diese Auszeichnung», bedankt er sich.
Flick bleibt Trainer
Viel Beifall erhält auch Hansi Flick, der von Rummenigge als Nachfolger von Niko Kovac «mindestens bis Weihnachten und möglicherweise auch darüber hinaus» die Verantwortung für das Münchner Starensemble übertragen bekommt. «Ich sage voller Überzeugung: Wir vertrauen Hansi Flick», verkündet Rummenigge.